Das Alexandria-Komplott
hinter dem ein Weg zu einer kleinen Villa hinaufführte, die auf einem niedrigen Hügel über dem weitläufigen Sandstrand lag.
Ammar schaltete den Computer ab und stieg aus dem Wagen. Vier Wachen in sandfarbenen Kampfanzügen umringten ihn und durchsuchten gründlich seine Kleidung. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wies man ihn an, durch einen Durchgang zu gehen, der einen Metalldetektor enthielt, wie man sie von Flughäfen her kennt.
Danach wurde er den mit Platten belegten Weg zur Villa emporgeleitet, vorbei an roh behauenen Zementabsperrungen, die von einer kleinen Armee von Yazids Elitewachtruppen besetzt waren. Ammar lächelte, als sie am geschmückten Rundbogen des Hauptzugangs vorbeigingen, der wichtigen Besuchern vorbehalten war, und schließlich durch eine kleine Seitentür das Haus betraten. Die Beleidigung ließ ihn kalt; er wußte, daß sie Yazids kleinlicher Art entsprang, mit der er die, die für ihn die Drecksarbeit verrichteten und nicht zum inneren Zirkel der fanatischen Speichellecker gehörten, piesackte.
Er wurde in ein kahles, leeres Zimmer geführt, das nur mit einem einzelnen hölzernen Stuhl und einem großen persischen Keschan, der an einer Wand hing, eingerichtet war. Im Innern war es heiß und stickig. Fenster gab es nicht, und die Helligkeit drang nur durch ein Oberlicht. Wortlos zogen die Wachen sich zurück und schlossen die Tür.
Ammar gähnte und warf einen lässigen Blick auf die Armbanduhr, als wolle er sehen, wie spät es war. Als nächstes nahm er seine Sonnenbrille ab und rieb sich die Augen. Diese lang einstudierten Bewegungen ermöglichten ihm, die winzige Linse der Fernsehkamera auszumachen, die im Muster des Wandteppichs versteckt war, ohne daß irgend jemand von seiner Entdeckung etwas ahnte.
Er schmorte beinahe eine halbe Stunde, als endlich der Teppich zur Seite gezogen wurde und Achmed Yazid durch einen schmalen Bogengang das Zimmer betrat.
Der geistliche Führer der ägyptischen Moslems war jung, nicht älter als fünfunddreißig. Er war klein und mußte aufsehen, wenn er Ammar in die Augen blicken wollte. Sein Gesicht hatte nicht die ausgeprägten Züge der meisten Ägypter; Kinn und Wangenknochen waren weicher, rundlicher. Der Kopf war mit einem weißen Seidentuch bedeckt, das zu einem kleinen Turban gebunden war, und sein spindeldürrer Körper steckte in einem weißen Seidenkaftan. Als er aus dem Schatten ins Licht trat, veränderte sich seine Augenfarbe sichtbar von Schwarz zu Dunkelbraun.
Als Zeichen des Respekts nickte Ammar leicht, ohne Yazid in die Augen zu sehen.
»Ah, mein Freund«, begrüßte Yazid ihn warmherzig. »Schön, daß Sie zurück sind.«
Ammar hob den Blick, lächelte und ging auf das Spiel ein. »Es ist mir eine Ehre, in Ihrer Nähe zu weilen, Achmed Yazid.«
»Bitte, nehmen Sie doch Platz«, bat Yazid. Es klang eher wie ein Befehl und nicht wie eine höfliche Einladung.
Ammar gehorchte und setzte sich auf den kleinen hölzernen Stuhl, so daß Yazid auf ihn hinabsehen konnte. Yazid ließ sich noch eine weitere kleine Beleidigung einfallen. Während er ohne Einleitung mit seinen Ausführungen begann, ging er im Raum umher und zwang Ammar, sich auf dem Stuhl zu drehen, um ihm folgen zu können.
»Jede Woche bringt eine weitere Bedrohung von Präsident Hasans schwacher Autorität mit sich. Allein die Loyalität des Militärs bewahrt ihn vor dem Sturz. Immer noch kann er sich auf die dreihundertfünfzigtausend Mann starke Armee stützen. Im Augenblick trägt Verteidigungsminister Abu Hamid auf beiden Schultern Wasser. Er hat mir versichert, daß er unsere Bewegung zur Bildung einer islamischen Republik unterstützen will, doch nur, wenn wir ein nationales Referendum ohne Blutvergießen gewinnen.«
»Ist das schlecht?« erkundigte sich Ammar mit unschuldiger Miene.
Yazid blickte ihn kalt an. »Der Mann ist ein Scharlatan, prowestlich eingestellt; zu feige, als daß er auf die amerikanische Hilfe verzichten will. Ihm kommt es nur auf seine geschätzten Flugzeuge, Kampfhubschrauber und Panzer an. Er fürchtet, daß Ägypten dem Beispiel des Iran folgen wird. Der Idiot besteht auf einer ordnungsgemäßen Regierungsumbildung, damit die Darlehen der Banken und die finanzielle Hilfe aus Amerika weiterfließen.«
Er schwieg und starrte Ammar in die Augen, als wollte er seinen besten Attentäter dazu bewegen, ihm zu widersprechen. Ammar schwieg. Die stickige Luft im Raum machte ihm langsam zu schaffen.
»Abu Hamid verlangt außerdem meine
Weitere Kostenlose Bücher