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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Pensionierung keine weitere Beförderung mehr erhoffen. Jetzt stand er oben am Steilufer und beobachtete, wie Hunderttausende illegaler Einwanderer in sein Heimatland strömten. Er überlegte, womit er es verdient hatte, daß sich sein Leben so grausam auf diesen Ort und diesen Zeitpunkt zubewegt hatte.
    Der Gesichtsausdruck seines Adjutanten grenzte an Panik. »Sir, der Feuerbefehl.«
    Chandler starrte auf die kleinen Kinder hinab, die sich ängstlich an den Händen ihrer Mütter festhielten. Ihre Kerzen beleuchteten weitaufgerissene, dunkle Augen.
    »General, Ihre Befehle«, drängte der Adjutant.
    Chandler murmelte etwas, aber der Adjutant konnte die Worte wegen des Sprechgesangs nicht verstehen. »Verzeihung, General, sagten Sie ›Feuer!‹?«
    Chandler drehte sich um. Seine Augen schimmerten feucht. »Lassen Sie sie durch.«
    »Sir?«
    »So lauten meine Befehle, Major. Ich will verdammt sein, wenn ich meine Tage als Mörder kleiner Kinder beschließen will. Und verwenden Sie, um Gottes willen, nicht die Worte ›Nicht feuern‹, für den Fall, daß irgendein dämlicher Kompaniechef Sie nicht richtig versteht.«
    Der Major nickte und sprach schnell in sein Mikrofon. »An alle Kommandeure. Die Befehle General Chandlers lauten: Keine Feindseligkeiten, und erlauben Sie den Immigranten, unsere Linien zu passieren. Ich wiederhole: Keine Aktionen! Die Leute durchlassen!«
    Ungeheuer erleichtert ließen die amerikanischen Soldaten die Waffen sinken und standen ein paar Minuten bewegungslos da. Dann entspannten sie sich und fingen an, sich mit den Frauen zu unterhalten, knieten nieder und spielten mit den Kindern und wischten ihnen sanft die Tränen ab.
    »Entschuldigen Sie, Mr. President«, sagte Chandler zur Kamera gewandt. »Ich bedaure meine Karriere beenden zu müssen, indem ich einem direkten Befehl meines Oberbefehlshabers nicht nachkomme, aber ich hatte das Gefühl, unter diesen Umständen …«
    »Keine Sorge«, erwiderte der Präsident. »Sie haben Hervorragendes geleistet.« Er wandte sich an General Metcalf. »Mir ist es scheißegal, welche Stelle er auf der Rangliste einnimmt. Sorgen Sie dafür, daß Curtis einen weiteren Stern erhält.«
    »Mit dem größten Vergnügen, Sir.«
    »Ausgezeichnet, Mr. President«, sagte Schiller, der jetzt merkte, daß das Schweigen des Präsidenten nur Bluff gewesen war. »Sie kannten den Mann ganz genau.«
    In den Augen des Präsidenten lag ein leises Lächeln. »Ich habe mit Curtis Chandler zusammen in Korea gedient. Damals waren wir Lieutenants bei der Artillerie. Er hätte auf einen außer Rand und Band geratenen Mob gefeuert, aber nie auf friedliche Frauen und Kinder.«
    General Metcalf durchschaute den Präsidenten ebenfalls. »Sie sind dennoch ein verdammt großes Risiko eingegangen, Sir.«
    Der Präsident nickte zustimmend. »Jetzt muß ich mich vor dem amerikanischen Volk dafür verantworten, daß der Invasion des Landes durch Mengen illegaler Einwanderer kein Widerstand entgegengesetzt wurde.«
    »Ja, aber Ihre offensichtliche Zurückhaltung wird sich bei Verhandlungen mit Präsident De Lorenzo und den übrigen lateinamerikanischen Führern auszahlen«, versicherte Oates.
    »In der Zwischenzeit«, fügte Mercier hinzu, »werden unsere Militär- und Zivilkräfte Topiltzins Anhänger langsam einkreisen und über die Grenze zurückdrängen, bevor die Gefahr von Milizaktionen akut wird.«
    »Ich wünsche, daß diese Operation so schonend wie möglich durchgeführt wird«, befahl der Präsident mit fester Stimme.
    »Haben wir nicht noch etwas vergessen, Mr. President?« fragte Metcalf.
    »Was, General?«
    »Die Bibliothek von Alexandria. Nichts hindert Topiltzin jetzt daran, die Kammern zu plündern.«
    Der Präsident drehte sich zu Senator Pitt um, der ruhig am anderen Ende des Tisches gesessen hatte. »Na, George, die Armee hat zugeschlagen, und Sie sind der einzige, der den Ball ins Feld zurückbringen kann. Wären Sie bitte so freundlich, die hier anwesenden Männer mit Ihrem Plan für den Notfall vertraut zu machen?«
    Der Senator blickte auf die Tischplatte. Er wollte nicht, daß die anderen die Unsicherheit in seinen Augen bemerkten. »Ein Befreiungsschlag, eine List, die sich mein Sohn Dirk ausgedacht hat. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Aber wenn alles gutgeht, wird Robert Capesterre – alias Topiltzin – das Wissen unserer Vorfahren nicht in die Hände fallen. Wenn jedoch alles schiefläuft, wie einige kritische Beobachter

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