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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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mit einem Föhn behutsam ihr Kleid bearbeiten, um keine Flecken entstehen zu lassen. Anscheinend enthielt die Flüssigkeit reichlich Alkohol, denn sie begann bereits, rückstandslos zu trocknen. Mit dem durchdringenden, würzigen Geruch würde sie vorerst leben müssen. Das Aufsammeln der Perlen würde eine kleine Ewigkeit dauern.

139
    Justin sah Madeline an. Sie erwiderte seinen Blick mit ausdrucksloser Miene. Ein leises Surren begleitete die rasche Fahrt nach oben. Er ergriff Madelines Hand und drückte sie. Als sich die Türen öffneten, spürte er ein Kribbeln in den Fingern und Zehen. Vor sich sah er eine riesige, offene Fläche mit Fenstern, die durchgehend vom Boden zur Decke reichten. Die Aluminiumdecke schien direkt am Himmel aufgehängt zu sein. Ohne Madelines Hand loszulassen, trat er aus dem Fahrstuhl. Der gebürstete Chromboden fühlte sich wie fester Gummi unter seinen Füßen an und verursachte keinerlei Geräusche beim Gehen. Möbliert war der gewaltige Raum nur spärlich – ein zierliches Sofa, ein Lehnsessel und zwei Stühle mit schwarzem und blutrotem Samtüberzug. In der Mitte befand sich ein Kaffeetisch aus Stahl, umgeben von übergroßen, schwarzen Samtsitzkissen.
    Madeline ging zum Fenster und blickte auf Manhattan hinab. Justin wurde schon aus der Ferne vom Hinsehen schwindlig. An der rechten Wand war eine einzige Tür, nach links verlief ein Flur. Justin folgte ihm und rief vor den Türen: »Hallo? Ist jemand hier?« Seine Worte kehrten als verzerrtes Echo zurück.
    Eine Tür war nur angelehnt. Madeline packte ihn am Arm.
    »Ich finde das alles sehr unheimlich«, gestand sie. »Es ist, als wollte er uns hier haben.«
    Justin drückte behutsam gegen die Tür, doch sie bewegte sich nicht. Er verstärkte den Druck, und sie öffnete sich einen Spalt, durch den er jemandes Füße am Ende eines schwarz lackierten Bettes erkennen konnte.

140
    »Ich glaube, wir sind alle hier«, sagte Dr. Viviee, »also lassen Sie uns gleich beginnen, einverstanden?«
    Er ließ den Blick um den glänzenden, dunklen Konferenztisch über die zweiundzwanzig Männer und Frauen wandern, die von Gipfeltreffen der Gesundheitsversorgung, der Pharmaindustrie, des Versicherungswesens und der Regierung eingetroffen waren. Sie starrten ihn feindselig und furchtsam an. Immerhin veränderte er alles, was sie kannten. Ihre Instinkte rieten ihnen, ihn zu zerstören, aber Schultz hatte sie aufgefordert, ihm zu vertrauen. Schultz und ihre Neugier hatten sie dazu bewogen, sich zu dieser Besprechung einzufinden. Smith Viviee wusste, worauf sie warteten; sie lauerten nur darauf, dass er eine Schwäche preisgeben würde, aus der sie ihm einen Strick drehen konnten.
    Seine stolze Haltung widerstrebte ihnen, seine chinesische Jacke empfanden sie als unpassend und altmodisch. Er sah damit wie ein Träumer aus, wie jemand, den sie mühelos unter ihrem gemeinsamen Stiefel zertreten könnten. Seine Aufmachung bestärkte ihren Eindruck von seiner Schwäche und ihrer Dominanz. Er war ein Außenseiter – keiner von ihnen.
    »Meine Damen und Herren«, begann er und nahm am Kopf des Tisches Platz, »zunächst möchte ich Ihnen allen danken, dass Sie heute hierher gekommen sind. Mir ist bewusst, dass dies eine unorthodoxe Vorgangsweise zur Besprechung unserer Differenzen ist, aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine für alle annehmbare und vorteilhafte Lösung finden werden.«
    »Das bezweifle ich«, sagte jemand. Aus der Gruppe kam zustimmendes Gemurmel und Nicken.
    »Bitte, meine geschätzten Freunde, lassen Sie mich Ihnen mein Angebot erst präsentieren, bevor Sie es ablehnen.«
    »Was für ein Angebot? Das Angebot, uns aus dem Geschäft zu drängen?«
    »Das Angebot, sich an dem gigantischen Imperium zu beteiligen, das wir gemeinsam erschaffen werden – an etwas, das größer sein wird als alles, was Sie derzeit haben, an etwas, das die kühnsten Profitträume Ihrer Aktionäre weit überflügeln wird. Aber zuerst muss ich Ihnen, Mr. Studor und Mr. Schultz, dafür danken, dass Sie diesen erlesenen Personenkreis an einen Tisch geholt haben. Ohne Ihr Zutun wäre dies nicht möglich gewesen. Der Grund für meine bescheidene Bitte um dieses Treffen ist, dass ich, wie Sie sicher alle wissen, die bedeutendste medizinische Technologie unserer Zeit entdeckt habe. Vermutlich haben Sie gehört, dass sie Krebs und Rückenmarkverletzungen zu heilen vermag und die körperliche Degeneration infolge des Alterungsprozesses verzögert, ja sogar umkehrt.

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