Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Abdeckband aus einer Schublade. Robert bildete damit ein großes X von einer Wand zur anderen.
»Ich möchte sicherstellen, dass bis auf Weiteres niemand diese Tür öffnet«, erklärte er.
»Haben Sie etwas gefunden?«
»Kommen Sie«, forderte Robert sie auf und reichte Mrs. Claiborne seine Brille. »Sehen Sie mal hierhin.« Er deutete auf einen kleinen Abschnitt im oberen Bereich der Tür. Es war nur einen Zentimeter lang und dennoch unübersehbar: Die Farbe verklebte Tür und Rahmen.
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Greenwich Village fühlte sich wie eine andere, behaglichere Welt an. Die Straßen – einstige Rinderpfade – waren schmäler, und es gab hier nur wenige der majestätischen Wohnungsbauten wie jene, in denen sie lebten. Justin und Madeline bahnten sich einen Weg durch die Gemeindehäuser und kleinen Läden zur Little Church im Village.
Im Gegensatz zum Rest der Insel Manhattan, wo ein Raster übersichtlich nummerierter Straßen vorherrschte, bildete das Village eine eigene Einheit. Die meisten Straßen hatten Namen und verliefen in unregelmäßigen Winkeln zueinander, und jene mit Nummerierung schienen oft unlogisch.
An einer berühmten Kreuzung trafen die Fourth Street und die Twelfth Street aufeinander, die vierte und die zwölfte Straße.
Diese perverse Anordnung schien ein Teil der Rebellionsgesinnung, die es im Village schon immer gegeben hatte und zum Aufstieg einer der bekanntesten Künstlergemeinschaften der Welt beigetragen hatte.
Als im 19. Jahrhundert eine Gelbfieberepidemie über Manhattan hereingebrochen war, hatte das Village eine sichere Zuflucht geboten.
Justin hoffte, das bevorstehende Treffen würde sich als sicherer Hort für seinen sich entwickelnden Glauben erweisen.
Er drückte Madelines Hand, und gemeinsam betraten sie den Pfarrsaal der Kirche. Er erkannte Ezra auf Anhieb und ging auf ihn zu, um sich ihm vorzustellen. Ezra lächelte, als sich die beiden Jugendlichen näherten.
»Hi, Ezra, ich bin Justin Cummings, und das ist meine Freundin Madeline Quinonez. Ich habe Sie angerufen ...«
»Cummings? Wie in der Helene Cummings Show ?«
»Sie ist meine Mutter, aber mir wäre lieber, wenn sie nicht erführe, dass ich hier bin.«
»Kein Problem. Ich glaube, sie war nicht allzu begeistert von uns. Wir können uns nach dem Treffen noch ausführlicher unterhalten.«
Justin sah sich um. Nacheinander trudelten die Leute ein; sie plauderten, lachten und tranken Kaffee und Mineralwasser. Schließlich nahmen etwa zwanzig junge Menschen, allesamt älter als Justin und Madeline, in einem Kreis aus Klappstühlen Platz.«
Ein junger Mann stand auf und begrüßte die Anwesenden. Justin erkannte ihn sofort als diesen John aus dem Video.
»Ich sehe ein paar neue Gesichter hier. Anscheinend verbreitet sich unsere Bekanntheit rasch. Ich nehme an, jeder hier möchte mehr über das Zeichen des Tieres erfahren, richtig?«
Mehrere Leute nickten.
»Also«, begann John bedächtig, »laut der Prophezeiung im Buch der Offenbarung wird in den letzten Tagen eine Dreifaltigkeit des Bösen an die Macht gelangen, bekannt als der Teufel, der Antichrist und der falsche Prophet.«
»Ich hoffe, es war nicht zu verrückt, dich hierher mitzunehmen«, flüsterte Justin zu Madeline.
»Wir können hier genauso gut wie woanders versuchen, herauszufinden, was mit dir los ist«, erwiderte sie.
»Diese Dreifaltigkeit bewirkt ein Zeichen«, sprach John weiter, »und zwar in Form der 666. Der Antichrist zwingt ›die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven, auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn ein Kennzeichen anzubringen. Kaufen oder verkaufen konnte nur, wer das Symbol trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.‹ Die Bibel sagt außerdem, dass weise Leute die Zahl des Tieres berechnen sollten, denn sie ist die Zahl eines Menschennamens. Manche glauben, dass es sich dabei um einen Strichcode handelt oder eine Sozialversicherungsnummer. Andere denken, es könnte eine Art dauerhaft gültige Kreditkartennummer sein. Hat man das Zeichen des Tieres erhalten, gibt es keine Erlösung mehr. Es ist die höchste, unverzeihliche Sünde, und jeder, der es aufweist, wandert in die Hölle.«
»Wie bei dieser Fernsehwerbung, wo ein Typ seinen Kopf an der Kasse einscannt«, meinte jemand. Die Gruppe lachte.
»Das könnte gar nicht so weit hergeholt sein«, meinte John. »Du studierst doch Wirtschaft, oder?«
»Ja.«
»Kreditkartenunternehmen suchen immer nach neuen Möglichkeiten, um
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