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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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ausgesprochen dumm von dir, Soma«, drang Bauschs verzerrte Maschinenstimme wie durch Watte an ihre Ohren. »Hast du tatsächlich geglaubt, mir schaden zu können, indem du ein Exett beschädigst? Von seinesgleichen vermag ich an einem Tag Hunderte zu erschaffen.«
    Mit tränenverschleiertem Blick suchte Mira den Ursprung der Stimme und entdeckte ihren Gegner schließlich zwanzig oder dreißig Meter entfernt. Das Loch in seiner Wange flackerte in der Finsternis, kleine Funken sprühten daraus hervor. Dann geschah etwas Unerwartetes: Die Bausch-Maschine begann in der Dunkelheit langsam zu leuchten. Zuerst war es nur ein schwacher Schein, der jedoch rasch intensiver wurde und ihren Körper schließlich als strahlender Halo umgab.
    »Was ist das?«, donnerte die Maschine. »Wer ist in meinem System? Antworte, Soma!«
    Bauschs strahlender Körper schoss auf Mira zu, stoppte jedoch auf halber Strecke abrupt, als sei er gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Dann entfernte er sich wieder, als reiße ihn eine unwiderstehliche Kraft mit sich fort.
    »Das ist zwecklos«, rief die Maschine, während ihre Gestalt sich langsam in der Ferne verlor. »Glaubst du denn, ich finde dich nicht, Mutation? Glaubst du, ich finde dich nicht? Glaubst du tatsächlich, ich finde dich nicht …?«
    Ein schriller Pfeifton zerriss die Stille, der klang wie ein verhallender Schrei, gefolgt von einem fernen elektrischen Knacksen, als wäre eine Funkverbindung unterbrochen worden. Für einen Moment herrschte vollkommene Stille, dann meldete sich eine neue Stimme, die von überall her zu kommen schien, und fragte: »Ist alles in Ordnung, Mira?«
    Vor Überraschung vergaß sie den pochenden Schmerz in ihrer Hand. »Doktor?«, rief sie. »Dr. Gayot?«
    »Ich kann es wohl kaum leugnen«, bestätigte der Wissenschaftler. »Offensichtlich hatte ich Recht, was den Transmitter betrifft.«
    »Es ist der Weltenbaum!«, rief Mira. »Der Weltenbaum ist der Empfänger!«
    »Wohl eher nur das Medium …« Dr. Gayot schwieg ein paar Sekunden, dann fragte er: »Bist du verletzt?«
    »Nicht weiter schlimm«, antwortete Mira mit zusammengebissenen Zähnen. »Wo sind Sie?«
    »Tief in den Eingeweiden der Fabrik. Ich habe eines der alten Kontrollterminals aktiviert, wobei es mich überrascht, wie einfach die Zugangssperren zu umgehen waren. Die Terminals wurden damals installiert, um Programmkorrekturen durchführen und Systemfehler beheben zu können. Die Anlage wird jedoch bald wieder die vollständige Kontrolle über ihr neuronales Netz zurückerlangen. Wir müssen uns daher beeilen. Was war das gerade eben in deiner Nähe?«
    »Eine dieser Maschinen aus der Wüste«, erklärte Mira. »Sie besaß den Körper von Bausch!«
    »Das bestätigt meinen Verdacht«, sagte der Doktor. »Dieses Aion-Wesen konnte offenbar nicht alle Dorfbewohner vor dem Zugriff der Terramotus-Drohnen retten. Ich habe acht menschliche Körper lokalisiert. Der alte Vincent ist zweifellos einer von ihnen, doch es ist mir nicht möglich, die anderen sieben zu identifizieren. Der Raum, in dem sie sich befinden, ist kilometerweit von meinem Standort entfernt.« Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Sollte es tatsächlich eine Verbindung zwischen der Fabrik und dem Weltenbaum geben, wärst du in Darabar nicht mehr sicher.«
    »Sie meinen, die Maschinen könnten ohne Weiteres in die Stadt eindringen?«
    »Es bleibt keine Zeit mehr«, erklärte der Doktor. »Die Anlage weiß nun, dass ich hier bin. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie meinen Standort lokalisiert hat und die betreffende Sektion isoliert. Ich werde dir ein Portal öffnen, das dich an deinen Ausgangspunkt zurückbringt, bevor sie die Verbindung unterbricht.«
    Eine elektronische Rückkopplung beendete das Gespräch mit einem schrillen Pfeifton, der Miras Ohren klingeln ließ. Einen Augenblick blieb es still, dann meldete sich der Doktor erneut. »Ach ja«, sagte er, wobei seine Stimme von stärker werdendem Knistern und Rauschen überlagert wurde. »Es könnte jetzt gleich etwas ungemütlich werden …« Dann brach die Verbindung endgültig ab.
    Mira atmete tief durch. Sie hätte sich wesentlich wohler gefühlt, wenn der Doktor sie nicht gewarnt hätte. Schützend presste sie die verletzte Hand an den Körper. Zwei ihrer Finger und das Handgelenk waren mittlerweile dick angeschwollen. Der dumpfe, pulsierende Schmerz strahlte bis hinauf in die Schulter und trieb ihr die Tränen in die Augen.
    Weit unter Mira entstand

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