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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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vorstellen konnte.
    »Was meinen Sie?«, erwiderte er, während er mich losließ.
    Ich drehte mich zu ihm. »Sie sind einer Meinung mit Senator Randal, dass wir keinen einzigen Freund mehr auf der Welt haben. Aber als Vizepräsident für Strategie und Planung frage ich mich, ob eine solche Taktik richtig ist. Ich gehe davon aus, dass Sie versuchen werden, die Regierung so unter Druck zu setzen, dass sie Prozesse gegen die Tabakindustrie verbietet, aber ich kann mir nicht vorstellen, wer davon profitieren soll – selbst Ihnen wird das nichts bringen. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass die Verfahren uns in den Bankrott treiben, bevor Sie in den Ruhestand gegen – egal, wie die Sache in Montana ausgeht.«
    Trainer sah meine Leibwächter an. »Ich habe euch doch gesagt, dass er ein schlaues Kerlchen ist und ihr gut auf ihn aufpassen müsst. So einen Mann beschützt man mit seinem eigenen Körper vor einer Kugel.«
    Ihr Nicken war zu meinem Leidwesen sehr unverbindlich.
    Trainer, der den größten Teil seiner Energie verbraucht zu haben schien, setzte sich wieder auf meinen Stuhl. »Sie haben es noch nicht ganz verstanden. Alle profitieren davon. Unsere Aktionäre und Mitarbeiter bekommen eine gesunde Branche und den Respekt, den sie verdienen, die Regierung kann diese leidige Sache ein für alle Mal zu den Akten legen und wird weiterhin Milliarden Dollar an Steuern über uns einnehmen. Die Gerichte werden nicht länger mit diesem Schwachsinn blockiert. Die Raucher können auch in Zukunft entscheiden, was sie mit ihrem Leben anstellen wollen, ohne dass sich der Staat dabei einmischt, die Fanatiker können weiter ihre Kreuzzüge führen …«
    »Ich habe bei manchem davon so meine Zweifel daran, dass es sich realisieren lässt. Und vieles dürfte eher langfristig gesehen eintreten. Aber die Leute denken kurzfristig – sie neigen dazu, nur das zu sehen, was direkt vor ihrer Nase ist. Das, was hinter dem nächsten Hügel liegt, ignorieren sie einfach.«
    Trainer nickte nachdenklich. »Da haben Sie recht. Den Leuten muss klar werden, dass wir das Richtige tun. Wir müssen anfangen, Freunde zu gewinnen.«
    »Einfacher gesagt als getan.«
    Er schlug die Beine übereinander und lächelte. »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.«

SECHSUNDZWANZIG
    Die Sonne war gerade untergegangen, und das Tiefrot am Horizont bildete einen dramatischen Hintergrund für den Kran, der Darius’ Haus überragte. Die Schaufensterpuppe und der Sandsack, die am Ausleger baumelten, deuteten darauf hin, dass die Testphase noch andauerte, es aber bald mit den Bungeesprüngen losgehen konnte.
    Ich lief über den feuchten Rasen mit meiner Badehose in der Gesäßtasche, während ich spürte, wie die oberflächliche Gelassenheit eintrat, nach der ich gesucht hatte. Ich brauchte jetzt wieder etwas Vertrautes in meinem Leben, und dieser Ort schien mir am besten dazu geeignet. Meine Beziehung zu Darius war die stabilste in meinem Leben, was einiges über mein Liebesleben aussagt. Er und ich waren nun schon seit dreiundzwanzig Jahren Freunde, und seit ich denken konnte, hatte ich mehr Zeit mit ihm als mit jedem anderen Menschen verbracht.
    Und daher hatte ich beschlossen, dass es das Beste war, wenn ich diesen schwülheißen Abend mit Frauen und Pina Coladas verbrachte und Darius zuhörte, wie dieser seine mit Sicherheit einzigartige Interpretation der Zwickmühle, in der ich mich gerade befand, zum Besten gab. Meiner Erfahrung nach gab es nach ein paar Schirmchendrinks kein Problem mehr, das nicht zumindest vorübergehend gelöst schien.
    Als ich durch die offene Tür trat und in den riesigen Raum in der Mitte des Hauses ging, spürte ich, dass etwas anders war. Allerdings konnte ich nicht gleich feststellen, was es war. Das Licht kam wie immer von einer Diskokugel, die Musik war wie immer viel zu laut, und die Bässe dröhnten wie immer in meinem Brustkorb, während die Tänzer wie immer verschwitzt, hektisch und völlig aus dem Takt waren …
    Ich schob mich an der Wand entlang, um dem Chaos auf der Tanzfläche so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, und steuerte auf den Hintereingang zu. Etwa auf halbem Weg wurde mir der Weg versperrt, von einer kleinen Gruppe sonderbar reglos dastehender Leute, die sich auf etwas Unsichtbares zu konzentrieren schienen. Da ich neugierig war und immer noch nicht wusste, was mir so ungewohnt vorkam, warf ich einen Blick in ihre Richtung, während ich mich an ihnen vorbeidrückte.
    Es war eine Zigarette.
    Ich ging

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