Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
49 th Street.«
»Wartet auf mich, ich begleite euch.«
»Nein, wir sind fast dort. Sie ist im 50. Stock. Viviee hat meiner Mutter gesagt, sie soll nach Jamal vom Sicherheitspersonal fragen, falls etwas sein sollte. Er muss uns nach oben lassen.«
»Ich weiß, wo das ist«, sagte Robert. »Ich bin gerade von dort weg. Momentan stecke ich im Verkehr fest, aber ich drehe sofort um und stoße dort zu euch.«
136
Helene wanderte durch das große Wohnzimmer. Eine Tür ohne Knauf glitt automatisch auf, als sie sich dem Ende des Raumes näherte. Dahinter befand sich, was Dr. Viviees Schlafzimmer sein musste. Das Bett war gewaltig, füllte den gesamten Raum aus. Es erinnerte an ein Kunstwerk – ineinander verschlungene Balken und Träger bildeten ein eigenartiges Gebilde aus Formen und Ebenen. Es bestand aus dunkelgrauem Stahl mit schneeweißen Leinenlaken. Sich darauf zu lieben, musste himmlisch sein. Der Gedanke jagte ihr einen wohligen Schauder über den Rücken.
Der nächste Raum war ein Badezimmer mit einem langen, dunklen Schieferwaschtisch. Darauf stand eine goldene Flasche, etwa so groß wie ein Liter Limonade, allerdings in Form einer Träne. Als Helene sie ergriff, um sie zu betrachten, glitt sie ihr aus den Fingern und verfing sich in ihrer langen, doppelreihigen Perlenkette. Die Flasche krachte auf den Waschtisch und durchtränkte ihr Kleid mit einer durchdringend riechenden Flüssigkeit, während Glasscherben überall hinspritzten. Gleichzeitig explodierte die Perlenkette, und die einzelnen Perlen landeten mit dem Geräusch eines Hagelschauers auf dem Boden.
»O Scheiße!«, schrie sie. Als sie sich bückte, um ihre kostbaren Perlen aufzuheben, schnitt sie sich an einer Scherbe des zerbrochenen Behältnisses – nicht schlimm, aber tief genug, um auf den Boden zu bluten. Ihr Kleid war völlig durchnässt, und die etwa fünfzig Perlen, die sich von der Kette gelöst hatten, lagen inmitten der durchdringend riechenden Flüssigkeit und Glasscherben verstreut. Helene wickelte sich ein kleines Handtuch um den Finger und griff nach einem Seidenbademantel vom Kleiderbügel an der Rückseite der Badezimmertür. Während sie ihr Kleid auf den Bügel hängte, überlegte sie, wie sie ihre Perlen einsammeln und das Chaos aufräumen sollte. Selbst ihre Manolos waren nass, aber sie würde die Scherben beseitigen müssen, bevor sie die Schuhe ausziehen konnte.
137
Justin und Madeline rasten an Geschäften und Hochhäusern vorbei. Justin verspürte eine Mischung aus Beklommenheit und Angst.
»Vielleicht sollten wir warten, bis Robert eintrifft«, meinte Madeline. »Ich bin ein wenig nervös.«
»Sieh dir diesen Ort an«, erwiderte Justin. »Er ist riesig«, fügte er hinzu und versuchte, sich selbst zu überzeugen. »Da drin sind unzählige Leute. Oma muss in einer Art Klinik oder so untergebracht sein. Dort sollte es sicher sein. So oder so, wir müssen sie finden.«
»Ja, ich schätze, du hast Recht.«
Die beiden traten durch die Drehtür aus Glas auf den schwarzen Marmorfußboden des Eingangsbereichs, wo sie vor einem lebensgroßen Pferd samt Reiter aus weißem Marmor stehen blieben. Der Reiter hatte einen Bogen, aber keine Pfeile.
Sie gingen weiter zu den Fahrstühlen, die von einer Reihe Bronzestatuen chinesischer Krieger beschützt zu werden schienen. Madeline erkundigte sich bei einem der Männer des Wachpersonals, wo sie Jamal finden könnten. Der Mann sprach in ein Miniaturfunkgerät an seinem Kragen. Nach einiger Zeit kam ein großer Mann mit glänzender Glatze hinter einer Granitwand hervor. Er erblickte die Teenager und ging langsam auf sie zu. »Habt ihr beide nach Jamal gefragt?«
»Ja. Jamal, meine Großmutter ist in Dr. Viviees Klinik im 50. Stock. Ich muss ihr etwas bringen. Er sagte, wir sollen Sie bitten, uns hinaufzulassen.«
»Klinik? Davon weiß ich nichts, aber Dr. Viviee erwartet euch. Er hat mir schon Bescheid gesagt, dass ich euch hinaufführen soll, wenn ihr kommt.«
Jamal brachte sie zu einem Privataufzug in einer Ecke der Lobby und gab mit einer Schlüsselkarte die 50. Etage für sie frei. »Das ist eine Privatwohnung«, erklärte er. »Die Einzige im Gebäude. Die meisten Leute wissen nicht einmal, dass es sie gibt.«
138
Helene spürte in ihren Schuhen schwappende Flüssigkeit, als sie ein großes Badetuch auf den Boden warf, sich vorsichtig durch die Glasscherben arbeitete, eine Perle nach der anderen aufhob und sie auf ein Handtuch legte.
Sobald sie fertig wäre, wollte sie
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