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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ermordeten Mat-thäus auf, aber auch die Befragung von Meininger ging ihr nicht aus dem Sinn. Der Mann verbarg etwas, nur was es war, vermochte sie nicht zu sagen. Sie stieg ins Wasser, tauchte unter den dichten Schaum. Sie nahm einen Schluck Bier, hielt die kalte Dose zwischen beiden Händen und starrte an die Wand mit den blauen Kacheln. Das Telefon klingelte, sie stellte die Flasche auf den Wannenrand, nahm den Hörer.
    »Ja, bitte«, meldete sie sich.
    »Hallo, Julia, hier ist dein Vater.«
    »Vater, schön, daß du anrufst.«
    »Ich wollte mich nur mal erkundigen, wie es bei dir aussieht. Hast du inzwischen einen Anhaltspunkt, was die Schreiben und die Blumen angeht?«
    Sie lachte kurz und trocken auf. »Allerdings habe ich den. Gestern abend ist in Frankfurt einer der mächtigsten Bankiers ermordet worden. Die Einzelheiten will ich dir ersparen, nur soviel – auf seine Stirn hat der Täter die Zahl 666 geschrieben. Und neben dem Toten lag ein Zettel mit genau dem gleichen Wortlaut, wie ich ihn kurz zuvor im Präsidium erhalten habe. Und heute nachmittag kam erneut ein Zettel, diesmal mit einem anderen Wortlaut. Ich habe ihn wieder und wieder gelesen, doch ich kann mir keinen Reim darauf machen. Warte, er lautet:
Die Erde ist entweiht durch ihre Bewohner, denn sie haben die Weisungen übertreten, die Gesetze verletzt . . . In meines Vaters Haus gibt es viele Wohnungen.
Ich weiß einfach nicht, was ich damit anfangen soll. Ich weiß nur, daß bald wieder ein Mord geschehen wird.«
    »Es sind beides Zitate aus der Bibel. Das zweite stammt definitiv aus dem Johannesevangelium. Wie es aussieht, gehst du schweren Zeiten entgegen. Laß mich wissen, wenn ich dir helfen kann.«
    »Vater, das ist lieb von dir, aber ich glaube, in diesem Fall kannst selbst du mir nicht weiterhelfen. Im Augenblick ist der Täter nur ein Phantom. Er hat beim ersten Mal keinerlei Spuren hinterlassen, keiner hat ihn gesehen, keiner hat etwas gehört. Wir müssen einfach abwarten, bis er das nächste Mal zuschlägt und dann vielleicht eine Spur hinterläßt.«
    »Und dieser Bankier – ist er integer, ich meine, hat er einen guten Leumund?«
    »Zumindest behaupten das alle. Das einzige, was ich herausfinden konnte, war, daß er hinter jungen Röcken her war. Aber das allein liefert für mich noch keinen Grund, jemanden derart bestialisch abzuschlachten.«
    »Nein, natürlich nicht. Wie geht es dir?«
    »Wie soll es mir gehen?! Du kennst mich, wenn ich einmal ins Grübeln verfalle, dann holt mich da so schnell keiner raus. Und du kennst meinen Ehrgeiz, ich will diesen Fall unbedingt lösen. Nur fehlen mir, wie gesagt, bislang die Anhaltspunkte. Es gibt keinen Verdächtigen. Vater, sei mir nicht böse, aber ich sitze in der Badewanne, und mir ist im Augenblick nicht nach Reden. Ein andermal, okay?«
    »Ich verstehe. Ich wollte mich auch nur kurz melden und hören, wie’s dir geht. Versuch zu schlafen, und tu wie immer dein Bestes. Nur wer sein Bestes gibt, wird am Ende auch gewinnen. Gute Nacht.«
    Sie legte den Hörer neben die Badewanne, trank die Dose Bier leer. Sie wusch sich, trocknete sich ab, stieg aus der Wanne. Nackt stellte sie sich vor den Spiegel, zog den Bauch ein, wünschte, er wäre so flach wie der einiger Models. Ansonsten hatte sie an ihrer Figur nichts auszusetzen. Doch es war ein utopischer Gedanke, zu hoffen, daß dieser körperliche Makel eines Tages beseitigt werden würde. Sie zog einen Slip und ein T-Shirt über, putzte sich die Zähne, ließ das Wasser ablaufen und nahm das Telefon mit ins Wohnzimmer. Für einen Moment wollte sie noch im Sessel sitzen, die Beine hochgelegt, nachdenken, eine Zigarette rauchen und dann ins Bett gehen. Sie hatte ein wenig Angst vor morgen, der Anhörung, ihr graute vor diesem Vormittag, vor allem vor dem Verteidiger, der als der gewiefteste seiner Branche galt und nicht nur einmal vermeintlich hundertprozentig Schuldige rausgehauen hatte. Ein mit allen Wassern gewaschener Rechtsverdreher, gefürchtet von der Polizei und vor allem den Staatsanwälten. Einer, der sich mit durchgeboxten Freisprüchen einen hohen Lebensstandard gesichert hatte.
    Um kurz nach zehn ging sie zu Bett, nicht ohne vorher die Stereoanlage und den Fernseher ausgeschaltet zu haben. Sieließ die kleine Nachttischlampe neben dem Bett brennen, es gab Nächte, da konnte sie ohne Licht nicht einschlafen. Sie schlief rasch ein, wachte aber nach einer Stunde wieder auf, weil ihre Blase drückte. Danach wälzte sie sich nur

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