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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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von Fassassa erreichten, war selbst von den zuvor allgegenwärtigen Wanderdünen und Sandverwehungen weit und breit nichts mehr zu sehen. Im Umkreis von einhundert Kilometern gab es keinen Felsen mehr, keinen knorrigen Baumstumpf, der ein wenig Schatten spendete – nicht einmal ein paar Büschel Wüstengras, nur einsame, brettebene Leere.
    »Die Serir Fassassa«, bemerkte Ben mit einem melancholischen Rundblick. »Der Endzustand aller Dinge.«
    Als die tief stehende Abendsonne die Ebene in orangerotes Licht tauchte, bemerkte Mira am westlichen Horizont eine große Staubwolke, fast so, als käme aus der Ferne eine riesige Herde Schiddlegs herangaloppiert. Während Ben Delius anwies, die Fahrtrichtung beizubehalten, gewann die Wolke rasch an Größe.
    »Darabar«, verkündete Jiril aufgeregt. »Die schwebende Stadt.«
    Ein paar Kilometer weiter begann das Luftkissenboot plötzlich zu zittern und zu vibrieren, worauf der Roboter die Turbinen, die das Luftkissen unter dem Boot erzeugten, auf Höchstleistung schaltete.
    »Wir haben das Kerngebiet der Lorentz-Anomalie erreicht«, verkündete Delius. »Die Feldstärke beträgt 1,94 Tesla. Das entspricht annähernd dem Vierzigtausendfachen des natürlichen Erdmagnetfeldes. Angesichts dieser Flussdichte empfehle ich, unseren Aufenthalt auf maximal 60 Minuten zu beschränken.«
    »Hoffentlich hält der Rigger das aus«, rief Jiril gegen den Lärm der Turbinen an.
    »Hoffentlich halte ich das aus«, jammerte der Roboter.
    Jiril verdrehte die Augen. »Wie weit noch?«
    Delius führte eine stille Navigationsberechnung durch. »Bei konstanter Geschwindigkeit erreichen wir den Darabar-Transitkorridor in 95 Sekunden.«
    »Gutes Timing.« Ben lehnte sich erleichtert zurück. »Wir haben es gerade noch geschafft.«
    Zwei Kilometer weiter verringerte Delius die Geschwindigkeit und drosselte die Rotoren so weit, dass der Rigger schließlich auf der Stelle schwebte. Der Transitkorridor war eine knapp vier Kilometer breite Zone, innerhalb derer Darabar die Ebene durchquerte. Zu sehen waren seine Grenzen nicht. Alle an Bord mussten sich darauf verlassen, dass Delius die Flugroute der Stadt korrekt berechnet hatte. Schwebte Darabar einen Kilometer weiter nördlich vorbei, würden sie die Stadt nicht mehr erreichen. Tat sie es einen Kilometer weiter südlich …
    Mira wollte sich gar nicht ausmalen, was für eine Erfahrung es wohl war, von einer ganzen Stadt überfahren zu werden.
    Die Staubwolke kam nun beängstigend schnell näher und allmählich begann sich in ihr eine Silhouette abzuzeichnen. Aus der Ferne glich sie einem mächtigen Berg, der dicht über der Wüste herangeschwebt kam. Doch mit jedem Kilometer, den Darabar sich näherte, schälten sich mehr Einzelheiten heraus: Mauern und Türme, verschachtelte, mehrstöckige Gebäudekomplexe, Arkaden, Kuppeldächer, Säulenhallen und Pagoden. Mira hatte in Bauschs Büchern viel über die prachtvollen alten Städte im Norden und Westen des Savornin-Bannkreises gelesen, aber nie zuvor eine von ihnen zu Gesicht bekommen – schon gar keine, die sich auf einer fliegenden Insel erhob.
    »Jetzt müssen wir nur noch irgendwie reinkommen«, hörte Mira Jiril murmeln. Womöglich hatte er nur laut gedacht und erwartet, dass es sowieso niemand mitbekam. Allerdings schien er dabei vergessen zu haben, dass Miras Gehör weitaus sensibler war als das gewöhnlicher Menschen.
    »Irgendwie hineingelangen?«, wiederholte sie. »Wie meinst du das?«
    Auch Ben warf einen verdutzten Blick über seine Schulter.
    »Na ja, wir … müssen irgendwie versuchen aufzuspringen, sobald die Stadt vorbeikommt«, antwortete Jiril.
    Mira war nicht sicher, ob der Alpha sie auf den Arm nahm oder das eben Gesagte tatsächlich ernst meinte. Der konzentrierte Gesichtsausdruck, mit dem er der Staubwolke entgegensah, wirkte jedenfalls nicht so, als hätte er einen Scherz gemacht.
    »Ja, hält sie denn nicht an?«, fragte Mira ungläubig.
    »Nein«, antwortete Jiril. »Nie.«
    »Na, hervorragend!« Ben ließ sich in seinen Sitz zurücksinken. »Und das fällt dir erst jetzt ein?«
    »Ist es etwa meine Schuld, dass deine Allgemeinbildung eine kapitale Lücke aufweist?«, protestierte Jiril, wobei er gegen das lauter werdende Brausen anschreien musste. »Die Darabari sind nun mal nicht besonders scharf auf Besucher. Sie bleiben am liebsten unter sich, sonst wären sie mit ihrer Stadt wohl kaum jahrein, jahraus unterwegs. Und jetzt piss mir gefälligst nicht ständig ans Bein,

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