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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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kühl.
    Sie traten durch die offene Tür, sahen Meininger in verkrümmter Stellung auf dem Boden liegen. Er war nackt, wie die anderen Opfer auch, auf seiner Stirn die Zahl. Nebenihm ein Zettel, der Zettel, und die obligatorische Lilie. Da noch kein Arzt anwesend war, zog sich die Kommissarin Gummihandschuhe über, befühlte den Toten, bat Hellmer, ihr zu helfen, ihn auf die Seite zu drehen, befühlte die Haut, ob die Leichenflecken noch wegzudrücken waren, tastete, inwieweit die Leichenstarre ausgeprägt war.
    »Und?« fragte Hellmer.
    »Meiner Meinung nach ist er auf jeden Fall vor Mitternacht gestorben. Und diesmal war auch wieder Zyankali im Spiel.«
    Der gerufene Arzt, ein noch relativ junger Mann, kam gerade ins Zimmer, als Julia Durant die Handschuhe wieder auszog. Er stellte sich vor: »Dr. Erhardt, ich habe meine Praxis gleich um die Ecke. Mein Gott, der ist ja ganz schön zugerichtet worden! Ist er ein Opfer des Serienmörders?« fragte er neugierig.
    »Ist er. Wenn Sie ihn bitte untersuchen würden und uns ungefähr sagen könnten, wie lange er schon tot ist«, sagte sie kühl.
    »Ich werde mein Bestes tun. Obgleich ich mit derartigen Todesfällen keine Erfahrung habe. Was bedeutet diese Zahl auf seiner Stirn?« fragte er.
    »Sie wissen, Sie sind an Ihre ärztliche Schweigepflicht gebunden«, ermahnte ihn Hellmer. »Nur damit das klar ist. Und um auf Ihre Frage zurückzukommen, es ist die Zahl des Teufels.«
    »Sahen die anderen genauso aus?«
    »Ganz genauso. Und jetzt fangen Sie bitte an.«
    Hellmer ging nach draußen, fragte einen der Beamten, wer Meininger gefunden hatte.
    »Seine Haushälterin. Sie hatte gestern ihren freien Tag, und als sie heute morgen ins Haus kam, fand sie ihn. Sie ist mit den Nerven völlig am Ende.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie ist nach oben gegangen und heult sich die Seele aus dem Leib.«
    Während Julia Durant den Schreibtisch durchsuchte, begab Hellmer sich in den ersten Stock. Die junge Frau, die höchstens dreißig Jahre alt war, saß auf dem Flur, blickte ihn mit rotumränderten Augen an. Sie hatte ein hübsches, ebenmäßiges Gesicht, mit langen, braunen Haaren und einem anmutigen, sanft geschwungenen Mund. Ihre schlanken Hände hielten ein Taschentuch, mit dem sie sich über die Augen fuhr.
    »Sie sind, wie ich hörte, die Haushälterin von Professor Meininger gewesen?«
    »Wer um alles in der Welt hat ihm das angetan?« stellte sie eine Gegenfrage.
    »Das kann ich nicht sagen. Aber zunächst würde ich gern Ihren Namen wissen.«
    »Miriam Schneider.«
    »Gut, Frau Schneider. Wie lange waren Sie schon bei Professor Meininger beschäftigt?«
    »Seit einem halben Jahr«, sagte sie mit schluchzender Stimme.
    »Was können Sie mir über ihn sagen? Was für ein Mensch war der Professor?«
    »Ich weiß es nicht, ich habe ihn nicht oft zu Gesicht bekommen. Meist hatte ich mit seiner Frau zu tun.«
    »Seine Frau? Wo ist sie?«
    »Sie ist verreist und kommt auch erst nächste Woche wieder.«
    »Wissen Sie, wo sie sich aufhält?«
    »Soweit ich weiß, ist sie zu ihrer Schwester nach Kalifornien geflogen. Aber fragen Sie mich nicht, wo die wohnt.«
    »Das herauszufinden dürfte kein Problem sein. Wann haben sie den Professor gefunden?«
    »So um Viertel nach acht. Normalerweise ist Professor Meininger um diese Zeit schon längst in der Klinik.«
    »Noch einmal zu meiner anderen Frage, was für ein Mensch der Professor war. Ich meine, ab und zu werden sich Ihre Wege doch gekreuzt haben, oder?«
    »Natürlich, vor allem jetzt, da seine Frau verreist ist. Es war ein bloßes Arbeitsverhältnis. Er sagte, was er wollte, und ich habe versucht, seine Wünsche zu erfüllen. Er war aber kein einfacher Mann, das habe ich vom ersten Augenblick an gespürt. Wissen Sie, ich kann schon nach wenigen Sekunden sagen, ob ich mit einem Menschen auskomme oder nicht. Er gehörte nicht zu denjenigen, mit denen leicht auszukommen ist. Er war oft mürrisch und schlecht gelaunt, und er hat diese Laune nicht selten an seiner Frau ausgelassen.«
    »Inwiefern hat er seine Launen an seiner Frau ausgelassen? Hat er sie geschlagen, oder haben sich diese Launen eher verbal ausgedrückt?«
    »Ich weiß nicht, ob er sie geschlagen hat, aber . . . nun, ich könnte es mir vorstellen. Er konnte schon bei Kleinigkeiten recht jähzornig werden. Ich habe mich ein paarmal gefragt, wie sie es so lange mit ihm ausgehalten hat.«
    »Und trotzdem weinen Sie um ihn?«
    Zum ersten Mal huschte so etwas wie ein Lächeln über

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