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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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die verschworenen Simulanten innerlich darauf vorbereitet gewesen, dass eines schrecklichen Tages jemand auftauchenund ihr neues Leben bedrohen könnte. In dem Zusammenhang hatte Horst Lankau hin und wieder davon gesprochen, sein Geschäft zu verkaufen und auszuwandern. Argentinien, Paraguay, Brasilien, Mosambik, Indonesien. Man hörte so viel Gutes über die wärmeren Gegenden und die Geborgenheit in den dortigen deutschen Gemeinden. Aber seine Familie war dagegen gewesen.
    Sie wussten ja nicht, warum er fort wollte.
    Bei Stich und Kröner hatte Bequemlichkeit immer einen hohen Stellenwert gehabt. Das war jetzt anders. Kröner war nicht willens, nur aus Bequemlichkeit etwas zu riskieren. Er hatte eine Familie, auf die er Rücksicht nehmen musste und wollte, schließlich hatte er sogar gelernt, Gefühle zuzulassen.
    Jetzt sah auch Kröner auf die Uhr. »Petra«, sagte er nur.
    »Ja, Petra.« Der Alte nickte. »Das ist die einzige Möglichkeit.« Er räusperte sich und tupfte sich die Mundwinkel ab. »Wer weiß? Vielleicht hat sie all die Jahre nur auf eine passende Gelegenheit gewartet. Und jetzt ist sie endlich da.«
    »Sie hat ihm alles erzählt.«
    »Wahrscheinlich, ja.«
    »Dann ist Lankau nicht mehr am Leben.«
    »Wahrscheinlich nicht, nein.« Der Oberkellner war umgehend zur Stelle, als Peter Stich ihn zu sich winkte. »Wir möchten gehen«, sagte er.
     
    Sie sahen sich in der Nähe des Säulengangs um, die Spuren ließen keinen Zweifel daran, dass ein Kampf stattgefunden hatte. Nachdem sie sich vergewissert hatten, keine Blutspuren oder andere Hinweise auf den Ausgang des Kampfes übersehen zu haben, fuhren sie eilig zu Peter Stichs Wohnung in der Luisenstraße, wo sie Gerhart Peuckert einige Stunden zuvor Andreas mütterlicher Obhut überlassen hatten.
    Neben Petra war Andrea die Einzige, die Gerhart zum Lächeln bringen konnte. Das geschah zwar selten, aber es kam vor.Und Andrea entgalt ihm das, indem sie sich stets rührend um ihn kümmerte, wenn er in Stichs Wohnung abgesetzt worden war. Kröner sah an der Fassade des Hauses hinauf. Er hatte nie verstanden, warum Andrea auf ein gelegentliches kleines Lächeln mit solcher Güte reagierte. Das war sonst nicht ihre Art.
    Kröner wusste, dass Gerhart Peuckert, für den ihr Mann und seine Freunde seit Jahren den Sanatoriumsaufenthalt bezahlten, in Andrea Stichs Augen nur Abschaum war. Die Gesellschaft müsse sich von solchen Elementen trennen, sagte sie. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie man genau das in den K Z-Lagern praktiziert hatte. Und sie hatte es befürwortet. Beherzte Säuberungen dienten ihrer Ansicht nach dazu, Kosten und Arbeit zu reduzieren. Doch weil ihr Mann und seine Freunde diesem Geisteskranken eine sonderbare Zuneigung entgegenbrachten, spielte sie die Fürsorgliche.
    Andrea war eine gute Schauspielerin.
    Kröner hatte viele Gründe, seine Frau möglichst von ihr fernzuhalten.
    Noch bevor sie in den Flur getreten waren, bemerkte Andrea die gedrückte Stimmung der beiden Männer. Lautlos wie ein Schatten verschwand sie in die Küche, packte Gerhart Peuckert unterm Arm und führte ihn ins Esszimmer, wo er schon so oft im Dunkeln gesessen hatte. Diesmal schaltete sie eine der Wandlampen ein.
    Erst dann begrüßte sie die beiden Männer. »Was ist passiert?«, fragte sie und zeigte auf die Portweinkaraffe im Büfett. Stich schüttelte den Kopf.
    »Nichts, woran wir etwas ändern können, fürchte ich.«
    »Lankau?«
    »Das wissen wir nicht. Das ist genau das Problem.«
    Schweigend holte Andrea Stich das kleine Telefonbuch ihres Mannes aus seinem Arbeitszimmer. Er nahm es entgegen, ohne sich zu bedanken.
    Lankau ging weder zu Hause noch auf seinem Landsitz ansTelefon. Kröner biss sich auf die eingesogenen Wangen, runzelte die Stirn und dachte an den Moment, als er seine Frau und seinen Sohn zu Hause verabschiedet hatte. Ihm war rund ums Haus nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, dass die Schultern bebten. Private Sorgen mussten jetzt ausgeblendet werden. Im Augenblick ging es um Lankau. Er war wie vom Erdboden verschluckt.
    »Also«, sagte Stich und sah Kröner über die Schulter. Er ließ den Blick von den Parkplätzen vorm Haus bis zum Ende der Straße schweifen. »Wenn von der Leyen Lankau aus dem Weg geschafft hat, müssen wir davon ausgehen, dass in Kürze ganz von selbst etwas passieren wird. Gerhart Peuckert scheint für Arno von der Leyen wichtig zu sein. Aber warum? Kannst du mir das sagen,

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