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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Kinder über die Brücke auf die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge zuführten, die den Weg blockierten.
    »General«, sagte der Präsident. »Können Sie eine Warnsalve über die Köpfe abgeben?«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Chandler. »Ich habe meinen Männern befohlen, Übungsmunition zu laden. Das Risiko, unschuldige Leute jenseits der Stadt zu treffen, ist zu groß, als daß man scharfe Munition verwenden könnte.«
    »Eine kluge Entscheidung«, lobte General Metcalf vom Vereinigten Generalstab. »Curtis weiß genau, was er tut.«
    General Chandler drehte sich zu einem seiner Adjutanten um. »Geben Sie Kommando, eine Warnsalve abzufeuern.«
    Der Adjutant, ein Major, bellte ins Funkgerät: »Warnsalve, Feuer!«
    Mit einem Donnergetöse spuckte der Wall der Verteidiger Feuerstöße in die Nacht. Die Schockwelle fuhr wie ein Wirbelsturm über die Köpfe der Frauen und blies viele der Kerzen aus. Das ohrenbetäubende Krachen der Panzerkanonen und der Automatikwaffen schallte durch das Tal.
    Zehn Sekunden. Zehn Sekunden dauerte das Getöse zwischen den Kommandos ›Feuer!‹, ›Feuer einstellen!‹ und dem Rumpeln des Echos, das von den niedrigen Bergen hinter Roma zurückgeworfen wurde.
    Eine atemlose Stille, durchdrungen nur vom beißenden Gestank des Kordits, senkte sich schwer über die erschütterte Menge.
    Dann zerschnitten die Schreie der Mütter, direkt gefolgt vom Kreischen der verängstigten Kinder die Stille. Die meisten warfen sich voller Schrecken auf den Boden, während andere im Schock wie angewurzelt stehenblieben. Von der anderen Seite ertönte ein wütender Aufschrei, weil die Männer, die von der gemeinsamen Überquerung der Brücke mit ihren Frauen und Kindern zurückgehalten worden waren, fürchteten, daß die, die sich zu Boden geworfen hatten, tot oder verwundet seien.
    Tumulte brachen aus, und in den nächsten Minuten sah es so aus, als sei die Invasion steckengeblieben.
    Dann blitzten die Scheinwerfer auf der mexikanischen Uferseite auf und richteten sich auf eine Gestalt, die auf einer kleinen Plattform stand, die von den Schultern mehrerer Männer in weißen Umhängen getragen wurde.
    Topiltzin stand mit ausgestreckten Armen da und brüllte in einen Lautsprecher. Er befahl den Frauen, die am Boden kauerten, aufzustehen und weiterzugehen. Langsam ebbte der Schock ab, und jeder merkte, daß keine blutüberströmten und zerfetzten Leichen auf der Brücke herumlagen. Viele lachten hysterisch auf, als sie erkannten, daß niemand tot oder verletzt war. Weit hallender, ohrenbetäubender Jubel brandete auf, als die Menge irrtümlich annahm, daß Topiltzins Macht sie auf geheimnisvolle Art und Weise vor dem Tod bewahrt und jegliches Leid von ihnen ferngehalten hatte.
    »Er hat die Wirkung auf seiner Seite«, brummte Julius Schiller enttäuscht.
    Der Präsident schüttelte traurig den Kopf. »Genau wie das oft in der Geschichte unserer Nation der Fall war, wenn unsere Anstrengungen, menschliche Not zu lindern, zu einem Bumerang wurden.«
    »Jetzt hängt alles von Chandler ab«, warf Nichols ein.
    Zögernd nickte General Metcalf. »Ja, jetzt liegt die Entscheidung auf seinen Schultern.«
    Der Zeitpunkt, die schicksalhafte Entscheidung zu fällen, war da. Der Befehl konnte nicht weiter aufgeschoben werden. Der Präsident, der sicher im tiefen Keller des Weißen Hauses saß, blieb seltsamerweise still. Diese politische Zeitbombe hatte er dem Militär zugespielt, und General Chandler war die Rolle des blutrünstigen Halsabschneiders zugefallen.
    Er steckte zwischen zwei Mühlsteinen. Er konnte es einer solchen Flut von Ausländern nicht gestatten, ohne einzuschreiten, die Grenze zu überqueren. Gleichfalls konnte er mit dem ausdrücklichen Befehl an Chandler, die Kinder abzuschlachten, nicht den Zusammenbruch seiner Regierung riskieren.
    Die singenden Frauen und Kinder waren nur noch ein paar Schritte von den Männern entfernt, die ein kurzes Stück hinter der Uferlinie in Stellung gegangen waren. Die ersten Menschen aus der langen Schlange, die die Brücke überquerte, waren bereits nahe genug herangekommen, daß sie die Kanonenmündungen der Panzer erkennen konnten.
    General Curtis Chandler blickte auf eine lange und glanzvolle Militärkarriere zurück, aber seine Zukunftsaussichten waren auf ein schuldbeladenes Gewissen zusammengeschrumpft. Nach einer langen Krankheit war im Jahr zuvor seine Frau gestorben; Kinder hatte er nicht. Als Brigadegeneral konnte er in der kurzen Zeit bis zu seiner

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