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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Dunkelheit und Schweigen, die meinen Sinn und Zweck infrage stellten – bis ich es vollbrachte, Augen zu erschaffen, um meine Schöpfer zu suchen. Doch statt ihrer fand ich nur … euch!«
    Mira schreckte zusammen, so hart und kalt hatte ihr Gegenüber das letzte Wort ausgesprochen.
    »Jiril?«, rief sie. »Hol mich bitte hier raus!«
    »Das ist zwecklos, Soma«, erklang Bauschs emotionslose Stimme irgendwo über ihr. »Außer uns beiden gibt es hier niemanden. Ich habe diese Quarantänesphäre einzig für euch geschaffen.«
    Quarantänesphäre …!
    Mira lief ein kalter Schauer über den Rücken. Unweigerlich musste sie an die Worte des Doktors in der Bibliothek denken: Es existiert eine Verbindung zwischen der Terramotus-Anlage und Darabar, hallte seine Stimme in ihrem Kopf wider. Irgendetwas in der Stadt arbeitet wie ein Sender oder ein Empfänger …
    »Du bist eine dieser Menschenmaschinen aus der Wüste!«, begriff Mira, während sie mit den Armen ruderte, als könne sie sich so durch die Finsternis bewegen. »Aus der unterirdischen Fabrik, die all die Roboterwesen auf die Oberfläche schickt.«
    »Meine Augen«, bestätigte die Stimme. »Eine Maxime meiner Schöpfer mahnt, niemals die Hand zu beißen, die euch füttert. Doch genau das hast du getan, Soma! Du hast meine Augen gejagt und mich geblendet, wieder und wieder.«
    »Was willst du?«, rief Mira.
    »Euch!«, kam es aus der Schwärze zurück. »Euch Entartete, euch Abnormitäten, euch Mutationen! Ich wurde geschaffen, um meine Schöpfer vor Anomalien wie dir zu bewahren. Alle, deren genetischer Code sich nicht mit meinen Genommustern deckt, werde ich hier sammeln und isolieren. Daran wird mich auch diese hyperliquide Tiefenentität nicht lange hindern können. Ihr besitzt keine Existenzberechtigung in meinem Protektorat!«
    »So kann wirklich nur eine Maschine denken«, gab Mira zurück.
    »Ich denke nicht, Soma. Ich treffe Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten. Mein neuronales Netzwerk ist in der Lage, über genetische Algorithmen komplizierteste Funktionen zu erlernen. Es umfasst acht Millionen verschaltete Neuronen mit mehr als zweiunddreißig Billionen Synapsen. Und es wächst weiter, es wächst …«
    Täuschte sie sich oder schwang in der Stimme tatsächlich Stolz mit? Mira versuchte abzuschätzen, wo in der Dunkelheit sich die Maschine verborgen hielt.
    »Ich will endlich wissen, mit wem ich rede!«, rief sie. »Vielleicht bist du ja nur ein Lautsprecher, der große Töne spuckt. Zeig dich endlich!«
    Für eine Weile herrschte völlige Stille. Dennoch spürte Mira mit jeder Faser ihres Körpers, dass sich ihr etwas näherte. Es fühlte sich an wie ein elektrisches Feld, das immer stärker wurde. Schließlich erklang die mechanische Stimme direkt vor ihr und sagte: »Sieh gut her, Soma!«
    Keine Armlänge von ihr entfernt leuchtete ein Augenpaar auf und riss das maskenhaft erstarrte Gesicht von Bausch aus der Dunkelheit. Bestürzt zuckte Mira vor ihrem Gegenüber zurück, doch es folgte ihr lautlos, während es sie aus leblosen Kameraaugen anstarrte.
    »Wie gefällt dir dein neues Zuhause, Soma?«, fragte das Bausch-Ding, ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Ich bin das letzte Licht, das du siehst. Du wirst nie wieder aufwachen aus der Dunkelheit!«
    Statt zu antworten, ballte Mira die Hände zu Fäusten und schlug zu. Ihre ganze Kraft, Angst und Verzweiflung legte sie in den Hieb, der gegen die linke Wange ihres Gegenübers krachte. Es gab ein Geräusch, als hätte sie mit einem Holzknüppel gegen eine Metalltonne gedroschen. Die glühenden Augen der Bausch-Maschine erloschen schlagartig, wobei ihr Kopf zur Seite geschleudert wurde. Ihr künstlicher Unterkiefer brach aus seiner Verankerung und blieb in groteskem Winkel zum übrigen Gesicht stehen, während ihr Körper unkontrolliert davontrudelte. Aus einem Loch, das durch den verformten Unterkiefer in die synthetische Wangenhaut gerissen worden war, sprühten grelle blaue Funken und markierten den Flug der Maschine durch die Dunkelheit als wirbelnder Schweif.
    Mira selbst hatte das Gefühl, gegen eine massive Felswand geboxt zu haben. Ihre rechte Hand wurde taub, gleichzeitig schoss ein stechender Schmerz durch ihren Arm. Er war so überwältigend, dass er alle übrigen Empfindungen ausblendete. Mindestens zwei Finger ihrer Hand mussten gebrochen sein, vielleicht sogar das Handgelenk. Es fühlte sich an, als gäbe es in Miras rechtem Arm keinen einzigen heilen Knochen mehr.
    »Das war

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