Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Achtsamkeits Buch

Das Achtsamkeits Buch

Titel: Das Achtsamkeits Buch
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
Vom Netzwerk:
abschirmenden Effekt gegenüber dem intensiven äußeren Reiz. Matthieu Ricard konnte in bemerkenswertem Maße Gelassenheit und Gleichmut bewahren, trübende Emotionen waren nicht aufgetreten. Er konnte mit diesen und anderen Versuchen seine auf der Konferenz gemachten Aussagen untermauern. Jahrelange Meditationspraxis zeigt Auswirkungen. Meditationserfahrene reagieren in einer belastenden Situation anders als Anfänger. Dies konnte auch in einer deutschen Studie nachgewiesen werden, in der ebenfalls Schreckreaktionen untersucht wurden (Zeidler, 2007).
     
    Kultivierung von Mitgefühl
    Ein zentraler Bestandteil des achtsamen Entwicklungsweges ist die Kultivierung von Mitgefühl. Dabei wird nicht zwischen Mitgefühl für andere Menschen und dem Mitgefühl mit sich selbst unterschieden. Der Dalai Lama betont, dass sich der tibetische Ausdruck für Fürsorglichkeit oder Mitgefühl, tsewa , sowohl auf Andere als auch auf die eigene Person bezieht. Er enthält als Nebenbedeutung den Wunsch: »Möge ich frei sein von Leid und frei von den Ursachen des Leids«. »Mitgefühl ist im Grunde mehr als nur ein Gefühl für andere – Empathie – es ist vielmehr eine Anteil nehmende, tief empfundene Fürsorge, ein Wunsch, etwas zu tun, um das Leid des Menschen zu lindern, unabhängig davon, ob man selbst oder ein anderer das betroffene Wesen ist. Es gilt auch für Tiere« (Goleman, 2003, S. 107).
    Güte und Mitgefühl werden geübt, in dem man seine Aufmerksamkeit bewusst auf jene Facetten der Realität richtet, die von sich aus Mitgefühl und Güte erregen. Mitgefühl entsteht dann von selbst. Es ist auch nicht das Ergebnis des Versuchs oder der Anstrengung, mitfühlend sein zu wollen, so wie man nicht erzwingen kann, spontan zu sein.
    Der Dalai Lama meint dazu: »Mitgefühl kann etwa dadurch geweckt werden, dass man an leidende Menschen denkt. Wenn man Mitgefühl empfindet, wird der Geist zwar ein wenig beunruhigt, aber das bleibt an der Oberfläche. Im Inneren herrscht ein Gefühl der Zuversicht, und daher gibt es auf einer tieferen Ebene keine Beunruhigung. Durch ein solches durch Nachdenken erwecktes Mitgefühl wird der Geist ruhig« (Goleman, 2003, S. 237).
    In diese Richtung weist auch eine Untersuchung mit Matthieu Ricard (Goleman 2003, S. 49). Dazu wurden ihm zwei Filme vorgeführt, die für Experimente in der Emotionsforschung hergestellt worden waren. Im ersten Film scheint ein Chirurg mit Säge und Skalpell einen Arm zu amputieren. In Wirklichkeit bereitet er allerdings einen Armstumpf für die Versorgung mit einer Prothese vor. Es fließt viel Blut, man sieht ausschließlich den Arm, nicht jedoch den Menschen, der operiert wird. Die während der Betrachtung des Films aufgetretenen physiologischen Veränderungen bei Matthieu Ricard waren nicht weiter auffällig. Er berichtete, an buddhistische Lehren über die Vergänglichkeit erinnert worden zu sein. Er habe an die unappetitlichen Aspekte des menschlichen Körpers gedacht, die sich unter einem anziehenden Äußeren verstecken.
    Der zweite Film zeigt einen Mann mit schweren Verbrennungen bei einer sehr schmerzhaften Prozedur. Man sieht, wie Ärzte ihm die verbrannte Haut in Streifen vom Körper ziehen. Auf diesen Film reagierte der Mönch ganz anders. Wenn er die ganze Person sieht, empfinde er Mitgefühl. Er dachte an das menschliche Leid, wie man es lindern kann, empfand Fürsorgeund Anteilnahme und eine nicht unangenehme starke Trauer. Die Auswertung der physiologischen Messwerte zeigte tiefe Entspannung .
    Matthieu Ricard meint, dass es im Buddhismus darum gehe, »vier Dinge zu entwickeln: Liebe, Gleichmut, Mitgefühl und Freude. Die symbiotische Beziehung zwischen ihnen wird man, auch wenn man sie anfangs nicht sieht, im Laufe der Übungen erkennen. Wenn man Güte übt, kann es zum Beispiel geschehen, dass die Anhänglichkeit wächst; in diesem Fall geht man dazu über, Gleichmut zu üben. Wenn man über längere Zeit Gleichmut übt, besteht die Gefahr, dass man irgendwann in Gleichgültigkeit versinkt; in diesem Fall wechselt man zur Übung des Mitgefühls für die Leidenden. Bei Anfängern besteht die Gefahr, dass man in Depression versinkt, wenn man sich die Leiden der Welt übermäßig bewusst macht. In diesem Fall geht man dazu über, sich über einen positiven Aspekt des Glücks anderer zu freuen. Beim praktischen Üben kommen alle diese Dinge zusammen« (Goleman, 2003, S. 244).
    Die klassische Übung zur Kultivierung von Mitgefühl ist die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher