Das achte Opfer
haben, die aus einem Affekt heraus handeln. Unser Täter hat sich unter Kontrolle. Er weiß genau, was er tut und vor allem, wann er es am besten tun kann. Mir scheint fast, als habe er seine Tat und die womöglich noch folgenden Taten bis ins kleinste Detail geplant. Und die Zahl? Es ist die Zahl des Teufels. Und für den Täter ist sein Opfer der Teufel in Person.«
»Für mich ist erst mal der Killer der Teufel«, sagte Kullmer in seiner aufreizenden Art.
»Tja, von Ihrem Standpunkt aus vielleicht. Aber da die Zahl auf die Stirn des Opfers geschrieben wurde, gehe ich davon aus, daß das Opfer damit gemeint sein soll«, sagte die Kommissarin spöttisch. »Doch es ist einfach noch zu früh, irgendwelche Prognosen abzugeben. Wir müssen erst Fakten sammeln, und das wird schwer genug werden. Deshalb sollten wir jetzt auch nicht unsere Zeit verplempern, sondern gleich in die Bank fahren und mit unseren Befragungen beginnen.« Julia Durant warf einen Blick auf die Uhr, fünf Minuten vor acht. »Machen wir uns also auf den Weg, damit wir möglichst mit den Angestellten zusammen in der Bank eintreffen.«
Berger nickte. »Sie fahren alle drei?«
»Um so schneller haben wir es hinter uns.«
Die Kommissarin verließ mit ihren Kollegen Hellmer und Kullmer das Präsidium. Bis zur Bank waren es mit dem Auto nur fünf Minuten.
Mittwoch, 8.15 Uhr
Sie parkten den Dienstwagen, einen Opel Omega, direkt vor dem Haupteingang der Frankfurter Bank. Bevor sie ausstiegen, besprachen sie kurz die Fragen, die den Mitarbeitern vor allem in der zwölften Etage gestellt werden sollten. Sie gingen am Pförtner vorbei, betraten einen der drei Aufzüge und fuhren nach oben. Sieben Angestellte, vier Frauen und drei Männer, standen sich aufgeregt unterhaltend auf dem Flur.
Als die Beamten den Aufzug verließen, verstummten die Gespräche sofort. Alle Blicke waren auf die zwei Männer und die Frau gerichtet.
»Guten Morgen«, sagte Julia Durant. »Das sind Oberkommissar Hellmer und Kommissar Kullmer, und ich selbst bin Hauptkommissarin Durant von der Kripo Frankfurt. Wir würden jetzt gern jedem von Ihnen ein paar Fragen stellen. Sicherlich wissen Sie, um was es geht, und je kooperativer Sie sich zeigen, desto schneller haben wir die Sache hinter uns. Eine Frage vorab – wie viele Mitarbeiter gibt es auf dieser Etage?«
Eine junge, großgewachsene, ausgesprochen hübsche Frau trat einen Schritt nach vorn, sagte: »Einen Moment . . .«
»Wenn ich bitte Ihren Namen wissen dürfte?«
»Rohmer, Marianne Rohmer. Ich arbeite in der Personalabteilung am anderen Ende des Flurs. Lassen Sie mich einen Augenblick überlegen . . . Zweiundzwanzig. Mit Doktor Matthäus waren es dreiundzwanzig.«
»Gut, dann werde ich mich mit Ihnen als erstes unterhalten.« Sie wandte sich Kullmer und Hellmer zu und sagte: »Ich werde mich jetzt mit Frau Rohmer unterhalten.« Dann sah sie die junge Frau an. »Lassen Sie uns doch bittein Ihr Büro gehen, damit wir uns ungestört unterhalten können.«
»Natürlich«, sagte die dunkelhaarige Schönheit und ging vor Julia Durant den Flur entlang zu ihrem Büro.
»Bitte, nehmen Sie Platz.« Sie deutete auf einen Stuhl neben einem Glastisch und nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz. »Frau Rohmer, wie lange sind Sie schon in dieser Bank beschäftigt?«
»Seit genau sieben Jahren.«
»Und in welcher Position?«
»Ich bin Leiterin der Personalabteilung.«
»Gut. Wie lange dauert in der Regel Ihr Dienst?«
»Normalerweise bin ich so gegen Viertel vor acht im Büro und verlasse es meist zwischen halb fünf und fünf.«
»Auch gestern?«
»Gestern bin ich erst um Viertel nach fünf aus dem Haus gegangen, weil ich noch ein wichtiges Einstellungsgespräch hatte, das mehr Zeit in Anspruch nahm als ursprünglich eingeplant.«
»Wie lange hat Ihr Gespräch gedauert?«
»Von kurz vor vier bis, wie gesagt, Viertel nach fünf.«
»Und Sie haben in dieser Zeit Ihr Büro nicht verlassen, und die Tür stand auch nicht offen?«
»Weder – noch«, sagte sie lächelnd. »Einstellungsgespräche werden hinter verschlossenen Türen geführt. Das ist so üblich.«
»Haben Sie beim Verlassen Ihres Büros das Schild ›Bitte nicht stören‹ an der Tür von Doktor Matthäus bemerkt?«
»Nein, tut mir leid, ich habe auch nicht in diese Richtung gesehen. Außerdem hatte er seine Tür ohnehin meist geschlossen, zumindest während der Arbeitszeit. Und das Schild hatte er ab und zu an der Klinke hängen.«
»Wie war Ihr
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