Das achte Opfer
Marke IBM Thinkpad, mit denen Nachrichten auch drahtlos via Satellit übermittelt werden können. Ob davon Gebrauch gemacht wurde, können wir nicht sagen. Wir haben auch keine Rechnung oder Belege gefunden, die darauf hindeuten.«
»Aber es waren die gleichen Modelle?« fragte Berger.
»Exakt die gleichen Modelle, neuester Standard. Mit diesen Notebooks kann man so ziemlich alles machen, was zur Zeit technisch möglich ist. E-Mails verschicken, faxen, und wie gesagt drahtlos kommunizieren.«
»Das ist kein Zufall«, sagte Julia Durant leise. »Das heißt, man kann Daten und Nachrichten übermitteln, ohne daß irgendwer außer dem Sender und dem Empfänger vom Inhalt der Daten weiß?«
»Richtig.«
»Mich würde jetzt nur interessieren, was hinter den sogenannten Geschichten steckt. Haben Sie die Texte alle ausgedruckt? Wie viele sind es?«
»So um die sechzig. Die Länge variiert zwischen ein paar Zeilen und einer halben Seite.«
»Werden Namen genannt?«
»Keine Namen, die, soweit wir erkennen konnten, in irgendeinem Zusammenhang mit den Opfern stehen. Obgleich natürlich Namen vorkommen, mit denen wir jedoch im Moment noch nichts anfangen können.«
»Ganz normale oder irgendwelche außergewöhnlichen Namen?«
»Außergewöhnlich ist leicht untertrieben. Ein paarmal kommt Moses darin vor, dann Abraham, Adam, Judith . . . lassen Sie mich überlegen . . . Aaron, Ruth, Methusalem …«
»Biblische Namen!«
»Nicht nur, ein Name ist Nero, ein anderer Caligula, und Cäsar kommt auch noch vor. Es sind noch ein paar mehr, doch kann ich mich jetzt nicht an die anderen erinnern.«
»Decknamen«, sagte Hellmer trocken. »Und wer benutzt Decknamen? Kriminelle Organisationen. Man spricht sich nicht mit dem eigentlichen Namen an, sondern benutzt irgendwelche anderen, fiktiven.«
»Und an was für eine Organisation denken Sie dabei?« fragte Berger.
»Keine Ahnung. Auf jeden Fall an eine, der es äußerst wichtig ist, absolut verdeckt zu operieren. Nur die engsten Mitglieder der Organisation kennen die wahren Namen hinter den Decknamen.«
»Spinnen wir den Faden weiter«, sagte Kullmer und fuhr sich mit einer Hand über den Dreitagebart. »Was, wenn wir es hier mit einem Ring zu tun haben, der Bestandteil der organisierten Kriminalität ist? Was, wenn Matthäus, Neuhaus und Winzlow Teile davon waren? Wir alle, die wir hier sitzen, wissen, daß die Spitzen der OK immer wohlhabend, wenn nicht gar reich sind, sie ein blütenweißes polizeiliches Führungszeugnis haben und in der Geschäftswelt einen bisweilen außerordentlich guten Ruf genießen. Matthäus – Bankier, Neuhaus – Immobilien, Winzlow – Kunst. Das sind nur drei reiche, einflußreiche Männer. Von Winzlow aber wissen wir bereits, daß er ein Päderast war. Womit er sich noch abgegeben hat . . .« Erhob die Hände, grinste. »Aber bei solchen Typen kann ich mir alles vorstellen.«
»Ich muß noch einmal auf Winzlow zurückkommen«, sagte Berger. »Am Donnerstag, im Gericht, da waren Staatsanwalt Anders, Richter Degen, Dreekmann, Kollege Schnell vom OK, zwei uniformierte Beamte, ein Gerichtsdiener und Sie, Frau Durant, anwesend. Wer war noch da?«
»Keine Ahnung«, sagte Julia Durant schulterzuckend. »Ich bin nach meiner Anhörung gleich wieder weggefahren. Ich weiß nicht, wer vor mir oder nach mir noch da war.«
»Aber Winzlow ist noch am selben Abend, wenige Stunden nach der Anhörung, ermordet worden. Könnte es eine von den Personen gewesen sein, die am Vormittag im Gericht waren?«
»Lassen wir sie überprüfen«, sagte Hellmer trocken. »Natürlich darf keiner etwas davon mitbekommen, und jeder, der sich hier in diesem Raum aufhält, muß garantieren, daß kein Wort davon nach außen dringt.«
»So einfach geht das nicht«, sagte Berger. »Wir müssen zumindest Oberstaatsanwältin Schweiger davon unterrichten. Schließlich sollen auch ein Staatsanwalt und ein Richter überprüft werden. Aber ich habe ohnehin vor, sie nach dieser Besprechung anzurufen, sie will wissen, wie weit wir mit unseren Ermittlungen gekommen sind.« Er machte eine Pause, sah in die Runde. »Fragen?«
Kopfschütteln. Er wollte gerade fortfahren, als das Telefon klingelte. Er nahm ab, meldete sich, reichte den Hörer weiter an Julia Durant.
»Ja, bitte?«
»Hier ist Elvira Winzlow.« Sie atmete schwer. »Hören Sie, ich habe am Samstag vergessen, Ihnen etwas zu sagen. Im Haus meines Exmannes gibt es einen Raum, den Ihre Beamten vermutlich noch nicht entdeckt
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