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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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schockiert.
    Frauen schreien, und Männer lehnen sich vor, wenn La Goulue ihre Röcke lüftet und das Publikum mit ihrem Hintern begrüßt. Dabei zeigt sie ein Spitzenhöschen mit einem aufgestickten Herz. Staunend beobachte ich, wie auch die anderen Tänzerinnen beim Werfen ihrer Beine nackte Haut zwischen den Strapsen und Petticoats entblößen.
    Welch ausgefallene Kostüme! Windmühlen, Katzen und Ratten dekorieren ihre Kleider. Die einzig unschuldigen Kleidungsstücke an ihnen sind die weißen Petticoats und die langen Pluderhosen mit cremefarbenem Spitzenbund um die Knie. Eine angenehme Wärme breitet sich in mir aus und lässt mich an ihre Kitzler denken, die gegen den seidigen Stoff der Hosen gedrückt werden. Haben sie jedes Mal einen kleinen Orgasmus, wenn sie die Beine in die Luft werfen? Mit den Füßen klopfe ich den Takt zur Musik und stelle mir vor, eine von ihnen zu sein und ihr kleines Geheimnis mit ihnen zu teilen.
    In der Zwischenzeit drängt sich die Menge vor mir immer mehr zusammen, die Mädchen werden angefeuert, und es entsteht ein ziemlicher Wirbel um sie. Ich wiege mich im Rhythmus der Musik, klopfe mit den Füßen dazu den Takt und klatsche in die Hände. Köstlicher Schweiß bedeckt mein Gesicht und meine bebenden Brüste. Unter dem flackernden Licht der Gaslampe glänzen sie wie Bernstein.
    Wilde Leidenschaft hat nun von mir Besitz ergriffen. Ich liebe es!
    Es ist verrückt.
    Berauschend.
    Vulgär.
    Erhaben und erbärmlich.
    Es ist das
Moulin Rouge.
    Eine Tanzhalle, ein Bordell, das alle Möglichkeiten der Unterhaltung bietet. Sex, Drogen und Alkohol im Überfluss. Eine wilde Welt aus rotem Samt umgibt mich, üppig und doch ordinär. Heidnisch. Primitiv.
    Auf der großen Tanzfläche stehend, die von kleinen Galerien umgeben ist, in denen die Kunden essen und trinken können, kann ich das Treiben um mich herum ausgezeichnet beobachten. Oh, diese wilde Erregung, die durch meine Adern fließt. Eine glutrote Hitze lässt meine Brustwarzen hart werden und schießt dann in meine Möse, um mich in Flammen zu setzen.
    Anfangs konnte ich diese Hitze kontrollieren, doch jetzt nicht mehr. Sie steigt aus meinen Lenden auf, versengt meine Haut, färbt meine Wangen mit einem kirschroten Rouge. Mein Make-up schmilzt auf meinen Lippen, als es auf die Feuchtigkeitscreme trifft, die ich auf Geheiß von
La Madame
aufgetragen habe, damit ich mir nicht auf die Unterlippe beiße.
    Aber wen kümmert das?
    Ich rufe. Ich schreie.
    Ich klopfe mit den Füßen den Takt und wiege meine Schultern zu den Klängen der Musik.
    “Oh, die Freude und Aufregung dieser Nacht werde ich nie mehr vergessen”, ruft Madame Chapet. “Ich liebe diese Erregung, aber sie drückt auf meine Blase.” Sie macht eine Pause und nimmt einen Zug von ihrer Zigarette. “Vielleicht wollt Ihr mich auf die Toilette begleiten,
ma jolie
, und wir können einige lustvolle Augenblicke miteinander teilen? Meine Zunge würde Euch mit einem tiefen Kuss erfreuen, und Ihr könntet Euch dafür erkenntlich zeigen, indem Ihr mir mit Euren pinkfarbenen Lippen
un cachet de l’amour
auf meine Muschi gebt …”
    “Eure lesbischen Sehnsüchte zu befriedigen war nicht Teil unserer Vereinbarung, Madame”, erwidere ich. Im Geiste sehe ich sie vor mir, wie sie mit gerafften Röcken im Salon sitzt, den Kopf der Verkäuferin zwischen den Beinen, die so hingebungsvoll an ihr saugt wie ihre beiden widerlichen kleinen Hunde.
    “Wie schade. Aber mit Eurem Erfolg heute Nacht bin ich trotzdem sehr zufrieden.”
    “Meinem Erfolg?”
    “Schaut Euch doch an, Mademoiselle. Jeder beobachtet Euch.”
    Ich sehe mich um, und sie hat recht. Halbseidene Damen werfen neugierige Blicke in meine Richtung, und die ganz normalen Pariserinnen machen keinen Hehl aus ihrer Bewunderung für mein Abendkleid, meine Frisur, meine gesamte Erscheinung. Kleine Löckchen fallen über meine Stirn und türmen sich hoch auf meinem Kopf. Ein Fächer, lange Handschuhe und schlichte Perlenohrringe vervollständigen meine Garderobe.
    Kein Wunder, dass ich gut aussehe. Meine Robe hat den Duke mehr gekostet als ein Schäferstündchen mit zehn von Madames Nymphen.
    Während ich mir kühle Luft zufächle, sehe ich elegant gekleidete Damen der High Society, die ihre Liebhaber zu mir schicken, um herauszufinden, wer ich bin. Die Madame ist begeistert über dieses Interesse und betrachtet es als ihren alleinigen Verdienst.
    “
Bien sûr
, natürlich habt Ihr Euren Erfolg mir zu verdanken.”
    “Euch,

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