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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Versehen nach draußen gegangen ist.«
    Cicero nickte – er hätte nicht geglaubt, es so leicht zu haben –, holte das Zyankali aus seiner Jackentasche und schüttete einen Teil davon in Meiningers Glas. Er kam zurück.
    »Sie ist im Wohnzimmer«, sagte er. »Aber sie sieht wirklich nicht gut aus.«
    »Nein, das tut sie nicht. Und sie wird auch nie wieder so aussehen wie damals. Denn sie ist tot, innen drin ist sie tot. Und daran wird auch dieses verdammte Stangyl nichts ändern. Und weißt du was, du bist mitschuldig, daß sie so ist, wie sie ist. Du, der große, renommierte Humangenetiker, dessen Forschungen weltweit anerkannt sind!« Er machte ein paar Schritte zur Seite, lehnte sich an den Schrank, der gefüllt war mit medizinischer Fachliteratur. Er betrachtete seine Hände mit den sauber gefeilten Fingernägeln, fuhr mit leiser, fast trauriger Stimme fort: »Seit wann liegt der illegale Organhandel in deinen Händen? Seit wann, Hippokrates, läßt du Menschen sterben, damit andere, die es sich leisten können, eine neue Niere oder eine Leber oder ein Herz bekommen? Wann hast du angefangen, deinen Eid zu brechen und einer Macht zu dienen, die nur Elend über andere bringt? Wann hast du angefangen, hilflose Menschen für deine gottverdammten Zwecke zu mißbrauchen? Wann hast du angefangen, Kindern Drogen zu verabreichen, um dann deinen gottverdammten Schwanz in sie zu stecken? So wie es Neuhaus, Winzlow, Domberger und auch Mondrian, diese elende Drecksau, getan haben. Seit wann, sag es mir?«
    Meininger schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an, sagte: »Was willst du von mir? Rechenschaft? Dann schau mal selber in den Spiegel, und frag dich, wann du angefangen hast, deinen Eid, dem Recht zu dienen, zu brechen. Wir sitzen alle im selben Boot, alle, die wir der Organisation angehören. Und daran wirst du nie etwas ändern. Trink deinen Cognac, und dann laß mich zufrieden. Ich habe es nicht nötig, mir deine Vorwürfe anzuhören.«
    »Doch, das hast du. Denn es wird das letzte Mal in deinemelenden Leben sein, daß dir irgendwer irgendwelche Vorwürfe macht.«
    Meininger wurde mit einem Mal kreidebleich. Seine Hand griff nach dem Glas, sie zitterte.
    »Du, du bist derjenige, der . . .«
    »Richtig erkannt, ich bin derjenige. Aber ich bin so ziemlich der letzte, auf den ein Verdacht fallen würde. Doch ich bin es so leid, dieses verdammte Spiel weiterzuspielen . . .«
    »Aber die Organisation . . .«
    »Die Organisation bringt das Unheil über die Welt. Nicht der kleine Dieb, nicht der Ehebrecher oder der Autoknacker, sondern jeder, der sich der Organisation verschrieben hat. Und du hast das getan. Und warum?! Geld, Geld, Geld! Und natürlich Macht. Macht über die, die sich nicht wehren können. Die eigentlich auf unsere Hilfe angewiesen sind.« Er spie die Worte fast aus, mit einem Mal hielt er inne, ging um den Tisch herum, die rechte Hand in der Jackentasche. »Aber du wirst mit deinem Geld nichts mehr anfangen können, so wenig, wie ich etwas mit meiner Frau anfangen kann.«
    »Sie werden dich kriegen«, sagte Meininger mit belegter Stimme, »bei Gott, sie werden dich kriegen. Und dann gnade dir Gott! Sie werden dir die Haut in kleinen Streifen abziehen und dich ganz langsam verrecken lassen. Jawohl, verrecken werden sie dich lassen. Du bist ein Arschloch, wenn du glaubst, dich gegen die Organisation stellen zu können. Sie sind viel zu mächtig und einflußreich, als daß irgendwer sie noch stoppen könnte. Sie haben alles unter Kontrolle. Und wenn ich nicht mehr bin, tritt ein anderer an meine Stelle. Aber sag mir, wie viele willst du noch umbringen – zehn, zwanzig, hundert?«
    »Zwei, außer dir.«
    Meininger lachte zynisch auf. »Zwei! Und wer sind die beiden, wenn ich fragen darf?«
    »Das ist und bleibt mein Geheimnis. Selbst wenn du schon in ein paar Minuten tot auf dem Boden liegst, wirst du nicht wissen, wer dir noch nachfolgt.«
    Meininger nahm das Glas, schüttete den Inhalt in einem Zug hinunter. Er hielt das Glas noch in der Hand, als er sein Gegenüber mit ungläubigem Blick ansah. Das Glas glitt ihm aus den Händen, er faßte sich an den Hals, wollte schreien, doch kein Laut kam aus seinem Mund, außer einem Röcheln. Der Geruch von Bittermandeln breitete sich im Zimmer aus, Meininger rutschte, sich in Krämpfen windend, vom Sessel und fiel zu Boden. Sein Todeskampf dauerte zwei Minuten.
    Cicero zog die Gummihandschuhe über und tat, was er in den vergangenen Tagen bereits fünfmal zuvor

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