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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ihn zu, machte jedoch keinerlei Anstalten, Nichols die Hand zu schütteln.
    »Vielen Dank, daß Sie gekommen sind«, sagte er in unpersönlichem Ton.
    »Weshalb bin ich hier?« erkundigte sich Nichols geradeheraus.
    »Um eine Identifikation vorzunehmen.«
    Nichols beschlich plötzlich eine böse Ahnung. »Bei wem?«
    »Ich würde es vorziehen, wenn Sie mir sagen würden, wer es ist.«
    »Ich schaue mir höchst ungern Leichen an.«
    »Es handelt sich eigentlich nicht um eine Leiche, aber ich garantiere ihnen, ein Vergnügen wird es mit Sicherheit nicht für Sie werden.«
    Nichols zuckte mit den Achseln. »In Ordnung, bringen wir's hinter uns.«
    Gerhart hielt eine Tür auf, begleitete ihn einen langen Korridor entlang und führte ihn in einen Raum, dessen Wände und Boden weiß gekachelt war. Der Boden war leicht abschüssig, im Zentrum befand sich ein Abfluß. Ein Tisch aus rostfreiem Stahl stand vollkommen allein in der Mitte des Raums. Ein weißes, undurchsichtiges Plastiktuch bedeckte einen länglichen Gegenstand, der, kaum mehr als zwei Zentimeter hoch, auf dem Tisch lag.
    Verblüfft sah Nichols Gerhart an. »Was soll ich denn hier identifizieren?«
    Ohne ein Wort zu sagen, hob Gerhart das Tuch und zog es ab. Er ließ es zu Boden fallen.
    Nichols starrte auf das Ding auf dem Tisch und begriff nicht. Zuerst dachte er, es handele sich um den Scherenschnitt einer männlichen Gestalt. Dann, als ihm die fürchterliche Wahrheit dämmerte, fuhr er zusammen. Er beugte sich über den Abfluß im Boden und erbrach sich.
    Gerhart ging aus dem Raum und kam schnell mit einem Klappstuhl und einem Handtuch zurück.
    Er führte Nichols zu dem Stuhl und reichte ihm das Handtuch. »Hier«, sagte er ohne Mitgefühl, »nehmen Sie das.«
    Nichols saß beinahe zwei Minuten da, preßte das Handtuch vor sein Gesicht und würgte. Schließlich erholte er sich so weit, daß er Gerhart ansehen konnte. Er stammelte:
    »Mein Gott … das ist ja nichts als …«
    »Haut«, beendete Gerhart für ihn den Satz. »Abgezogene menschliche Haut.«
    Nichols zwang sich dazu, das gräßliche Ding, das ausgestreckt auf dem Tisch lag, näher anzusehen.
    Es erinnerte ihn an einen Luftballon, aus dem man die Luft hatte entweichen lassen. Nur so konnte er es beschreiben. Ein Schnitt lief vom Hinterkopf bis zu den Fußknöcheln hinunter, und man hatte die Haut vorn Körper abgezogen, wie einem Stück Wild, das man aus der Decke schlägt, in der Brust war ein langer vertikaler Riß zu sehen, der mit groben Stichen zugenäht worden war. Die Augen fehlten, doch die gesamte Haut war vorhanden, inklusive der beiden runzligen Hände und Füße.
    »Können Sie mir sagen, wer das sein könnte?« fragte Gerhart sanft.
    Nichols bemühte sich sehr, aber die grotesken, verzerrten Gesichtszüge machten es beinahe unmöglich. Nur das Haar schien ihm vage vertraut. Dennoch war er sich sicher.
    »Guy Rivas«, murmelte er.
    Gerhart entgegnete nichts. Er nahm Nichols' Arm und führte ihn in einen anderen Raum, der behaglich eingerichtet war – mit Sesseln und einer Kaffeemaschine. Er goß eine Tasse Kaffee ein und reichte sie Nichols.
    »Trinken Sie das. Ich bin gleich zurück.«
    Wie in einem Alptraum gefangen saß Nichols da; der grauenvolle Anblick im Raum nebenan hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht. Rivas schrecklichen Tod zu akzeptieren, bereitete ihm Schwierigkeiten.
    Gerhart kam mit einem Diplomatenkoffer zurück. Er legte ihn auf einen niedrigen Tisch. »Das hier wurde beim Postempfang abgegeben. Im Innern befand sich die Haut, säuberlich zusammengefaltet. Zuerst hielt ich das Ganze für das Werk eines Verrückten. Dann durchsuchte ich den Koffer gründlich und entdeckte ein Miniaturtonbandgerät, das unter dem Innenfutter versteckt war.«
    »Haben Sie es abgespielt?«
    »Hat nicht viel genützt. Klingt wie die Unterhaltung von zwei Männern in einer Art Geheimsprache.«
    »Wie haben Sie Rivas zu mir zurückverfolgt?«
    »Rivas' Regierungsausweis befand sich im Innern der abgezogenen Haut. Wer ihn auch ermordet haben mag, der Täter wollte sichergehen, daß wir die Überreste identifizieren können. Ich bin zu Rivas' Büro gegangen und habe seine Sekretärin befragt. Von ihr habe ich erfahren, daß er mit Ihnen und dem Präsidenten eine zweistündige Unterredung hatte, bevor er mit unbekanntem Ziel aufbrach. Ich hielt es für ungewöhnlich, daß seine eigene Sekretärin seinen Aufenthaltsort nicht kannte, deshalb schloß ich, daß er sich auf einer geheimen

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