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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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kleinen Seitenstraße abstellte. Er blieb ein paar Minuten im Auto sitzen, sortierte seine Gedanken, wußte aber schon seit langem, was er ihr sagen würde. Um fünf Minuten vor acht stieg er aus. Der Regen war in ein Tröpfeln übergegangen, doch der kräftige Wind trieb die grauen Wolken in raschem Tempo vor sich her.
    Sie bewohnte ein Penthouse in einem Neubauviertel, er klingelte. Der Türsummer ertönte, ohne daß nach dem Namen des Besuchers gefragt wurde. Er nahm den Aufzug in den fünften Stock, trat heraus, sie stand in der Tür, lächelte ihn an, während er näher kam.
    »Hallo, Cicero«, sagte sie mit verschmitztem Gesichtsausdruck. »Ich hatte fast nicht damit gerechnet, daß du kommen würdest.«
    »Warum?« fragte er. »Wenn ich sage, ich bin um acht da, dann bin ich auch um acht da.«
    »Du kannst deine Jacke an die Garderobe hängen«, sagte sie, während sie in den Wohnbereich ging. »Ich habe eine Kleinigkeit gekocht, ich hoffe, du hast noch nicht gegessen.«
    »Du hättest dir wegen mir keine Umstände machen müssen«, sagte er, nachdem er seine Jacke aufgehängt hatte.
    »Das sind keine Umstände«, erwiderte sie. »Nimm Platz, die Kartoffeln brauchen noch ein paar Minuten. Möchtest du einen Aperitif?«
    »Einen Cognac, wenn du hast.«
    Sie schenkte zwei Gläser halbvoll, reichte ihm eines und prostete ihm zu. Sie trank ihres in einem Zug leer, während er nur einen Schluck nahm, das Glas aber in der Hand behielt.
    »Du wohnst schön hier«, sagte er, worauf sie lediglich mit einem Schulterzucken antwortete.
    Sie setzte sich ihm gegenüber auf einen weißen Ledersessel, legte die Beine hoch, so daß ihre Fersen den Po berührten. Sie sah ihn mit einem leicht lasziven Lächeln an. Sie trug schwarze Strümpfe, einen engen, grauen Rock und eine weiße, durchsichtige Bluse auf der nackten Haut, ihre Brustwarzen waren leicht erigiert, der große, dunkle Warzenhof war deutlich zu erkennen. Aus nicht sichtbaren Boxen drang leise Musik. Der Eßtisch war gedeckt mit Tellern, Besteck und Weingläsern, eine Flasche Rotwein stand auf dem Teewagen neben dem Tisch. Der Parkettboden war, bis auf ein paar Lücken bedeckt mit dicken pastellfarbenen Teppichen, die jeden Schritt schluckten. An den Wänden Bilder von Toulouse-Lautrec und Monet, in die Decke eingelassene Strahler erzeugten ein warmes Licht. Er nahm die Atmosphäre des Raumes in sich auf, setzte das Glas wieder an die Lippen und trank es leer.
    »Hast du schon das von Anders gehört?« fragte sie unvermittelt und blickte ihn dabei an.
    »Nein, was ist mit ihm?«
    »Er wußte zuviel. Er war es, der der Polizei den Tip mit dem Heroin gegeben hat«, sagte sie. »Ich hatte ihn gewarnt, aber er machte in der letzten Zeit einen immer nervöseren Eindruck, weshalb ich mich vor ein paar Tagen mit ihm zusammensetzte und über alles mit ihm sprach. Leider hat er meine Warnungen in den Wind geschlagen. Er dachte wohl, es würde nicht herauskommen, daß er der Informant war, doch außer ihm wußten nur ein paar wenige Eingeweihte von dem Transport. Dann habe ich mir gestern abend seinen Laptop aus seinem Schreibtisch geholt . . . Es hat zwar eine Weile gedauert, bis ich das Paßwort geknackt hatte, aber was ich dann fand, war doch recht aufschlußreich. Er hatte während der vergangenen zwei Jahre sämtliche Informationen gespeichert, unter anderem einige Decknamen, wobei mir immer noch schleierhaft ist, wie er an diese Namen herangekommen ist. Ich habe es natürlich sofort der Organisation mitgeteilt.«
    »Und was habt ihr mit ihm gemacht?« fragte Cicero, der sich nicht anmerken ließ, was er dachte und fühlte.
    »Das, was wir mit Verrätern zu tun pflegen. Er war ein guter Staatsanwalt, aber er hatte Angst. Und Angsthasen, vor allem solche, die der Polizei Infos in die Hände spielen, haben bei uns keinen Platz. Es tut mir nur leid um seine Familie, seine Frau wird die fünf Kinder jetzt ganz allein großziehen müssen«, sagte sie mit zynischem Unterton.
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich nehme an, sie haben ihn so beseitigt, daß man ihn nie finden wird. Er ist einfach verschwunden. Belassen wir’s dabei. Ich wollte es dir nur mitteilen.« Sie stand auf, begab sich in die Küche, kehrtekurz darauf mit zwei Schüsseln zurück, stellte sie auf den Tisch, ging noch einmal in die Küche und holte eine weitere Schüssel mit Gemüse und zwei Schälchen mit Salat.
    »Würdest du bitte den Wein aufmachen?« bat sie.
    Er erhob sich, nahm

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