Das Aion - Kinder der Sonne
Sektor der Fabrik ich mich gerade aufhalte. Zumindest habe ich es geschafft, diverse Fehlfunktionen der Anlage zu beheben und diesen Holo-Transmitter zu reaktivieren. Sobald ich Zugriff auf einen Schalt- oder Übersichtsplan der gesamten Anlage erhalte und den Sinn, Zweck und Inhalt aller Räumlichkeiten und Funktionen abrufen kann, werde ich auch den Ort finden, von dem aus die Anlage gesteuert wird. Inzwischen bin ich fast sicher, dass dem Angriff auf die Bewohner von Iférana kein gänzlich feindlicher Hintergrund zugrunde lag. Die Anlage und ihre mechanischen Helfer handelten offenbar im Zuge einer Sicherungsanordnung.«
»Sicherungsanordnung?« Jiril wirkte überrascht.
»Eine Zwangsisolierung«, präzisierte Dr. Gayot. »Eine Art Quarantäneprogramm.«
Mira bekam trotz der Wärme, die im Lesesaal herrschte, eine Gänsehaut. »Wozu denn Quarantäne?«, fragte sie.
»Das weiß ich noch nicht«, gestand der Doktor. »Aber ich werde es früher oder später herausfinden. Nanu …« Er drehte sich langsam im Kreis, wobei es aussah, als schaue er sich nicht in der Bibliothek um, sondern an dem Ort, an dem er sich wirklich aufhielt. »Vielleicht ebenfalls eine Fehlfunktion …«, murmelte er dabei. Dann schien er sich des Holo-Transmitters wieder bewusst zu werden und fragte: »Ist es euch gelungen, eine Arcasie zu pflücken?«
»Äh …«, begann Mira unsicher und warf Jiril einen knappen Blick zu.
»Da gibt es ein kleines Problem«, ergriff dieser das Wort. In wenigen Sätzen erzählte er Dr. Gayot von Bens Havarie mit dem Rigger sowie den quasi über Nacht errichteten Mauern, die ein unbemerktes Betreten der Oststadt vollkommen unmöglich machten.
»Oh, diese Darabari«, schimpfte Dr. Gayot daraufhin, wobei sein Hologramm bedenklich flackerte. »Ihr müsst irgendwie versuchen, in die Oststadt zu gelangen. Buddelt euch unter einer der Mauern durch, klettert irgendwie darüber, bestecht eine Wache, was auch immer.« Erneut schien er nach etwas zu lauschen, das nur er hören konnte. Dann begann sein Hologramm plötzlich zu flackern und erlosch.
»Warten Sie!«, rief Mira in den leeren Raum hinein.
»Keine Zeit mehr«, vernahm sie die blecherne Stimme des Doktors aus einer unbestimmbaren Richtung. »Hier unten haben offenbar die Wände Ohren. Ich treffe euch morgen Abend hinter der Stadtmauer, am Osttor.«
Dann herrschte Stille.
»Das Osttor«, murmelte Jiril. »Na, prima.« Er legte wie in Trance das Buch beiseite und starrte lange Zeit auf den Einband. Dann sah er hinauf zu der langen Reihe kleiner Fenster, die knapp unterhalb der Saaldecke in die Südwand eingelassen waren. Die letzten Sonnenstrahlen badeten den Lesesaal in goldgelbes Licht. »Das liegt hinter der Schutzmauer«, sagte er schließlich.
17 Gestrandet
Tausende von Kilometern weiter westlich ragte inmitten der nachtdunklen Serir Fassassa der Rumpf eines Luftkissenbootes über die Geröllebene. Aus der Ferne wirkte es, als schwebe die Steuerbordseite des Hovercrafts wie von Geisterhand gehalten in der Luft. Erst beim Näherkommen war zu erkennen, dass hier keine Zauberei im Spiel war, sondern Mechanik und Hydraulik, gesteuert von einer frustrierten künstlichen Intelligenz.
Um einen stabilen Stand zu haben, hatte Delius seinen Rückenarm ausgefahren und auf dem Boden aufgesetzt. Mit seinen drei übrigen Armen stützte er den Rigger, während Ben unter dem Rumpf herumkroch und die verstopften Luftschächte von Sand und Geröll befreite.
»Ich bestehe zwar nur aus künstlichen Komponenten und kenne daher keine Muskelübersäuerung, aber meine Sensoren registrieren, dass dieses Fahrzeug außerordentlich schwer ist«, bemerkte Delius und ließ den Rigger demonstrativ um ein paar Zentimeter absinken. »Sein Gewicht beansprucht zusehends meine Hydraulik«, fügte er hinzu, als er keine Antwort erhielt.
»Es ist nur noch diese eine Turbine«, keuchte Ben unter dem Luftkissenboot. »Also hör endlich auf zu jammern!«
»Ich möchte betonen, dass ich ein annähernd vier Tonnen schweres Hovercraft stütze und gleichzeitig sowohl die erniedrigende Funktion eines Kompressors als auch die einer Stehlampe erfülle, um Euch das Reinigen der Zuluftanlage zu erleichtern, Sansar Benoît«, nörgelte Delius weiter. »Das könnte ein plötzliches Überhitzen meines Primärprozessors zur Folge haben, was zum sofortigen Ausfall aller hydraulischen und pneumatischen Funktionen führt – einschließlich der meiner Arme …« Als Ben nach exakt
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