Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
noch halten kann?«
»O Mom!« Justin traten Tränen in die Augen. »Wir haben genug Geld. Und ich sage dir doch andauernd, ich will gar nicht nach Harvard.«
»Aber ich will, dass du die Möglichkeit dazu hast.«
»Wann willst du es tun?«
»Ich weiß nicht genau, aber bald.«
»Bitte, Mom, warte wenigstens noch. Mach noch nichts. Du bist wunderschön. Jeder weiß das. Viviee ist hinter dir her. Du hattest von Anfang an Recht. Der Grund, warum er sich Oma ausgesucht hat – das warst du. Er hat dich gebraucht, um für ihn zu kämpfen, ihn ins Fernsehen zu bringen und seinen Namen bekannt zu machen. Er hat dich dafür gebraucht, dass du ihm einen Anwalt besorgst und ihm beistehst.«
»O bitte, Justin. Er braucht mich nicht – ich brauche ihn.«
»Begreifst du denn nicht? Durch dich erlangt er Glaubwürdigkeit. Warum willst du so voreilig handeln? Du weißt eigentlich gar nichts über diesen Kerl oder seinen Nanochip. Was, wenn er dein Gewissen ausschaltet?«
»Was?«
»Du hast mich schon verstanden. Was ist, wenn der Chip, während er durch dich hindurchreist und Gene ein- und ausschaltet, auch dein Gewissen deaktiviert? Bitte, Mom, ich darf dich nicht auch so verlieren wie Oma.«
115
Wieder stand Robert vor der Tür zur Wohnung der Claibornes. Er fragte sich, weshalb er immer wieder hierher zurückkehrte. Was er zu tun gedachte, hätte sich ebenso gut über das Telefon erledigen lassen, aber er schien dem Ort einfach nicht fernbleiben zu können. Es war, als zöge ihn eine magische Kraft hierher.
»Hallo, Mr. Morgan«, begrüßte ihn Mrs. Claiborne. »Kommen Sie herein. Ich mache Ihnen eine Tasse Tee. Oder vielleicht wissen Sie mittlerweile selbst, wo er zu finden ist?«
Beide lächelten, und er sagte: »Danke, keinen Tee. Ich habe nicht vor, lange zu bleiben.«
Sie setzten sich ins Wohnzimmer.
»Ich habe mit Seafore gesprochen«, begann er und beugte sich zu ihr. »Ich bin überzeugt davon, dass er Ihren Mann nicht umgebracht hat.« Ihre Atmung verriet ihm, dass sie drauf und dran war zu weinen. Robert streckte die Hand aus und legte sie tröstlich auf die ihren, die sie im Schoß gefaltet hielt. »Jetzt gilt es herauszufinden, wer es tatsächlich war. Etwas hat mir keine Ruhe gelassen, und ich hoffe, Sie können mir helfen.«
Sie nickte.
»Kennen Sie Dr. Jim Schultz?«
»Ja, sicher.« Sie holte tief Luft. »Er ist ein hervorragender Neurochirurg und war der Hausarzt meines Mannes.«
»Ich möchte Sie nicht aufregen, Mrs. Claiborne, aber Dr. Schultz hat mir erzählt, ihr Mann hätte Krebs im Endstadium gehabt.«
»Das ist völlig unmöglich«, erwiderte sie scharf. »Mein Mann war gesund und kräftig wie ein Pferd.« Ihre anfänglich, unverkennbare Erregung legte sich sogleich wieder. »Gut, er war eine Zeit lang öfter mal müde und hat sich nicht immer wohl gefühlt, aber zuletzt ging es ihm ausgezeichnet.«
»Sehen Sie, genau das ist es. Ich denke, er könnte geheilt worden sein.«
»Geheilt?«
»Haben Sie je von einem Dr. Smith Viviee gehört?«
Gute fünf Sekunden starrte Mrs. Claiborne ihm ihn die Augen, ohne sich zu bewegen.
»Aus dieser Fernsehsendung. Sie meinen diesen Mann aus dem Fernsehen. Jeder redet über ihn.« Sie sprach mit leiser Stimme und hatte offenbar Mühe, die richtigen Worte zu finden, als fügte sie in Gedanken gerade die Teile eines Puzzles zusammen. »Mein Mann war unlängst in China.« Sie setzte ab. »Vor etwa eineinhalb Monaten war er in China. Er sagte, es wäre eine Dienstreise. Ich wollte nicht, dass er fliegt, weil er zu der Zeit sehr entkräftet schien und ständig müde war. Er war blass und hatte den Appetit verloren, weshalb er massiv Gewicht verlor. Aber er bestand darauf. Als er zurückkam, ging es ihm wesentlich besser.«
»Wie lange war er in China?«
»Ein paar Tage. Eigentlich gerade lang genug, um hin- und wieder zurückzufliegen. Er meinte, es ginge um eine wichtige medizinische Konferenz, die er nicht verpassen wollte. Ich habe nicht näher nachgefragt. Als er zurückkam, hatte er diesen Caduceus-Anhänger um.«
116
Dr. Smith Viviee traf mit seinem Aktenkoffer in der einen und einer Flasche rosa Champagner Marke Tattinger in der anderen Hand in Helenes Wohnung ein.
»Das wird ein Tag, an den wir uns ewig erinnern werden«, meinte er und küsste Helene auf die Wange, als sie ihn nervös ins Schlafzimmer führte.
Claire war mit Freundinnen zum Abendessen ausgegangen, und Justin hatte sie mit Madeline ins Kino geschickt. Helene brauchte
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