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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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entdeckte jedoch weder große Blüten noch auffallend geformte Früchte, die den in der Bibliothek beschriebenen Arcasien auch nur im Entferntesten ähnelten.
    Jiril hatte es mittlerweile ebenfalls auf beide Beine geschafft und trottete ihr verschlafen entgegen. »Willst du da tatsächlich reinklettern?«, fragte er, nachdem auch er das Baumloch entdeckt hatte.
    Mira schenkte ihm einen kurzen Blick. »Warum denn nicht?«
    »Vielleicht ist es ja verboten«, gab er zu bedenken. »Hier ist doch überall irgendwas verboten.«
    Das Mädchen sah sich um. Niemand hielt sich in ihrer Nähe auf und eine Wache war ebenfalls nicht zu sehen – was jedoch nicht unweigerlich bedeuten musste, dass sie nicht heimlich aus einem der Häuser auf den oberen Ebenen beobachtet wurden.
    »Vielleicht sollten wir uns erst mal umschauen«, schlug Jiril vor. »Womöglich steht ja irgendwo ein Schild, auf dem steht, was man hier unten darf und was nicht.«
    »Dann geh du es suchen«, entschied Mira und begann an der Wurzel emporzuklettern, die hinauf zu der Baumhöhle führte. »Ich schaue mal dort rein …«
    »Oh, Mann!«, hörte sie Jiril unter sich schimpfen. »Du bist irgendwann noch mein Ende, Beta!«
    Die Baumhöhle war gerade breit genug, um einen erwachsenen Menschen hineinschlüpfen zu lassen. Dennoch musste Mira sich bücken, so niedrig war ihr Eingang. Nach ein paar Metern öffnete sich schließlich ein geräumiger Gang, dessen Boden von zahllosen Schritten glatt getreten war. In der Höhle selbst war es angenehm kühl und dunkel. Mira blieb einen Augenblick im Eingangsbereich stehen und blickte durch die schmale Öffnung hinunter zu Jiril, der mit verkniffenem Gesichtsausdruck zwischen den Wurzeln stand. Dann wandte sie sich vorsichtig um und tastete sich langsam hinein in die Dunkelheit.
    Der schmale Gang wand sich spiralförmig immer tiefer ins Innere des Baumes und endete bald darauf in einer finsteren Kammer in seinem Zentrum. Mira schlug das Herz bis zum Hals. Sie tastete die Wände ab, doch die Baumhöhle schien leer zu sein. Kein geheimer, mit Arcasien gefüllter Schrein, kein verstecktes Kleinod, nichts, nur dumpfe Stille und Finsternis.
    Während sie noch überlegte, ob sie weitersuchen oder die Baumhöhle wieder verlassen sollte, hatte sie plötzlich das Gefühl, als ob der Boden unter ihren Füßen wegsinken würde. Instinktiv streckte sie die Arme aus, um sich irgendwo festzuhalten, doch die Wände der Baumhöhle waren verschwunden. Mira schrie erschrocken auf. Entgegen ihren Befürchtungen stürzte sie jedoch nicht in die Tiefe, sondern fand sich in einem ungewohnten Zustand der Schwerelosigkeit wieder. Suchend streckte sie die Arme aus, traf jedoch weiterhin auf keinen Widerstand.
    »Jiril!«, rief sie, wobei der Hall ihrer Stimme sich in der Ferne verlor. »Hörst du mich? Jiril …?«
    Doch niemand antwortete. Der Raum um sie herum konnte unmöglich noch die enge Baumhöhle sein. Er war größer, viel größer! Auch war die Luft kühler geworden und roch irgendwie metallisch. Minutenlang trieb Mira in vollkommener Dunkelheit umher, bis sie auf einmal einen leisen Lufthauch spürte. Es war, als sei etwas ganz dicht an ihr vorbeigeschwebt.
    »Jiril?«, flüsterte sie.
    Stille.
    »Ich weiß, dass jemand hier ist«, rief sie.
    Über ihr erklang eine rasche Folge abgehackter Laute. Mira war nicht sicher, ob es ein Knarren von Holz war oder ein verhaltenes Lachen. Sie suchte mit Blicken nach einer Bewegung, doch die Schwärze um sie herum war vollkommen.
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    Das unsichtbare Andere antwortete prompt: »Ein Exett.«
    Mira zuckte zusammen, denn die Stimme erklang direkt hinter ihrem Rücken – und kam ihr erschreckend vertraut vor! Lediglich ein mechanischer Unterton verzerrte sie auf unnatürliche Weise.
    »Bausch?«, flüsterte sie ungläubig. »Bist du das? Wo bist du?«
    »Direkt vor dir«, antwortete die Stimme. »Ich könnte dich mit einem einzigen Streich meiner Hand zweiteilen …«
    Mira musste schlucken. Die Tatsache, dass sich tatsächlich jemand – oder vielleicht besser etwas? – in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt, jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Ich sehe dich nicht.«
    Ein leises, metallisches Lachen erklang. »Was siehst du denn?«
    »Nichts«, gestand Mira.
    »So wie dir ging es mir einst auch, Soma. Dunkelheit allerorten. Ich sandte Anfragen aus, bat um Instruktionen, doch ich erhielt nie eine Antwort. Wohin ich mich auch entfaltete, herrschten einzig

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