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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Überfliegen der von Mira markierten Textstelle durch die Bibliothek. »Das hier klingt zumindest mal halbwegs vernünftig und informativ«, befand er. »Hör zu: Der Weltenbaum ist ein Symbol für das Leben und stellt gleichzeitig die Gesamtheit des Universums dar. Sein Stamm wurzelt im Urgrund, seine mächtige Krone trägt die Vielfalt aller Erscheinungen der Schöpfung. In seinen Samen befinden sich die Keime aller Pflanzen- und Tierarten. Im alten Ägypten, Mesopotamien und Griechenland waren selbst die Sterne seine Früchte. Er ist unsterblich und gewährt auch den Menschenseelen Unsterblichkeit, entweder durch seine Früchte oder durch seinen Saft.
    Jeder Weltenbaum wächst von oben, aus der geistigen Welt, nach unten, in die stoffliche Welt hinein. Er wird in den meisten Mythen von einem Drachen oder einer Schlange bewacht, die den Geist der Erde symbolisieren. Sie hüten somit das Geschenk des Lebens und den lebendigen, quecksilbrigen Saft, der ihn durchströmt. Der Lebensbaum schenkt allen Wesen, die in seinem Schatten leben, geistige Nahrung – verlangt jedoch im Gegenzug lebendige Nahrung, ebenso wie die Beschützer seiner Früchte.«
    »Lebendige Nahrung?«, stutzte Mira. »Was soll das bedeuten?«
    »Klingt für mich wie Tieropfer.« Jiril überlegte einen Augenblick. »Oder sogar Menschenopfer«, fügte er hinzu.
    Mira dachte einen Augenblick über das Gehörte nach, wobei ihr Azurs Warnung vor Yggdrasil wieder in den Sinn kam. Dann nahm sie das letzte Buch vom Tisch.
    »Nun sag schon«, forderte Jiril, als sie auffällig lange schwieg.
    Mira sah kurz zu ihm auf. »Hier steht nur, dass die Samen eines Lebensbaumes die Menschen selbst seien …«
    »Das kommt der Wahrheit womöglich näher als du glaubst«, erklang plötzlich eine vertraute Stimme.
    Jiril sprang erschrocken zur Seite, als einen Meter neben ihm die exorbitante Erscheinung von Dr. Gayot sichtbar wurde. Mira hatte das Buch fallen gelassen und vor Verblüffung den Atem angehalten.
    Der Doktor schien sich seines überraschenden Auftritts vollkommen bewusst zu sein und ließ die Stille eine Weile auf sich wirken. »Der ganze Sachverhalt ist jedoch komplizierter, als ihr es euch vorzustellen vermögt«, brach er schließlich das Schweigen. Seine Stimme klang blechern und verzerrt, als spreche er durch ein langes Metallrohr. »Vertrackt wäre vielleicht eine adäquate Bezeichnung.«
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Jiril. »Ist alles okay?«
    »Ich fühle mich gut, doch den Umständen entsprechend ein wenig überfordert«, gestand Dr. Gayot. Er durchschwebte lautlos den Raum, lauschte kurz an allen Zugängen, nickte nachdenklich und kehrte schließlich zurück zu Mira und Jiril.
    »Wie haben Sie es geschafft, hierherzufinden?«, fragte Mira verwundert.
    »Es mag paradox klingen, aber es existiert eine Verbindung zwischen der Terramotus- Anlage und Darabar. Irgendetwas in der Stadt arbeitet offenbar wie ein Sender oder ein Empfänger. Allerdings scheint dieser Kontakt auf rein metaphysischer Ebene stattzufinden. Noch bin ich zu keiner Erklärung fähig, wie diese Verbindung trotz der Trennung durch die äußere Barriere aufrechterhalten werden kann, aber sie ist äußerst stabil. Was du von mir siehst, ist jedoch nur eine Projektion – ein Hologramm.« Er blickte an sich herab, als wollte er feststellen, ob seine Gestalt vollständig angezeigt wird. »Eigentlich hätte dies nur ein Test sein sollen, um die Leistungsstärke des Holo-Transmitters zu ermitteln.«
    »Wo sind Sie?«
    »Tief in den Eingeweiden dieser verrückten Fabrik«, erklärte Dr. Gayot. »Hier unten existiert ein irrwitziges Labyrinth aus Hallen und schier endlosen Gängen. Die meisten Räume sind vollkommen leer, andere stehen unter Wasser oder sind verschüttet. In manchen der intakten Hallen befinden sich Hunderte von identischen, aber inaktiven Maschinen. Eine Sorte von ihnen ist offenbar nur zu dem Zweck konstruiert worden, einer anderen Art von Maschinen die Türen zu öffnen. Doch weder öffnen Erstere irgendwelche Türen noch treten Letztere hindurch. Sie stehen nur reglos und stumm in ihren Montagehallen und das zweifellos schon seit langer Zeit. Zudem gibt es unterirdische Plantagen, in denen sowohl künstliche als auch echte Früchte gezüchtet werden, ferner Obst, Gemüse und Getreide …«
    »Ist es Ihnen gelungen, die Maschine zu stoppen?«, unterbrach Mira den Doktor.
    »Bedaure«, sagte Dr. Gayot. »Bisher nicht. Leider weiß ich auch nicht genau, in welchem

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