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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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denen anders?«
    »Alles. Es ist einfach eine andere Welt, mit anderen Gewohnheiten, einem anderen Lebensstil, und wahnsinnig viel Geld. Ich habe nicht gern mit ihnen zu tun. Meine Welt gefällt mir besser. Das ist alles.«
    »Um ehrlich zu sein, besonders wohl fühle ich mich hier auch nicht. Aber ganz gleich, was wir denken oder fühlen, wir müssen es hinter uns bringen. Also, gehen wir rein.«
    »Ja, ja, du hast schon recht.« Sie ließ die Zigarettenkippe fallen und drückte sie mit dem Schuh aus. Das gleiche tat Hellmer, der sich noch einmal mit der rechten Hand durchs Haar fuhr. Sie standen jetzt vor dem hohen, schmiedeeisernen Tor, neben dem in etwa drei Meter Höhe eine Überwachungskamera angebracht war, und mit Sicherheit gab es noch etliche andere technische Raffinessen wie Bewegungsmelder, die Grundstück und Haus vor ungebetenen Gästen schützen sollten. Julia Durant drückte den Klingelknopf, über dem in bronzenen Lettern nur die Initialen G. M. angebracht waren. Es dauerte einige Sekunden, bis die Außenbeleuchtung angeschaltet wurde und eine rauhe, weibliche Stimme aus dem Lautsprecher fragte: »Ja, wer ist da?«
    »Hauptkommissarin Durant und Kommissar Hellmer von der Kriminalpolizei. Dürften wir bitte reinkommen?«
    »Kriminalpolizei? Einen Augenblick, ich werde Frau Matthäus Bescheid sagen. Darf ich fragen, um was es geht?«
    »Wir möchten das bitte nicht über die Sprechanlage sagen.«
    »Einen Augenblick, bitte.« Es dauerte einige Sekunden, bis die Stimme sich wieder meldete. »Ich komme raus. Wenn Sie bitte so freundlich wären, mir dann Ihre Ausweise zu zeigen.«
    »Natürlich.«
    Die Frau war mindestens fünfzig Jahre alt, klein, zierlich und hatte einen etwas verhärmten Gesichtsausdruck. DieKommissarin und Hellmer hielten ihr die Ausweise hin, sie warf einen Blick darauf, öffnete daraufhin das Tor und ließ die beiden das Grundstück betreten.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Sie gingen etwa dreißig Meter über einen Kiesweg bis zum Haus, ein von außen prachtvolles Gebäude, das bei Sonnenschein wahrscheinlich noch prächtiger aussah, innen wirkte es beinahe wie ein Palast, die Wände, die hohen Decken, der Fußboden, alles schien aus erlesenstem Material zu sein.
    »Wenn Sie bitte hier warten wollen, ich hole Frau Matthäus.«
    Sie standen in der Eingangshalle, hatten kaum Gelegenheit, das kostbare Interieur zu begutachten, als die Hausherrin mit energischen Schritten auf sie zukam. Eine große, schlanke, aparte Frau mit dunkelblonden Haaren und neugierigen, tiefblauen Augen. Julia Durant schätzte sie auf Ende Dreißig bis Anfang Vierzig, sie lächelte kühl, und, wie die Kommissarin zu spüren meinte, arrogant, vielleicht sogar berechnend. Sie trug ein blaues, tief ausgeschnittenes Kleid und blaue Pumps, um den Hals eine Goldkette mit Anhänger, in dessen Mitte ein Diamant funkelte, am linken Armgelenk eine Cartier-Uhr. Sie reichte erst der Kommissarin, dann Hellmer die Hand.
    »Sie sind also von der Kriminalpolizei. Was kann ich für Sie tun?« Sie hatte eine angenehm weiche, dunkle Stimme.
    »Frau Matthäus, wäre es vielleicht möglich, wenn wir uns irgendwo hinsetzen könnten?«
    Julia Durant sah ihr direkt ins Gesicht, ihre anfängliche Nervosität war mit einem Mal verflogen.
    »Sicher. Folgen Sie mir bitte in den Wohnbereich.«
    Kommissarin Durant schätzte die Größe des Wohnzimmers auf etwa achtzig bis hundert Quadratmeter, der Boden war bedeckt von dicken Perserteppichen, die Wände behängt mitkostbaren Gemälden, die Möbel strahlten eine fast beängstigende Eleganz aus.
    »Bitte«, sagte Frau Matthäus und deutete auf eine zweisitzige, dezent gelbe Couch. Julia Durant und Hellmer setzten sich. Frau Matthäus blieb stehen und fragte: »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Nein, danke. Doch es wäre vielleicht ganz gut, wenn auch Sie sich setzen würden.«
    »Warum? Ist das, was Sie mir zu sagen haben, so schlimm, daß ich mich setzen muß?« fragte sie mit spöttischem Lächeln.
    »Tun Sie’s bitte«, sagte die Kommissarin mit ernster Miene.
    »In Ihrem eigenen Interesse.«
    Der Spott verschwand sofort aus dem Gesicht von Frau Matthäus. Sie nahm den beiden Polizisten gegenüber auf einem Chippendale-Sessel Platz. Sie hielt die Beine eng geschlossen, hatte die Hände gefaltet und auf den Knien liegen. Sie sah Julia Durant aus stahlblauen Augen an.
    »Frau Matthäus, wir kommen soeben aus der Bank, deren Direktor Ihr Mann ist. Wir müssen Ihnen

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