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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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er wollte noch mehr. Doch das war ihm verboten.
    “
Vite, vite.
Beeilt Euch”, drängte der Sergeant und ignorierte die zunehmenden Proteste der Menschenmenge. Er schob Autumn in den Wagen, ihre Haare leuchteten selbst in den tiefer werdenden Schatten um sie herum wie züngelnde Flammen. “Je früher Ihr nach St. Lazare kommt,
ma fille
, desto eher seid Ihr auch wieder auf der Straße und könnt die Beine breit machen.”
    Paul sah, wie die Rothaarige den Sergeant anbettelte, aber durch den Lärm der schreienden Menge konnte er nicht hören, was sie zu ihm sagte. Der Polizist lachte, kniff sie in die Wange und griff ihr dann an den unverhüllten Busen, der schwer in seinen Händen lag.
    An diesem Punkt verlor Paul fast die Kontrolle. Zusehen zu müssen, wie ein anderer Mann sie berührte, war schrecklich für ihn. Wütend ballte er seine Fäuste, bereit, jederzeit loszuschlagen. Doch er zögerte. Wenn er sich jetzt einmischte, konnte es für das Mädchen unter Umständen noch schlimmer werden. Aber sein Ärger ließ nicht nach. Was war das für eine Gesellschaft, in der junge Mädchen der Willkür von Ordnungshütern ausgesetzt waren.
    Rufend, schreiend und brüllend versuchte der Polizist, seine Aufgabe zu erfüllen und die geifernde Menge in Schach zu halten. Zwei schwitzende Pferde warteten mit hängenden Bäuchen geduldig darauf, dass der Gendarm die Tür des Wagens mit einem lauten Knall zufallen ließ. Dann sprang er auf den Kutschbock, ließ mit einer hämischen Verbeugung zur Menge die Peitsche knallen und machte sich mit seiner Fracht aufgesammelter Prostituierter auf den Weg zum
dépôt.
    Paul ignorierte das Chaos um ihn herum, das Lärmen und die aufgebrachten Rufe der Männer. Er hielt sich in der Mitte der Straße auf, sog die schwer parfümierte Luft von Paris ein und versuchte den verdorbenen Geruch der Stadt aus seinen Lungen zu bekommen. Wütend schlug er die Faust in seine andere Hand. Er wusste genau, was dem Mädchen als Nächstes bevorstand, und dieser Gedanke brachte sein Blut in Wallung. Es war kein Geheimnis, dass sie nach St. Lazare gebracht wurde, ein bekanntes Gefängnis für Straßendirnen und Mädchen unter dreizehn. Blumenmädchen, Näherinnen, Verkaufshilfen … alle auf der Suche, sich im Schweiße ihres Körpers ein paar Sous dazuzuverdienen.
    Um sie vor dem Gefängnis zu bewahren, gab Paul ihnen ab und zu ein wenig Geld und schickte sie anschließend ihrer Wege, ohne von der Süße ihrer jungen Muschis zu kosten. Aber es war vorauszusehen, dass der Tag kommen würde, an dem billiger Brandy und leidenschaftliche Küsse sie unvorsichtig machten und sie Futter für die Salatschüssel wurden. Das war der Spitzname für den Polizeiwagen.
    Dann wurden sie ins Hauptquartier gebracht und als Prostituierte registriert. Somit wurde ihnen bereits in jungen Jahren die Freiheit entzogen. Für diese Mädchen war St. Lazare die Endstation.
    Und nun ist
sie
auf dem Weg dahin. Aber das werde ich nicht zulassen.
    Er wusste, dass er sie irgendwie retten musste, bevor sie verschluckt wurde wie ein kleiner Farbklecks auf der Leinwand eines weit größeren Gemäldes. Sie war anders als alle anderen. Ihre Art zu reden, ihre Manieren. Sie sprach Französisch mit einem selbst für eine Amerikanerin seltsam anmutenden Akzent, und sie benahm sich so … wie sollte er sagen? Sie war jung, sogar sehr jung. Aber trotzdem intelligent, und irgendwie wirkte sie in dieser Welt ein wenig fehl am Platz. Als ob sie in diese Stadt hineingesetzt worden wäre, ohne zu wissen, wo sie sich befand.
    Er war sich sicher, dass sie vor irgendetwas davonrannte, aber es war ihm egal. Er würde alles tun, um sie wieder in seine Arme schließen zu können, sie zu küssen, sie zu berühren, ihren Petticoat hochzuschieben und sie zu betrachten. Er stellte sich vor, wie ihre Schamlippen sich einer Rosenknospe gleich öffneten und er das zarte, rosige Fleisch sanft mit seiner Zunge berührte …
    Denk nach!
Wenn er sie nur früher gefunden hätte, aber er war zu spät hinzugekommen, und als er sich endlich seinen Weg durch die drängelnden Männer gebahnt hatte, war sie schon außer Reichweite. Verdammter
flic
, beinahe hätte er sie wieder in seine Arme schließen können. Er hätte sie niemals gefunden, wenn er nicht zufällig einem alten Trunkenbold über den Weg gelaufen wäre, der mit einer schönen Rothaarigen angab, die gerade mit der blonden Lillie kämpfte. Obwohl sie den berechnenden Verstand einer Frau hatte und ihre Launen

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