Das achte Opfer
Fall Schweiger warten. Ihnen anderen wünsche ich ein angenehmes Wochenende.«
Nachdem die meisten Beamten gegangen waren und nur noch Berger, Durant, Hellmer und Kullmer im Büro waren, sagte Berger: »Also, warten wir ab, was heute abend passiert. Wenn etwas passiert, dann wissen wir es spätestens morgen früh. Doch wie gesagt, halten Sie sich in Bereitschaft. Einen schönen Abend noch.«
Freitag, 20.30 Uhr
Er parkte seinen Jaguar in der Wilhelm-Leuschner-Straße, schräg gegenüber vom Hotel Intercontinental. Er nahm seinen Aktenkoffer, betrat die Eingangshalle, meldete sich beim Portier und fragte nach der Zimmernummer eines Dr. Winkler.
»Zimmer vierhundertachtzehn, vierter Stock.«
»Danke.«
Er fuhr mit dem Lift nach oben, stieg aus, ging fast lautlos über den menschenleeren Flur, bis er vor dem Zimmer stand. Er klopfte.
»Ja?« fragte eine männliche Stimme.
»Cicero.«
Die Tür wurde geöffnet, er trat ein. »Schön, daß du die Zeit gefunden hast, herzukommen. Setzen wir uns, und machen wir’s kurz. Ich hab das Zimmer zwar bis morgen bezahlt, möchte aber gern vor Mitternacht wieder in Wiesbaden sein. Wenn du willst, kannst du dir ja eine hübsche Blondine raufkommen lassen. Oder stehst du eher auf dunkel?«
Cicero ignorierte die Bemerkung. Sie setzten sich an einen kleinen runden Tisch.
»Möchtest du etwas trinken? Die Minibar ist bis oben hin voll.«
»Einen Cognac, Cäsar.«
»Hier, bitte schön, ein Cognac. So, und jetzt schieß los, was hast du herausbekommen? Ich bin heute vom Justizminister und vom Generalstaatsanwalt angerufen worden. Die Organisation wird allmählich verdammt nervös. Wir können uns nicht mehr viele Verluste leisten. Wir haben Jahre gebraucht, bis die Organisation stand. Und ich kann nicht zulassen, daß irgendein Verrückter daherkommt und alles kaputtmacht. Ich hab gedacht, ich hör nicht richtig, als man mir heute vormittag sagte, daß Judith auch umgelegt wurde. Sie war einer unserer wichtigsten Verbindungsleute.«
Cicero schraubte den Verschluß von der Flasche, schenkte den Inhalt in ein Glas.
»Willst du nichts trinken?« fragte er sein Gegenüber ruhig.
»Nein, jetzt nicht«, erwiderte Cäsar nervös. »Also, was hast du für mich?«
»Es gibt einige Schwachstellen in der Organisation, die gar nicht so perfekt operiert, wie wir immer geglaubt haben. Es wurde Zeit, einmal eine genaue Prüfung der Entscheider vorzunehmen. Dabei bin ich auf einige interessante Details gestoßen. Aber nicht nur auf Entscheiderebene gibt es Fehlerquellen, auch weiter unten. Die Polizei hat zum Beispiel ein Auge auf Hauptkommissar Schnell vom OK geworfen.
Sie vermuten oder wissen vielleicht sogar schon, daß er geschmiert wurde . . .«
»Aber dieser Schnell kann nicht der wahnsinnige Killer sein! Der hat ja nicht mal den Hauch einer Ahnung davon, daß wir nur mit Decknamen arbeiten.«
»Richtig. Also habe ich mir die Mühe gemacht, herauszufinden, wie viele aus der Organisation Decknamen haben und wie viele von ihnen bereits umgebracht wurden. Hier im Rhein-Main-Gebiet gibt es genau vierzig Personen mit Decknamen. Sieben von ihnen sind tot. Bleiben dreiunddreißig übrig, du und ich eingeschlossen.«
»Okay, okay, klammern wir uns beide aus, bleiben einunddreißig. Wem von denen ist absolut zu trauen und wem weniger oder gar nicht?«
»Warum willst du, daß wir uns beide ausklammern?« fragte Cicero.
»Was soll die bescheuerte Frage? Ich bin in diesem Gebiet der Kopf der Organisation. Welches Interesse sollte ich haben, meine besten Leute zu beseitigen?«
»Es gibt tausend Gründe, warum man dies oder jenes tut. Sag mir, wie integer bist du?«
»Mir reißt gleich der Geduldsfaden! Was willst du mit dieser Frage bezwecken?«
»Du bist ein hohes Tier in der Politik, angesehen in der Gesellschaft – und doch bist du alles andere als integer. Du bist es nur nach außen. Innen drin bist du ein Schwein, wie wir alle. Eigentlich bist du das größte Schwein von uns allen.« Cicero stand auf, die rechte Hand in der Jackentasche, die Finger fest um den Griff des Skalpells gelegt. »Denn du leitest eine Organisation, deren einziges Ziel ein möglichst hoher Gewinn auf Kosten anderer, Unschuldiger, ist. Damit liege ich doch richtig, Cäsar, oder?«
Cäsar erwiderte nichts. Er saß nur auf seinem Sessel undbeobachtete aus zu Schlitzen verengten Augen sein Gegenüber.
»Warum habt ihr mich damals in die Organisation geholt? Los, antworte!«
»Weil du als gerissen und
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