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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nicht so spurte, wie er sich das vorstellte, hat er zugeschlagen. Und das war ziemlich häufig. Genügt dir diese Antwort?«
    »Hat er dich auch vergewaltigt?«
    Sie lachte zynisch auf. »Vergewaltigt?« Sie legte den Kopf zurück, blickte zur Decke. »Wenn du damit meinst, daß er sich sein eheliches Recht nahm, wann es ihm beliebte und ohne mich zu fragen, wenn du damit meinst, daß er mich erst verprügelt und dann aufs Bett oder wo immer hingeschmissen und mir die Beine auseinandergerissen hat, wenndu damit meinst, daß Gewalt zu seinen herausragenden Charaktereigenschaften zählte, dann kann ich nur mit einem entschiedenen Ja antworten. Und ja, er hat mich auch gestern vergewaltigt. Er hat nur einen hochgekriegt, wenn er dabei Gewalt anwenden konnte. Ich habe das vorher nicht gewußt. Er war pervers. Es machte ihm Spaß, mich zu schlagen und zu demütigen. Nur so kam er auf Touren. Wahrscheinlich war Gewalt das einzige, was ihm wirklich Spaß bereitete.«
    »Gab es andere Frauen in seinem Leben?«
    »Mit Sicherheit, doch wenn du Namen wissen willst, muß ich dich leider enttäuschen. Ich kenne keine seiner Affären, ich wollte sie auch nie kennen. Ich war froh, wenn er andere gevögelt hat, dann ließ er mich wenigstens in Ruhe. Ich habe ihn gehaßt seit der ersten Ohrfeige.«
    »Tut mir leid, daß alles so gelaufen ist. Du brauchst zumindest vor ihm keine Angst mehr zu haben. Ciao, bis bald.«
    Er ging zum Auto, setzte sich hinein, zündete sich eine Zigarette an. Er kurbelte das Seitenfenster herunter, blickte zum Tor hin, wo sie stand und die Sonnenbrille die meisten Spuren der Schläge verdeckte, die ihr schlanker, schöner Körper hatte einstecken müssen. Sie stand starr wie eine Statue, erst als er den Motor startete und losfuhr, winkte sie ihm nach.

Donnerstag, 9.30 Uhr
     
    Sie fand einen Parkplatz in der Gerichtsstraße. Sie stieg aus, schloß die Wagentür ab und überquerte die Straße, betrat das Gerichtsgebäude, wies sich aus, ging in den ersten Stock. Sie nahm auf dem Gang Platz, wartete eine Viertelstunde,bis sie um kurz nach halb zehn in den Gerichtssaal gerufen wurde. Sie wurde vereidigt, setzte sich in den Zeugenstand neben dem Richtertisch. Rechtsanwalt Dreekmann kam auf sie zu, er hatte diesen arroganten, herablassenden Gesichtsausdruck, den sie schon einige Male bei ihm gesehen hatte.
    »Kommissarin Durant, wie Sie wissen, ist dies hier lediglich eine Anhörung und keine offizielle Gerichtsverhandlung, und ich habe auch nicht vor, sie jemals zu einer werden zu lassen. Aber kommen wir zur Sache.« Er machte eine Pause, zog die Stirn in Falten, sah Julia Durant direkt an. »Sie haben die Wohnungen und Geschäftsräume von Doktor Gerhard Winzlow durchsucht und ihn auch festgenommen. Aufgrund welcher Hinweise ist dies geschehen?«
    »Nun, wir haben einen Anruf bekommen.«
    »So, einen Anruf also. Welcher Natur war dieser Anruf?«
    »Der Anrufer hat uns mitgeteilt, daß Doktor Winzlow seit geraumer Zeit in diverse Waffen- und Drogengeschäfte verwickelt ist und außerdem die Ermordung von insgesamt vier Personen angeordnet hat.«
    »Können Sie uns den Namen des Anrufers nennen?«
    Julia Durant wurde rot, hielt dem Blick von Dreekmann nicht stand. »Nein«, sagte sie leise.
    »Einen Moment, ich habe Ihre Antwort nicht richtig verstanden; könnten Sie sie noch einmal etwas lauter wiederholen?«
    »Nein.«
    »Ein anonymer Anrufer also. Und was genau hat der Anrufer gesagt?«
    »Er hat gesagt, daß . . .«
    »Mein Mandant in Waffen- und Drogengeschäfte verwickelt sei und zudem noch Auftragskiller angeheuert haben soll. Stimmt doch, oder?«
    »Ja.«
    »Nun, dann darf ich Ihnen kurz sagen, daß mein Mandant, Doktor Winzlow, nicht nur einer der größten Kunstkenner dieses Landes, vielleicht sogar weltweit ist, sondern zudem auch noch der Direktor des größten Museums von Frankfurt. Und nicht nur das, sein Kunstverstand und sein Einsatz im kulturellen Bereich haben ihm abgesehen von einem nicht unbeträchtlichen Vermögen auch ein Höchstmaß an Ansehen in der Kunstszene auf der ganzen Welt eingebracht.« Er hielt einen Moment inne, spitzte die Lippen, blickte zu Boden, dann wieder zu Julia Durant. Sein Blick war kühl und überlegen, versehen mit einer Prise Spott. Er fuhr lauter werdend fort: »Und Sie, die Polizei, wollen hingehen und meinen Mandanten, nur weil in einem seiner Häuser Drogen und Waffen gefunden wurden, mit diesen dubiosen Geschäften in Verbindung bringen?! Was aber noch viel

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