Das Alexandria-Komplott
Erstaunen wie gebannt war, blitzschnell. Sie schleppten ihn zum Steinaltar mit den Steinmetzarbeiten der Totenköpfe und gekreuzten Knochen und warfen ihn rücklings darauf. Dann hielten sie ihn an Armen und Beinen fest.
Zuerst war Rivas viel zu benommen, um zu protestieren; viel zu schockiert, um Topiltzins Vorhaben zu begreifen. Als es ihm dämmerte, schrie er angstvoll auf.
»O Gott! Nein! Nein!«
Topiltzin ignorierte den zu Tode erschrockenen Amerikaner und die erbärmliche Angst in dessen Augen kaltlächelnd und trat an die Seite des Altars. Er nickte kurz, und einer der Männer riß Rivas Hemd auf und entblößte die Brust des Amerikaners.
»Tun Sie's nicht«, bat Rivas.
Plötzlich tauchte in Topiltzins erhobener linker Hand ein rasiermesserscharfes Obsidianmesser auf. Das Mondlicht glitzerte auf der schwarzen, gläsernen Klinge, die über ihm schwebte.
Rivas schrie – stieß den letzten Schrei seines Lebens aus.
Dann senkte sich das Messer.
Mit kalter, steinerner Miene blickten die Säulengestalten auf den blutigen Akt hinab. Tausende von Malen waren sie vor Hunderten von Jahren Zeugen des schrecklichen Schauspiels menschlicher Grausamkeiten gewesen. In ihren gemeißelten, verwitterten Augen lag kein Mitleid, als Rivas' noch pulsierendes Herz aus seinem Brustkorb gerissen wurde.
13
T rotz der Leute und des Gewimmels um ihn herum, war Pitt von der atemberaubenden Ruhe des kalten Nordens vollkommen gefangengenommen. Totenstille schien die Stimmen und das Geräusch der Maschinen einzuhüllen. Er hatte das Gefühl, in dumpfer Einsamkeit im Eiskeller einer ganz verlassenen Welt zu stehen.
Endlich dämmerte das Tageslicht, gefiltert von einem seltsamen grauen Nebel, der keinerlei Schatten zuließ. Am späten Morgen löste sich der eisige Dunst in der Sonne allmählich auf, und der Himmel zeigte ein weiches, helles Orange. Durch das seltsame Licht wirkten die Felsgipfel, die den Fjord überragten, wie Grabmale auf einem schneebedeckten Friedhof.
Das Geschehen rund um die Absturzstelle erinnerte immer stärker an eine Militärinvasion. Zuerst war eine Flotte von fünf Helikoptern der Air Force eingetroffen, die schwerbewaffnete, entschlossen dreinblickende Soldaten der Army Special Forces transportiert hatten. Die Männer waren sofort um den Rumpf herum in Stellung gegangen und patrouillierten jetzt durch das ganze Gebiet. Eine Stunde später waren die Unfallexperten der Luftfahrtbehörde gelandet und hatten sich darangemacht, das zerknitterte Wrack für den Abtransport vorzubereiten. Danach kam eine Gruppe Pathologen, die die Leichen gekennzeichnet und in die Helikopter verladen hatte, die wiederum die Toten umgehend zur Leichenhalle auf dem Luftwaffenstützpunkt Thule transportierten.
Die Navy war durch Commander Knight und das unerwartete Auftauchen der Polar Explorer vertreten. Alle hatten bei ihrer gräßlichen Arbeit innegehalten und aufs Meer hinausgeblickt, als die lauten Warnsignale der Schiffssirene von den zerklüfteten Bergen widerhallten.
Die Polar Explorer, die sich ihren Weg durch eben erst gekalbte Eisschollen, die kaum sichtbar tief im Wasser dahintrieben, bahnen mußte und die ersten Eisberge dieses Winters zu umfahren hatte, kam langsam heran und lief in die Mündung des Fjords ein. Kurze Zeit kräuselte sich das aschblaue Meer kaum merklich unter dem geschwungenen Bug, dann schäumte es auf.
Der ungeheuer starke Bug des Eisbrechers bahnte sich mühelos den Weg durch das Packeis und kam weniger als fünfzig Meter vom Flugzeugwrack entfernt zum Stillstand. Knight stoppte die Maschinen, kletterte über das Fallreep auf das Eis hinunter und bot den Sicherheits- und Untersuchungsmannschaften großzügig sein Schiff und dessen Einrichtungen als Kommandoposten an – ein Angebot, das ohne das geringste Zögern dankbar angenommen wurde.
Die Sicherheitsmaßnahmen beeindruckten Pitt. Bisher war die Nachrichtensperre noch nicht durchbrochen worden: die Nachricht, die vom Kennedy Airport verbreitet worden war, besagte lediglich, daß der UN-Flug Verspätung hatte. Aber es konnte sich wirklich nur noch um eine Stunde handeln, bis ein gerissener Korrespondent Lunte roch und Alarm geben würde.
»Ich glaube, jetzt sind meine Lider an den Augäpfeln festgefroren«, bemerkte Giordino düster. Er saß im Pilotensitz des NUMA-Hubschraubers und versuchte eine Tasse Kaffee zu trinken, bevor er zu Eis erstarrte. »Muß ja saukalt sein.«
Pitt warf seinem Freund einen zweifelnden Blick zu. »Woher
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