Das Achtsamkeits Buch
die auf eine solche Weise arbeiten, beschreiben diesen Zustand wie ein dichtes, gemeinsam geschaffenes Beziehungs feld , in dem beide eng miteinander verbunden wahrnehmen und beobachten.
Eine 34-jährige Sekretärin beschreibt diese Erfahrung im Rahmen einer Therapie folgendermaßen:
»Ich fühlte mich so tief gesehen und verstanden – eigentlich zum allerersten Mal in meinem Leben. Elsbeth (ihre Therapeutin; Anmerkung der Autoren) bekam meine tiefsten Regungen und Bewegungen mit, und ich hatte das Gefühl, dass ich mit absolut Allem angenommen bin – selbst mit dieser furchtbaren Schuld (Erinnerung an den Tod ihres Bruders; Anmerkung der Autoren). Sie war wie ein Ort der Zuflucht – endlich nicht mehr allein. … Es war wie zu Hause ankommen.«
Exkurs:
Hakomi-Methode
Die Hakomi-Methode ist ein tiefenpsychologisches Verfahren, das aus dem Hintergrund der humanistischen Psychologie der 1960er Jahre entstand. Der therapeutische Ansatz ist komplex, obwohl er in der Anwendung leicht und anstrengungslos wirkt. Hakomi wird weltweit gelehrt und ist heute eine der am weitesten verbreiteten körperpsychotherapeutischen Methoden.
Hakomi ist:
• Achtsamkeitszentriert: Im Zentrum der Methode steht Achtsamkeit. Daraus ergeben sich eine entsprechende Haltung des Therapeuten sowie bestimmte Strategien und Techniken: das gesamte Vorgehen ist auf ein Einfühlen in den gegenwärtigen Zustand ausgerichtet. Achtsamkeit ist somit nicht als bloßes Übungselement integriert, sondern als zentrale Dimension in jedem einzelnen Baustein des Verfahrens.
• Erfahrungsorientiert: Im Einklang mit der Achtsamkeit ist das Vorgehen auf die Erfahrung im gegenwärtigen Moment gerichtet, oder es bereitet die Arbeit im Gegenwartsmoment vor. Auch der Prozess der Veränderung selbst beruht hier auf eindringlichen und komplexen Erfahrungen.
• Systemisch: Die Struktur der leib-seelischen Selbstorganisation wird systemisch verstanden, als »sensitive Ökologie« aus Teilpersönlichkeiten oder typischen Aktivierungszuständen. Darauf baut sich ein differenzierter Umgang mit der Dynamik und den Konstellationen von Persönlichkeitsanteilen auf.
• Explorativ-forschend: Da es einer Haltung der Achtsamkeit widerspricht, auf erstrebte Veränderungen hinzuarbeiten, wird das gesamte therapeutische Instrumentariumim Sinne einer präzisen Erforschung der Selbstorganisation angewendet. Auch die Haltung des Therapeuten ist anteilnehmend-neugierig und erkundend. In transformatorischen Phasen, also jenen, in denen sich eine Veränderung vollzieht, werden »emergente« und autonome Strebungen des gesamten selbstorganisierenden Systems genutzt.
• Beziehungsbasiert: Als erste und wichtigste Voraussetzung für den therapeutischen Erfolg wird eine genau beschriebene aktive Gestaltung der therapeutischen Beziehung angesehen, auf die alle Einstellungen, Strategien und Techniken abgestimmt sind. In der Hakomi-Methode wird das Beziehungsangebot der Therapeuten in dem Begriff »loving presence« zusammengefasst, der sämtliche Merkmale von Achtsamkeit beinhaltet.
• Körperbezogen: Der ständige und genaue Bezug zur Selbstorganisation des Körpers unterstützt sowohl die achtsame Gegenwärtigkeit, als auch Erlebnisaktivierung und Erfahrungsorientierung. Dazu werden unterschiedliche Techniken aus körperpsychotherapeutischen Traditionen – in einer auf Achtsamkeit abgestimmten Form – genutzt.
Studien zur Wirksamkeit: Koemeda-Lutz et al. (2003), Koemeda-Lutz et al. (2006).
Weiterführende Literatur: Kurtz & Prestera (1979), Kurtz (1985, 1990, 1994), Weiss & Benz (1989).
Links:
Hakomi Institute of Europe. Informationen zu Hakomi, Workshops, Trainings und Therapeuten.
‣ http://www.hakomi.de/
Hakomi Austria Verein. Hakomi in Österreich.
‣ http://www.hakomi-austria.at/
Hakomi Institute. International Website of the Hakomi Institute.
‣ http://www.hakomiinstitute.com/
Website von Ron Kurtz.
‣ http://www.hakomi.com/
Was genau ist »anders« in einer achtsamkeitszentrierten Beziehung?
Die meisten Therapieformen gehen von einem Expertenmodell aus. Danach hat der Therapeut, was die Bewältigung von Problemen und Störungen ihrer Klienten betrifft, einen Wissensvorsprung. Er stellt Bezüge her, greift auf diagnostische Modelle zurück, analysiert, zeigt neue Perspektiven auf, denkt nach und steuert schließlich mehr oder weniger zielstrebig Lösungen an. Nach dem
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