Das Alexandria-Komplott
willst du das denn wissen? Du bist doch die ganze Nacht nicht aus deinem geheizten Cockpit rausgekommen.«
»Ich bekomme schon beim Anblick eines Eiswürfels im Whiskyglas Frostbeulen.« Giordino hielt eine Hand hoch, die Finger gespreizt. »Sieh mal. Ich bin vor Kälte so steif, daß ich sie nicht mal zur Faust ballen kann.«
Pitt sah zufällig aus dem Seitenfenster und bemerkte, daß Commander Knight vom Schiff her über das Eis auf sie zulief. Er ging zurück in die Hauptkabine und öffnete in dem Augenblick die Frachtluke, in dem Knight die Bordleiter erreichte. Voller Selbstmitleid murrte Giordino vor sich hin, als die kostbare Wärme hinausströmte und eine kalte Brise in das Innere des Helikopters drang.
Knight winkte zur Begrüßung und kletterte an Bord. Sein Atem bildete dichte Wolken. Er griff in die Innentasche seines Parkas und zog eine lederüberzogene Flasche hervor.
»Etwas aus der Krankenstube. Cognac. Keine Ahnung, was für eine Marke. Dachte, ihr könntet so etwas gebrauchen.«
»Ich glaube, du hast Giordino gerade in den siebenten Himmel befördert«, erwiderte Pitt lachend.
»Ich wäre lieber in der Hölle«, beschwerte sich Giordino. Er setzte den Flachmann an und genoß die Wärme des Cognacs, die sich in seinem Magen breitmachte. Dann hob er wieder die Hand und ballte sie zur Faust. »Ich glaube, ich bin kuriert.«
»Euch kann ich's ja sagen«, bemerkte Knight. »Wir haben Befehl bekommen, die nächsten vierundzwanzig Stunden hierzubleiben. Die wollen uns auf Eis legen – entschuldigt den Ausdruck –, bis alles hier unter Dach und Fach ist.«
»Was machen die Überlebenden?« erkundigte sich Pitt.
»Ach, Miß Kamil wollte dich sprechen. Es ging um ein Abendessen in New York.«
»Abendessen?« fragte Pitt unschuldig.
»Komisch«, fuhr Knight fort. »Gerade als sich Doc Gale um das ausgekugelte Knie der Stewardeß kümmern wollte, erwähnte diese ebenfalls eine Verabredung mit dir.«
Pitts Gesichtsausdruck wirkte harmlos und unschuldig. »Dann werden die beiden Hunger haben, nehme ich an.«
Giordino verdrehte die Augen und setzte den Flachmann wieder an. »Das kommt mir aber bekannt vor.«
»Und der Steward?«
»Sieht nicht gut aus«, erwiderte Knight. »Aber der Doc glaubt, daß er ihn durchbringt. Er heißt Rubin. Während die Narkose anfing zu wirken, hat er eine wilde Geschichte von sich gegeben: Der Pilot habe den Ersten und Zweiten Offizier ermordet und sei dann während des Fluges verschwunden.«
»Klingt gar nicht so weit hergeholt«, stellte Pitt fest. »Die Leiche des Piloten muß erst noch gefunden werden.«
»Geht mich nichts an.« Knight zuckte mit den Achseln. »Ich habe schon genug Sorgen, ohne daß ich mich in ein ungelöstes Verbrechen in der Luft verstricke.«
»Wie steht's mit dem russischen U-Boot?« fragte Giordino.
»Was unsere Entdeckung angeht, halten wir dicht, bis wir den oberen Rängen des Pentagon persönlich Meldung erstatten können. Wäre blöd, wenn wir das Spiel wegen eines Lecks im Kommunikationsapparat verlieren würden. Der Absturz des Flugzeugs ist für uns auf alle Fälle ein Glücksfall. Das bietet eine logische Erklärung, Kurs auf das Heimatdock in Portsmouth zu nehmen – jedenfalls, sobald die Überlebenden in eine Klinik in den Staaten überführt werden können. Wir wollen hoffen, daß diese unvorhergesehene Ablenkung die Analytiker des sowjetischen Geheimdienstes so verwirrt, daß wir sie von der Pelle bekommen.«
»Verlaß dich nicht zu sehr drauf«, warnte Giordino. Sein Gesicht glühte. »Wenn die Russen nur den leisesten Verdacht haben, daß wir auf Gold gestoßen sind – und die sind paranoid genug, um zu glauben, daß unsere Seite den Flugzeugabsturz als Ablenkung inszeniert hat –, dann werden sie mit Bergungsschiffen, einer Schutzflotte von Kriegsschiffen und Flugzeugen anrücken. Wenn sie das Unterseeboot finden, werden sie es heben und zum Stützpunkt Seweromorsk auf der Halbinsel Kola zurückschleppen.«
»Oder in die Luft jagen«, fügte Pitt hinzu.
»Es zerstören?«
»Den Sowjets steht keine ausgefeilte Bergetechnik zur Verfügung. Ihr vorrangiges Ziel wäre es, sicherzustellen, daß niemand das Boot in die Hand bekommt.«
Giordino reichte Pitt den Cognac. »Hat gar keinen Zweck, hier über den Kalten Krieg zu debattieren. Warum kehren wir nicht zum Schiff zurück, wo es warm und gemütlich ist?«
»Das könnten wir eigentlich«, gab Knight zurück. »Ihr beide habt bereits mehr als euren Teil
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