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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Wohnzimmer, schenkte sich einen Cognac ein und trank ihn in einem Zug aus. Er ging in die Küche, wo Anna die Spülmaschine leerte, lehnte sich an den Kühlschrank, beobachtete Anna einige Sekunden bei der Arbeit, schließlich sagte er: »Anna, ich habe gestern doch gesagt, daß ich Ihnen sehr dankbar dafür bin, was Sie in den letzten Monaten und Jahren alles für meine Frau getan haben. Ich habe ein kleines Geschenk für Sie.«
    Anna blickte auf, zog die Stirn in Falten, sagte: »Ein Geschenk? Für mich?«
    Er holte aus seiner Sakkoinnentasche ein Kuvert und reichte es Anna. »Hier, für Sie.« Sie nahm es in die Hand, zögerte, bis er sagte: »Nun machen Sie schon, öffnen Sie es.«
    Vorsichtig riß sie es auf, nahm den Inhalt heraus. »Du meine Güte«, entfuhr es ihr, »das wäre aber nicht nötig gewesen. Ich weiß überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Sie wollten doch schon immer mal nach London. Ihr Flieger geht morgen früh um halb sieben. Das Taxi ist für fünf Uhr bestellt. Das Hotel ist für eine Woche reserviert, dazubekommen Sie von mir noch ein angemessenes Taschengeld, damit Sie einmal so richtig schön Shopping machen können. Machen Sie noch die Küche fertig, und dann fangen Sie schon mal an, Ihre Sachen zu packen. Nur heute abend müßten Sie noch einmal bei meiner Frau bleiben, weil ich einen unaufschiebbaren Termin habe.«
    »Und nächste Woche? Wer kümmert sich da um Ihre Frau?« fragte Anna besorgt.
    »Ich habe mir für nächste Woche Urlaub genommen. Vielleicht fahre ich mit meiner Frau auch ein bißchen weg.«
    »Danke«, sagte Anna. »Das werde ich Ihnen nie vergessen.«
    »Pst! Ich sagte doch, Sie sind eine Perle. Und jetzt will ich nichts mehr hören.«
    Er machte kehrt und begab sich ins Wohnzimmer. Er schloß die Tür hinter sich, stellte sich hinter seine Frau, die noch immer auf den Garten blickte. Er umarmte sie, küßte ihren Hals.
    »Es ist bald alles vorbei, Schatz. Bald haben wir unsere Ruhe. Heute ist das letzte Mal, daß ich dich allein lassen muß.« Er stand einen Augenblick schweigend, die Arme von hinten um sie gelegt, dann sagte er: »Der Garten sieht herrlich aus, wenn die Sonne scheint. Ich finde, wir haben einen der schönsten Gärten hier. Wollen wir uns ein bißchen in die Sonne setzen? Komm, wir gehen nach draußen.« Er nahm sie bei der Hand, ging mit ihr auf die Terrasse und setzte sich mit seiner Frau in die Hollywoodschaukel. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter, er streichelte ihr Haar. Er dachte an den vor ihm liegenden Abend und an den kommenden Tag. Er hatte keine Angst.

Freitag, 15.00 Uhr
     
    Die von Berger einberufene Lagebesprechung fand pünktlich statt. Es gab keine neuen Erkenntnisse, was die Auswertung der Computer betraf. Auch die verdeckte Ermittlung gegen Schnell war bislang erfolglos geblieben. Nur Kullmer, der erst kurz vor drei ins Präsidium gekommen war, meldete sich zu Wort.
    »Also«, sagte er, »ich habe herausgefunden, wer am Mittwoch abend die Ladung Heroin vom Flughafen abgeholt hat. Es handelt sich um einen Privatspediteur aus Mörfelden, der die Lieferung in das Gewerbegebiet von Kelsterbach brachte. Dort wurde sie in einen anderen Transporter umgeladen. Allerdings konnte er sich an das Kennzeichen des Fahrzeugs nicht erinnern. Der Mann selber ist sauber, er hat einwandfreie Papiere. Er sagte, er habe den Auftrag am Mittwoch vormittag per Telefax von einer Firma namens Computer Heinzl bekommen. Kurz darauf erhielt er einen Anruf und wurde gefragt, ob er den Auftrag annehmen könne. Das war’s.«
    »Und diese Firma Computer Heinzl existiert natürlich nicht, oder?« fragte Berger.
    »Natürlich nicht. Keiner hat je etwas von denen gehört. Also stimmt es aller Wahrscheinlichkeit nach, was unser Informant über das Heroin gesagt hat.«
    »Unser Informant, richtig. Sie wissen ja noch gar nicht, wer das war. Es war Staatsanwalt Anders. Wir müssen davon ausgehen, daß er tot ist. Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen.«
    Für einen Augenblick herrschte betroffenes Schweigen. Nach einer Weile fragte Kullmer: »Gehörte Anders zur Organisation?«
    »Nein, er wurde gezwungen, für sie zu arbeiten. Ersparen Sie mir Details, bitte. Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?«
    Kopfschütteln.
    »Dann meine Dame, meine Herren, schlage ich vor, daß wir es für heute dabei belassen. Kollegin Durant sowie Kommissar Hellmer und Kullmer und ich werden morgen früh hier im Büro sein und auf die Ergebnisse der Spurenauswertung im

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