Das Achtsamkeits Buch

Validierung ist eine achtsame, nicht bewertende, aber wertschätzende Wahrnehmung der Patientin. Jede achtsame Wahrnehmung eines Anderen ist gleichzeitig Wertschätzung.
Ein wesentlicher Baustein der DBT ist das »Skills-Training«. Es umfasst vier Module, wobei Achtsamkeit in allen Modulen integriert ist: (1) Innere Achtsamkeit, (2) Training der interpersonellen Wirksamkeit, (3) Training der Emotionsregulierung, (4) Stresstoleranz.
Der Nutzen der Anwendung von Achtsamkeit bei Borderline-Patienten wird klar, wenn man weiß, dass sie die meiste Zeit des Tages mit sorgenvollen, selbstabwertenden, kritischen, negativen und Katastrophen ausmalenden Gedanken beschäftigt sind. Sie verlieren sich in der negativen Bewertung von Situationen, Emotionen, Gedanken und sich selbst. Die ansteigende Spannung führt zu dysfunktionalen Lösungsversuchen wie Selbstverletzungen.
Im Modul »Innere Achtsamkeit« werden in den Therapie-Gruppen folgende Fertigkeiten vermittelt:
     
Was tue ich?  
1.  Wahrnehmen: mit den 5 Sinnen, aber auch das Wahrnehmen von Gedanken und Gefühlen ist gemeint, ohne zu flüchten und ohne sie festzuhalten.
2.  Beschreiben: Worte für das von Moment zu Moment Wahrgenommene finden, für das »was ist«, für die »Fakten«.
3.  Teilnehmen: Voll bei einer Sache sein und sich dabei nicht ablenken lassen.
     
Wie tue ich das?  
1.  Nicht beurteilend: Die »Wirklichkeit« ist, wie sie ist, und das hat Ursachen. Daher ist das Wahrgenommene weder als schlecht noch als gut zu bewerten. Die Dinge sind sachlichund neutral so zu beschreiben, wie sie wirklich sind. Es gilt auch zu hören, wie sie von anderen beschrieben werden. Nicht bewerten bedeutet aber nicht, beispielsweise jedes Verhalten anderer gutzuheißen oder in der Folge keine Konsequenzen daraus zu ziehen.
2.  Konzentriert: fokussiert bleiben bzw. Ablenkungen wie Bewertungen frühzeitig bemerken und wieder zum Augenblick zurückkommen.
3.  Wirkungsvoll: tun, was möglich ist und was auch funktioniert. Sinn und Ziele einer Handlung im Auge behalten.
     
Es gibt nur einen Fehler, den ein Patient machen kann: aufzuhören zu üben. Achtsamkeitsübungen sind allerdings nur bis zu einem gewissen Spannungszustand möglich. Die Regulation in höheren Spannungszuständen wird im Modul »Stresstoleranz« vermittelt. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf starke äußere Reize gelenkt, etwa das Riechen von Salmiak.
Achtsamkeit ist in der DBT eng verknüpft mit dem Prinzip der »radikalen Akzeptanz« . So wird jede Achtsamkeitsübung zugleich auch zu einer Übung von Akzeptanz dessen, was ist. Auf eine gedankliche oder reale Ablehnung und einen Kampf gegen die Realität wird verzichtet. Es geht darum, sich der Erfahrung zu öffnen, genau so, wie sie in jedem Moment ist.
In der Gruppe gibt es eine Vielzahl von Übungen der »Fünf-Sinne-Achtsamkeit«:
 
   •   Sehen: Eine Person beschreibt ein Bild, das die anderen nicht sehen können und nach ihren Anweisungen malen sollen; oder durch ein Loch in einem schwarzen Karton schauen und nur den sichtbaren Ausschnitt beschreiben. Damit wird die Perspektive des »Inneren Beobachters« verdeutlicht.
   •   Hören: dem Klang einer Klangschale folgen; eine Glocke läuten jeweils beim Hören einer Bewertung; »Geräusch-Memory« mit Filmdosen, die mit verschiedenen Dingen gefüllt sind, etwa mit Sand oder Reis.
   •   Riechen: an Kaffeebohnen riechen; in der Natur Gerüche wahrnehmen.
   •   Schmecken: Brausetablette lutschen; Tee trinken.
   •   Fühlen: einen Stein ertasten; barfuss über Gras gehen.
     
Beispielhafte Studien zur Wirksamkeit von DBT bei BorderlineStörungen: siehe Anhang.
     
Weiterführende Literatur: Linehan (1996a, 1996b), Huppertz (2003), Lammers & Stiglmayr (2004), Sendera & Sendera (2007), McKay et al. (2008).
     
Links:  
DBVT-Dachverband Deutschland, Schweiz, Österreich . Informationen zu DBT. http://www.dachverband-dbt.de
DBT-Trainingscenter. Training, Tools (englisch).
‣  http://behavioraltech.org
Linehan, M. Die Arbeit von Marsha Linehan (englisch).
‣  http://faculty.washington.edu/linehan/
Selbsthilfe. Selbsthilfeseite mit Anleitungen (englisch).
‣  http://www.dbtselfhelp.com/index.html
     
    Achtsamkeit bei Angst
    Bei Gefühlen wird die untrennbare Verwobenheit von mentalen und körperlichen Vorgängen deutlich. Wenn beängstigende innere Bilder auftauchen, führen diese auf der körperlichen Ebene zu Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Zittern und vielen