Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
du kannst gern einmal einen Blick in meine Wohnung werfen, vielleicht verstehst du dann, was ich meine und daß das mit Selbstmitleid ganz und gar nichts zu tun hat. Aber ich bin selbst an meiner Misere schuld, das habe ich eingesehen. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Brauchst du Geld?«
    Hellmer legte sein Besteck auf den Teller, sah Nadine mit zusammengekniffenen Augen an. »Hör zu, wenn ich Geld brauche, wirst du die letzte sein, zu der ich komme. Klar?! Ich wußte bis vor wenigen Tagen nicht, wo du bist, vor allem wußte ich nicht, mit wem du verheiratet bist.«
    »Mein Gott, du brauchst nicht gleich so zu reagieren . . .«
    »Wie reagiere ich denn?« fragte er scharf. »Wie ein kleines Kind. Werd endlich erwachsen, Frank Hellmer. Du bist auf eine gewisse Weise ein großartiger Mann, andererseits scheinst du aus einem gewissen pubertären Stadium nie herausgekommen zu sein.«
    »Du mußt es ja wissen . . .«
    »Ich denke, ich hatte genug Gelegenheit, dich kennenzulernen. Weißt du, ich habe damals gelitten wie ein geprügelter Hund. Mal warst du da, dann wieder nicht. Deine Frau hat mich terrorisiert, und erst als ich nicht mehr da war, hatte ich Ruhe. Wäre ich geblieben, ich wäre zugrunde gegangen. Aber dich hat sie fallengelassen. Ich habe dir immer gesagt, sie wird dich nicht loslassen, solange ich im Spiel bin. Undich habe dir auch gesagt, daß sie dich nicht liebt, sie wollte dich nur besitzen. Aber du hast sie verletzt, und es gibt nichts Schlimmeres als eine in ihren Gefühlen verletzte Frau. Doch du hast nicht auf mich hören wollen, und dann hast du die Quittung bekommen. Trotzdem tut es mir leid für dich. Ich hoffe, du hast nicht mehr viel mit ihr zu tun. Du hast Besseres als diese Frau verdient. Mein Gott, Frank, mach etwas aus deinem Leben . . .«
    »Wie soll ich das anstellen? Es gibt keine Möglichkeiten für mich.«
    »Ich kann nur eines sagen – wenn du Hilfe brauchst, ich bin jederzeit für dich da.«
    »Nadine, diese Art von Dasein brauche ich nicht. Ich brauche auch kein Mitleid. Ich brauche etwas ganz anderes . . .«
    »Und das wäre?«
    Er seufzte auf, schob den halbleeren Teller zur Seite, zündete sich eine weitere Zigarette an. Er inhalierte, wandte den Kopf zur Seite und blies den Rauch aus. »Du weißt, was ich brauche, aber ich werde nicht darüber reden. Ich habe dich eine Zeitlang gesucht, bis ich die Hoffnung, dich je wiederzufinden, aufgab. Aber du warst immer irgendwie da, ob in meinen Gedanken, meinen Träumen . . . Und jetzt habe ich dich gefunden, auch wenn es durch einen makabren Zufall war, doch du . . .«
    Sie beugte sich nach vorn, legte ihre Hand auf seine, sagte: »Nein, sag nichts weiter. Ich weiß, ich bin vielleicht ein wenig hart und auch ungerecht, aber ich brauche Zeit. Ob es eine Zukunft für uns gibt – ich weiß es nicht. Nur soviel – gib die Hoffnung nicht auf. Erst wenn man die Hoffnung aufgibt, gibt man sich selbst auf.«
    »Heißt das etwa, ich kann noch hoffen?«
    »Ich sagte dir gerade eben, du sollst nicht aufhören zu hoffen. Ich habe dich geliebt, weiß Gott, ich habe dich mehrgeliebt als irgendeinen anderen Menschen davor und danach. Doch es wurde alles so sinnlos, so demütigend, daß ich mir selbst sagte, ich müsse aufhören, diesem Hirngespinst der großen Liebe nachzulaufen. Aber ich glaube, in mir ist noch etwas, und vielleicht laufe ich diesem Hirngespinst doch wieder nach. Und vielleicht ist es gar kein Hirngespinst.« Sie lächelte ihn an, wie nur sie lächeln konnte, warm und weich, so warm und weich, wie ihre Hände sich anfühlten, die seine hielten. »Ich weiß, du hast mich geliebt . . .«
    »Ich habe dich nicht geliebt, Nadine, ich liebe dich immer noch. Und bestimmt nicht, weil du jetzt Geld hast.«
    »Das weiß ich. Nur bitte, gib mir Zeit und dräng mich nicht. Bitte.«
    »Einverstanden. Aber ich kann dir nicht versprechen, dich nicht wenigstens ab und zu anzurufen oder dich zu bitten, mit mir etwas zu unternehmen oder . . .«
    »Du kannst mich anrufen, sooft du willst. Ich werde den Hörer nicht auflegen. Und ich werde auch nicht mehr einfach verschwinden, ohne dir vorher Bescheid zu geben.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Sie bezahlte die Rechnung mit Kreditkarte, danach verließen sie das Restaurant und fuhren zum Palmengarten. Sie verbrachten den Tag miteinander, und abends um zehn standen sie vor ihrem Haus und unterhielten sich. Zum Abschied hauchte Nadine ihm einen Kuß auf die Wange. Hellmer fuhr nach Hause, setzte

Weitere Kostenlose Bücher