Das Aktmodell
Diwan liegen, wie ein Digitalfoto auf einem riesigen Computerbildschirm.
Ich schaue mir das Bild genauer an. Ach
die!
Das
Playboy
-Titelmädchen schaut mich aus dem Spiegel heraus an. Ein wundervoller Körper. Zart, schmale Taille, volle Brüste, schlanke Hüften und sexy Schultern. Wer ist dieses Bunny mit dem Körper, für den es sich zu sterben lohnt?
Sollte das etwa ich sein?
Ich schließe die Augen und bin fest davon überzeugt, dass dieses Mädchen verschwunden ist, sobald ich sie wieder öffne. Falls nicht und falls das wirklich
ich
sein sollte … nun ja, es ist ja schließlich mein Traum, oder?
Vorsichtig öffne ich erst ein Auge, dann das andere und strecke meine Zunge raus. Das Mädchen im Spiegel an der Decke macht es ganz genauso. Ich halte die Luft an. Ich bin es wirklich. Interessant.
Ich kann es immer noch nicht glauben, also drehe ich den Kopf mal hierhin, mal dorthin, und aus dem Augenwinkel erhasche ich verführerische Blicke auf meinen nackten Körper im Spiegel, was mir kleine Seufzer entlockt. Bewunderung wechselt sich ab mit Ungläubigkeit. Starr blicke ich nun an die Glasdecke, begeistert von meiner lebendigen Fantasie und dankbar für diesen freien und ungebundenen Geist, der meinen Verstand und meinen Körper in Besitz genommen hat.
Danke, Min, du ungezogener Junge.
Das Mädchen im Spiegel zieht die Knie an und überkreuzt die Knöchel. Ich habe mich noch nie in dieser Position gesehen. Interessant. So genau kann ich meine Muschi zwar nicht erkennen, aber ich kann mir jetzt ganz gut vorstellen, was Männer an diesem Blickwinkel so faszinierend finden, wenn sie abtauchen, um eine kleine Kostprobe zu nehmen.
Ein Schauer überläuft mich nun. Hoffentlich genießt Paul Borquet diesen Anblick genauso wie ich.
Ich hebe meine Körper etwas an, um zu sehen, ob ich noch Gefühle in den Armen und Beinen habe. Ein Kribbeln durchläuft meine Gliedmaßen, aber etwas Schweres hält mich zurück, als würde nasser Sand durch meine Adern laufen. Was stimmt hier nicht? Ich kann mich nicht aufsetzen, irgendetwas zieht an meinen Handgelenken. Sie fühlen sich ganz taub an. Ich ziehe erneut. Was hält mich zurück? Ich lehne meinen Kopf in den Nacken und lasse mich mit einem lauten Seufzer rücklings auf den Diwan fallen. Mein Gott, ich bin mit seidenen Kordeln an dem Sofa festgebunden. Dieser Traum schlägt irgendwie die falsche Richtung ein. Ich bewege mich auf gefährlichem Terrain. Bin völlig hilflos. Paul Borquet kann mit mir anstellen, was er will, und ich kann ihn nicht daran hindern. Er könnte ein Halsband um meinen Nacken schlingen, meine Hände mit Handschellen fesseln oder mir eine Ledermaske über den Kopf stülpen, die kein Licht und kaum ein Geräusch durchlässt. Das Einzige, was mir bliebe, wären meine Sinneseindrücke.
Was sollte ihn daran hindern, mich an seinen Bettpfosten oder an Ringen in der Decke festzubinden? Als Nächstes höre ich dann vielleicht noch das Zischen der Peitsche, die durch die Luft schneidet, um dann auf meiner Schulter oder meinem nackten Hintern zu landen. Oder ein Schlag mit seinem Stock. Schmerz würde durch meinen Körper wallen, wenn sich feine, blutige Striemen auf meiner Haut abzeichnen.
Nein danke. Ich glaube, mir reicht es jetzt.
Oder vielleicht doch noch nicht?
Vielleicht will er mich auch nur total anmachen? Bondage als erotisches Spiel – und nur dann – hat mich schon immer fasziniert. Natürlich geht das nur mit dem passenden Mann, der weiß, was er tut. Ich muss gestehen, dass ich das schon immer mal ausprobieren wollte.
Falls Paul Borquet eine willige Schülerin für seine nächtlichen Spiele sucht, wäre ich eventuell interessiert. Nach allem, was ich in den letzten Stunden erlebt habe, schreckt mich nicht mehr allzu viel. Aber trotzdem habe ich fast das Gefühl, es geht hier um mehr. Etwas Mystisches liegt in der Luft, lässt Bilder von dunklen Straßen, verwitterten Totenschädeln und schwarzer Magie durch meinen Kopf schwirren. Warum nicht? Seide fixiert meine Handgelenke. Seide umschmeichelt meinen Hintern. Warme Luft streicht über meinen Körper. Ich fühle mich nicht bedroht. Bondage mag meine dunkle Seite ansprechen, aber bitte ohne kalte Zellen oder Kerker für diese Möchtegernsklavin. Ich will meinen sexuellen Appetit stilvoll stillen.
Lass uns anfangen.
Eine Woge der Lust breitet sich in meinem Bauchraum aus und wandert dann nach unten zwischen meine Beine. Ich stelle mir gerade wieder seine Zunge vor, wie sie über meine
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