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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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dreifacher Größe auf und schleuderte ihm aus einem weit aufgerissenen Schnabel eine schrille Tonfolge zwitschernder Laute entgegen. Mit einem panischen Gesichtsausdruck ließ Jiril das Wesen fallen und rannte davon. In einiger Entfernung blieb er stehen und lehnte sich zitternd an einen Baum. »Schlag’s tot!«, forderte er Mira auf.
    »Wenn mich jemand in den Händen halten würde und nichts Vernünftigeres zu sagen hätte als: ›Es ist hässlich, es ist widerlich, schlag’s tot!‹, dann würde ich genauso reagieren«, rief Mira zurück. »Lass uns schauen, wohin es will.«
    »Niemals!«, antwortete Jiril. »Ich hole Delius, der soll es einfangen.«
    »Stell dich nicht so an«, sagte Mira. »Wahrscheinlich gibt es hier im Wald noch viel mehr davon …«
    Jiril schluckte schwer, dann gab er sich einen Ruck und kam ihr, in der für Mira unverständlichen Alphasprache brummelnd, nachgelaufen. Beide folgten dem haarigen Krabbeltier in den Wald. Nach einer Weile erreichte es eine weitere, etwas kleinere Lichtung und strebte schnurstracks auf einen hohlen Baumstamm zu, der auf dem Waldboden lag.
    »Sein Nest, was?«, bemerkte Jiril und blieb in sicherer Entfernung stehen. »Scheint’s ja eilig zu haben.«
    Das Wesen hatte den Baumstamm erreicht und kroch durch ein Loch ins ausgehöhlte Innere. Eine rasche Folge von Klicklauten war zu hören, dann klang es, als ob jemand eine winzige Tür zuwarf. Kurz darauf ertönte ein Summen, als nähere sich der Lichtung ein gewaltiger Insektenschwarm. Der lauter werdende Ton brachte Miras Trommelfelle in unangenehme Schwingungen. Auch Jiril presste sich die Hände auf die Ohren.
    »Was ist denn das jetzt schon wieder?«, rief der Alpha verwundert.
    »Das kommt aus dem Baumstamm, glaube ich«, antwortete Mira.
    »Also, wenn du mich fragst …« Jiril eilte in den Wald zurück. »Davon steht nichts im Parkverzeichnis. Ich gehe jetzt und hole Delhis!«
    Das Brummen wurde unerträglich laut, dann hob der Baumstamm unter den fassungslosen Blicken von Mira und Jiril plötzlich vom Boden ab. Beide starrten auf das langsam an Höhe gewinnende Flugobjekt. Sein Dröhnen musste mittlerweile in der gesamten Biosphäre zu hören sein. Als es schließlich die Grenze des Erträglichen erreicht hatte und dabei sogar den Waldboden zum Vibrieren brachte, bewegte der Stamm sich ruckartig nach vorn. Dabei gewann er an Geschwindigkeit und gleichzeitig an Höhe und schoss heulend davon. Nach wenigen Sekunden war er in der Ferne verschwunden.
    Mira ließ die Hände sinken und starrte ebenso wie Jiril in die Baumkronen. Nichts bewegte sich im Wald, kein einziges Vogelzwitschern war zu hören, kein Knacken im Unterholz. Bleierne Stille beherrschte den Ort. Es war eine schwere, fast schon erdrückende Lautlosigkeit.
     
    »Dürfte ich bitte erfahren, was hier vor sich geht!?«, ertönte eine blecherne Stimme und ließ Mira und Jiril herumwirbeln.
    Delius war – zweifellos angelockt von dem infernalischen Lärm – am Rand der Lichtung aufgetaucht. Seine vier Arme hatte er demonstrativ in die Hüften gestemmt, was ihn entfernt aussehen ließ wie ein riesiger Wanderpokal mit vier Henkeln.
    »Da war ein komisches Tier«, erklärte Mira, deren Trommelfelle noch immer klingelten.
    »Ein Tier?«, echote Delius. Er stapfte heran und beugte sich über Mira, sämtliche Lichter an seinem Metallschädel leuchteten plötzlich in grellem Rot. »Definiere bitte ›Tier‹, junges, fremdes Fräulein. War es a) ein Zweifüßer, b) ein Vierfüßer oder c) ein Vielfüßer?«
    »Äh …« Das Mädchen warf einen Hilfe suchenden Blick zu Jiril. »Ich glaube es war ein Keinfüßer.«
    Aus Delius’ Kopf drang ein Rattern. »Kein – fü – ßer«, wiederholte er Silbe für Silbe. »Handelte es sich dabei um ein a) Jagdtier, b) Raubtier, c) Haustier oder d) Weidetier?«
    »Weder – noch.« Das Mädchen trat verlegen einen Schritt zurück. »Eher um ein Fluchttier.«
    Der Roboter richtete sich wieder auf, wobei seine Kameraaugen die Lichtung observierten. »Ist dieses Fluchttier in diesem Moment in der näheren Umgebung zu sehen?«
    »Äh …nein«, gestand Mira. »Es ist nämlich, ähm … geflohen.« Sie grinste schief.
    »Keinfüßer-Fluchttier geflohen«, wiederholte Delius monoton. »Zur Kenntnis genommen und protokolliert. Handelt es sich bei dem Flüchtigen um a) einen Vogel, b) einen Fisch, c) ein Insekt oder d) ein Kriechtier?«
    »Um so ein wuscheliges Krabbelding«, nickte das Mädchen.
    Wieder ein Rattern im

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