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Das Albtraumreich des Edward Moon

Das Albtraumreich des Edward Moon

Titel: Das Albtraumreich des Edward Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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dramatischen
Flüstern: »Er ist unser Mann bei den Russen. Ein Doppelagent.«
    »Was um Himmels willen macht er hier? Ich hatte
gehofft, dass du nach dem Slattery-Fiasko in solchen Dingen vorsichtiger wärst!«
    »Ich glaube, er hat Informationen für uns.«
Dedlock zeigte auf einen Stuhl und bellte: »Setzen Sie sich hin!«
    Immer noch japsend vor Nervosität, tat Grischenko
wie geheißen; seine Tarnung als zerlumpter Stromer hatte er teilweise abgelegt.
    »Warum sind Sie hier?«, fuhr Dedlock ihn an. »Und
warum in dieser albernen Maskierung?«
    Grischenko sprach sorgfältig, langsam, umständlich
und mit einem starken Akzent. »Ich muss Sie überaus eindringlich warnen«,
begann er. »Ich komme hierher in dieser hervorragenden Verkleidung, weil die
Männer, die mir nachspüren, sie sind gefährlich. Es ist höchst wahrscheinlich,
dass sie uns beobachten selbst in diesem Moment! Ich konnte mir nicht
gestatten, als Grischenko aufzutreten. Sie verstehen?«
    Dedlock verschränkte die Arme. »Sie sind hier
völlig sicher, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Und ich nehme an, dass Mister
Skimpole und ich durchaus in der Lage sind, es mit jedem Abschaum aufzunehmen,
den Ihre Leute nach uns werfen könnten.«
    »Nein, nein!« Grischenko schien plötzlich mit
Leben erfüllt. »Natürlich ich verstehe, dass meine Landsleute nicht Männern
Angst machen würden, welche so kühn und tapfer sind wie Sie beide. Aber es sind
nicht meine Leute, welche mich verfolgen. Nicht Russen. Nein, meine Herren, Sie
kennen diese Leute nicht, obwohl ich vermute, ihre Tätigkeiten sind Ihnen nicht
verborgen geblieben. Mächtige Leute, meine Herren. Sehr mächtig. Seit langem
haben sie sich gegen die Stadt verschworen. Jetzt wissen Sie, von wem ich
spreche, nicht wahr?«
    »Vielleicht«, sagte Skimpole gelassen.
    »Es sind uns gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen«,
sagte Dedlock, anders als sein Partner, frei heraus, »und wir wären für jede
Information dankbar, die Sie uns anbieten könnten. Das Direktorium ist ein
starker Verbündeter, wir können für Ihre Sicherheit garantieren. Wer sind diese
Leute? Wie nennen sie sich?«
    »Wir haben keinen Namen, Sir, aber ich bin der
Überzeugung, diese Personen kennen keine Skrupel. Sie haben den Iren Slattery
gedungen, um Ihnen Einhalt zu gebieten. Er versagte, ich weiß, aber man wird
nicht zögern, es noch einmal zu versuchen. Diese Leute werden nicht innehalten,
ehe das Direktorium zu Fall gebracht ist!«
    »Wie wollen Sie das wissen?«
    »Mister Dedlock«, zischte der Russe, »ich weiß es,
weil sie versucht haben, auch mich umzudrehen!«
    »Sie?«
    »Mich«, wiederholte Grischenko mit einer Spur von
Stolz in der Stimme. »Ich widerstand natürlich. Ich schleuderte ihnen ihr
schamloses Angebot ins Gesicht! Ich bin ein Mensch mit Grundsätzen.«
    »Aber selbstredend.«
    »Und es gibt noch etwas.«
    Dedlock bedeutete ihm mit einer Handbewegung
fortzufahren.
    »Bei mir es ist ihnen nicht gelungen, bei einem
anderen Mann waren sie jedoch erfolgreich. Bei einem alten Kollegen von mir.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es gibt einen Schläfer.«
    »Einen Schläfer?«
    »Unseren unfehlbarsten, tödlichsten. Und dieser
Mann, dieser Auftragsmörder, ein Mann, den wir selbst vor vielen Jahren in
dieses Land eingeschleust haben – er ist nun für jene Sache angeworben
worden.«
    »Und wer ist das?«, fuhr Dedlock ihn an. »Sagen
Sie schon, wie er heißt!«
    »Er tritt unter vielen Namen auf«, antwortete der
Russe unschlüssig. »Sein wahrer Name ist verlorengegangen.«
    Dedlock runzelte die Stirn.
    Grischenkos Miene hingegen hellte sich auf. »Aber
er besitzt einen Decknamen.«
    »Und der wäre?«
    Grischenko murmelte etwas, das klang wie: »Der
Mongoz.«
    »Der Mongoz?«, wiederholte Skimpole ungläubig.
    Dedlock unterdrückte ein Kichern. »›Mongoz‹ wie
der Halbaffe?«
    Der Russe hob die Schultern. »Die Namen gingen uns
aus.«
    »Sagt mir jedenfalls nichts«, schnaubte Dedlock.
    »Er hat schon viele Dutzend Menschen umgebracht
und noch nie versagt. Er ist das Schlimmste, was das Menschengeschlecht je
hervorgebracht hat, Mister Dedlock. Bitte, meine Herren, darüber müssen Sie
sich völlig im Klaren sein: Er hat es auf Sie beide abgesehen. Er wird kommen.«
    »Er wird kommen?«, echote Skimpole.
    Grischenko nickte langsam und düster. »Wie der
bleiche Sensenmann«, murmelte Grischenko, »auf seinem schaurigen Klepper.«
    Skimpole verspürte ein Schaudern.
    Grischenko rappelte sich auf. »Ich muss

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