Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
Platzwunde. Die dunkelrote Flüssigkeit floss ihm ins linke Auge und irritierte ihn. Dabei war alles wunderbar nach Plan gelaufen, und er hatte die Villa am Kehlgraben sofort gefunden. Alfred Schneidereit wohnte als Geschäftsführer einer großen Teppichhandlung im teuersten Wohngebiet Kronachs, am Kreuzberg nahe der oberen Stadt. Nachdem er ihn in seiner Villa nicht angetroffen hatte, war Nikolai durch die Altstadt an der Feste Rosenberg vorbeigefahren, die vor vielen Jahren einmal Charles de Gaulle im Krieg beherbergt hatte. Dann hatte er seinen Wagen durch den unteren Teil der Dreiflüssestadt Kronach gesteuert und direkt vor der Firma Loewe, dem großen Hersteller von Elektronikgeräten, geparkt. Gegenüber hatte Schneidereits Teppichfirma ihren Sitz, und in seinem Büro war noch Licht gewesen. Gerade noch rechtzeitig hatte Nikolai ihn belauschen können, wie er die wichtigen Informationen auch noch freiwillig ausplauderte. Mein Gott, er hätte ihn einfach nur abknallen müssen. Stattdessen hatte er sich zu einer Überheblichkeit hinreißen lassen, die sofort bestraft worden war. Das hatte er nun davon. Aber noch war es nicht zu spät, seinen Fehler auszubügeln.
    Kurz hinter der Brücke hatte er den Astra eingeholt. Noch einmal würde er seinen Auftrag nicht versauen. Links von ihm verlief die Bahnstrecke nach Neuses, dahinter lag eine große Kunststofffirma. Die Straße führte hier auf freier Strecke einen Abhang hinunter. Ideal, um kurzen Prozess zu machen. Nikolai ließ das Fenster auf der Fahrerseite herunter, dann steuerte er nur noch mit der rechten Hand, während er mit der anderen die Waffe hielt und auf den linken Hinterreifen des Astras zielte. Der zweite Schuss saß. Der Reifen fuhr sich sofort pfeifend platt, und das Auto schlingerte wild hin und her. Er passte den richtigen Moment ab und gab dem Heck des Opels mit dem BMW einen leichten Stoß. Es war zwar eigentlich nur ein kleiner Schubser, aber er reichte aus, um den Wagen quer zur Fahrbahn zu drehen. Mit hundertzwanzig Stundenkilometern schoss er sich überschlagend den Abhang Richtung Bahngleise hinunter, wo er wie eine zerdrückte Konservendose auf dem Dach liegend zum Stehen kam. Auch Nikolai hielt seinen BMW mit einer Vollbremsung an. Er schaltete die Warnblinkanlage ein, stieg aus und rutschte auf seinem Hosenboden den Abhang hinunter. Alfred Schneidereit hing verkehrt herum in seinem Gurt und stöhnte hilflos auf, als er ihn wahrnahm.
    Ohne zu zögern, schoss ihn Nikolai in den Kopf und in die Brust. Dieses Mal wollte er auf Nummer sicher gehen. Dann machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Auto. Er musste schnell hier verschwinden, bevor die ersten Gaffer oder gar Beamte der Polizei eintrafen.
    *
    Haderlein legte den Telefonhörer weg und musste sich erst mal setzen. »Was war das denn?« Keiner seiner Kollegen antwortete. Alle waren schockiert. Dann drückte er eine Taste auf dem Telefon und hörte sich das ganze Gespräch noch einmal an.
    »Die Toten bilden einen Kreis. Zählen Sie Ihre Leichen, Herr Kommissar. Sie werden sehen, ihre Zahl ist zu klein.«
    Im Raum hätte man eine Stecknadel fallen hören, als Haderlein das Aufnahmegerät abschaltete. Schweigend ging er zum Flipchart an der Wand und schrieb in Großbuchstaben » MAX SCHILLER « aufs Papier. Dann setzte er sich wieder auf seinen Stuhl.
    »Meine Damen und Herren, kurz vor diesem Anruf habe ich die Mitteilung von unser aller Liebling, Herrn Gerichtsmediziner Siebenstädter, erhalten, dass in Erlangen zwei weitere Personen aus Hof liegen, die seiner Meinung nach vom selben Täter umgebracht wurden. Das heißt, wir haben jetzt innerhalb von vier Tagen sieben Tote. Fünf männliche und zwei weibliche Opfer aus ganz Nordbayern, die irgendwie in diesem Fall mit drinhängen. Und wenn es für unseren Anrufer dumm gelaufen ist, kommt er als achtes Opfer noch dazu. Hat irgendjemand von Ihnen eine Idee, was er uns mit der Botschaft mitteilen wollte?«
    Cesar Huppendorfer meldete sich vorsichtig. »Also, meine Mutter stammt ja aus Brasilien, und als ich vor zwei Jahren mit ihr zu Hause war, hatten wir ein Problem.«
    Haderlein runzelte die Stirn. Worauf wollte denn sein dunkelhäutiger Exot jetzt schon wieder hinaus?
    »Ihre Schwester war gestorben«, fuhr Huppendorfer fort, »und in einem ihrer Schuhkartons haben wir die Namen von lauter verschiedenen Männern gefunden. Erst haben wir gedacht, das wäre so was wie ihre private Liebhaberkartei, aber meine Tante war sehr katholisch

Weitere Kostenlose Bücher