Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Konsumentenbetrug auszuschalten.«
»Durch optische Scanner zum Beispiel«, erwiderte der Wirtschaftsstudent.
»Oder es könnte einer dieser RFID-Chips sein, wie man sie Hunden einsetzt, damit sie nicht abhanden kommen«, warf eine junge Frau ein, die neben Justin saß.
»Vergessen wir nicht die Vorstellung eines landesweiten Identifikationssystems«, ergriff ein Mann das Wort, der sich als Rechtsanwalt zu erkennen gab. »Es könnte vielleicht mit Sexualverbrechern beginnen, damit die Regierung sie überwachen kann. Danach würde es sich vielleicht auf andere Gattungen von Verbrechern ausweiten, und letztlich würde es sich als so praktisch, einfach zu verwalten und effektiv zur Vermeidung von Betrug erweisen, dass man eine neue Form für die Gesamtbevölkerung entwickeln würde. Es würde eine PR-Kampagne im großen Stil geben, bei der die Vorteile hervorgehoben werden, und eh man sich’s versieht, könnte jeder eine permanente, aufspürbare Identifikationsform haben, die mit dem Bankkonto jeder Person verknüpft ist.«
»Ich dachte, gute Christen bräuchten sich über all das keine Gedanken zu machen«, sagte ein Mann mit Bart. Er wirkte wie ein alternder Hippie. »Sollen wir nicht bei der Entrückkung Erlösung erfahren?«
»Ich nicht«, meinte Ezra. »Die Bibel spricht von 144.000 der heiligsten Gläubigen, auserwählt von den zwölf Stämmen Israels, aber ganz ehrlich, so gläubig ich sein mag, ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet ich dazu gehören könnte.«
»Aber was ist mit den Zahlen? Ein Drittel der Weltbevölkerung sind Christen«, gab eine junge Frau mit langen, blonden Haaren zu bedenken. Sie trug ein eng anliegendes, schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift ›Jesus über alles‹. »Das sind zwei Milliarden Menschen. Willst du mir einreden, dass nur 144.000 von der Entrückung profitieren? Wie kann das sein?«
Justin wand sich unbehaglich auf seinem Sitz. Er wollte etwas über Engel hören.
»Laut Bibel handelt es sich bei ihnen um Jungfrauen ohne Makel«, erwiderte Ezra. »Ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass sie tatsächliche Jungfrauen sind oder in übertragenem Sinn, jedenfalls sind sie anders. Wie Priester.«
»Und woher wissen wir, wann es geschehen wird?«, fragte die Frau neben Justin. »Wahrscheinlich verschwinden allein in New York City täglich mehr Menschen als das.«
»Nicht wirklich«, entgegnete John lachend. »Aber weltweit wahrscheinlich schon. Vielleicht ist genau das der springende Punkt. Es wird nicht offensichtlich sein. Manche Menschen werden es wissen, weil sie sehen, wie es geschieht. Oder vielleicht werden die Leute, die verschwinden, so besonders sein, dass wir anhand dessen erkennen, dass es kein gewöhnlicher Tag ist.«
»Sie meinen, wenn zum Beispiel der Papst plötzlich nicht zu einem Gottesdienst auftaucht?«, fragte Madeline.
»Genau.«
»Es sollte nicht allzu schwer sein, sich zusammenzureimen, wer der Teufel ist«, meinte das Mädchen mit dem Jesus-T-Shirt. »Amerikaner würden sich nie dazu zwingen lassen, jemanden anzubeten.«
»Er kommt als Wolf im Schafspelz«, erwiderte Katrina, »mit einer so gewaltigen Lüge, dass die meisten Menschen ihn für erstaunlich halten werden. Angeblich wird er alle möglichen Wunder vollbringen.«
»Sollen wir gehen?«, flüsterte Justin zu Madeline.
»Große Zeichen und Wunder, um, wenn möglich, auch die Auserwählten irrezuführen«, sagte Ezra. »Aber es ist nicht möglich.«
Die Härchen an Justins Armen richteten sich auf. Madeline ergriff seine Hand.
»Deshalb gibt es die Prophezeiungen – als Warnung«, fuhr Ezra fort. »Wenn jemand kommt, der behauptet, Christus zu sein, weiß man, dass er es nicht ist, denn nächstes Mal wird er als Gott auftreten, nicht als Mensch – nicht einmal als wirklich außergewöhnlicher Mensch. Nein, sondern als Jesus, der Messias.«
Plötzlich wusste Justin, dass er bleiben musste.
Als das Treffen zu Ende war kam Ezra auf ihn zu. »Warum bist du hergekommen, Justin? Was liegt dir auf dem Herzen?«
»Es hört sich zu verrückt an ...«
»Viele von uns machen gerade verrückte Dinge durch. Du kannst es mir ruhig erzählen.«
»Manchmal sehe ich Dinge, und dann ist da dieser Kerl – ich weiß nicht, ob ich das träume ...«
»Das ist ein Zeichen der Zeit, Kumpel. Aber du solltest in Erfahrung bringen, mit wem du da redest. Der Teufel maskiert sich gern als ein Engel des Lichts.«
109
Robert saß still auf einem der robusten Metallstühle entlang der Wand des
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