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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Gardine bemerken würde.
    Der Sprung war gewagt, die Landung äußerst schmerzhaft. Ohne Vorwarnung rutschte er ein paar Meter abwärts. Die Äste zerkratzten ihm Hände und Gesicht. Einen Moment hing er an einem Bündel Zweige, dann rutschte er weiter ruckweise nach unten und schlug schließlich auf dem Boden auf. Er hob den Kopf und sah sich um. Nur einen Meter weiter, und er wäre auf der scharfen Kante eines Felsenstücks gelandet. Die Unterhose und der Pullover lagen neben ihm. Vor ihm flimmerte der Zaun grau. Schwache Streifen von Licht zeigten, dass im Gebäude dahinter Leben war.
    Sonst war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Lediglich an einem Fenster im zweiten Stock meinte Bryan den Umriss einer vertrauten Gestalt zu erkennen.

27
    ES DAUERTE EINE WEILE, bis Bryan sich kräftig genug fühlte, um die Kleidungsstücke anzuziehen. Er vermisste die Strümpfe, schon jetzt waren seine Füße so kalt, dass sie brannten. Sobald er nicht mehr nur Felsen unter den Füßen hatte, wollte er schneller gehen, damit ihm wieder warm würde. Der Knöchel war zwar noch geschwollen, tat aber nicht mehr so weh. Dafür wenigstens war die Kälte gut.
    Ringsum herrschte unglaublich geschäftiges Treiben. Reihenweise fuhren Lastwagen, von den Dörfern im Hinterland kommend, Richtung Westen und zwangen Bryan, im Straßengraben zu laufen.
    Anfangs folgte er einem Bachlauf. Das Wasser war eisig, aber Bryan wusste, dass auf diese Weise die Hunde seine Fährte nicht aufnehmen konnten. Allein das war die Quälerei wert.
    Die Luft schwirrte vor Geräuschen. Von überall her waren Befehle zu hören, dazu aus Nordwesten das andauernde tiefe Dröhnen der Kanonen.
    Hausdächer verrieten Bryan, dass er nun zu einem Dorf kam. Deshalb entfernte er sich lieber von der Straße und schlug sich abseits davon über Hänge und Böschungen durch. In einer Nacht wie dieser schlief niemand. Mit jeder Detonation, mit jedem Schuss würden weniger Söhne, Ehemänner und Väter nach Hause zurückkehren.
    In einer Nacht wie dieser konnte man beten lernen.
    Jenseits des Dorfes folgte eine größere Ortschaft, und dann kam bis zum Rhein ein ausgedehntes Weinbaugebiet. Die Fruchtbarkeit der Landschaft wurde lediglich verschandeltdurch einen breiten Asphaltstreifen, der sich durch das Rheintal hinzog.
    Durch dieses Tal musste er hindurch.
    Auch außerhalb der Ortschaft sah er hier und da Häuser mit Nebengebäuden. Das Vieh in den Ställen war unruhig, die Wäsche hing noch auf der Leine. Alles zeugte davon, dass hier ganz normale Menschen lebten. Dann kamen wieder Gebäude, verlassene alte Schuppen, weitere Gräben.
    Vom Schwarzwald hinter ihm war das Echo der Geschützfeuer auf beiden Seiten des Rheins zu hören. So dicht war er den Kampfhandlungen am Boden bisher nie gekommen.
    Als er schließlich irgendwann die Straße erreichte, stand er vor dem nächsten Problem. Wie sollte er sie hier, an diesem schnurgeraden Teilstück, ungesehen überqueren?
    Ein Lastwagen nach dem anderen fuhr in die eine wie die andere Richtung. Wenige hundert Meter von ihm entfernt standen mehrere Motorrad-Offiziere in langen Mänteln, die den LK W-Fahrern bedeuteten, das Tempo zu drosseln. Ein großes Straßenschild, das einmal dazu gedient hatte, die Ausfahrt zu den Bergen ein paar Kilometer weiter anzukündigen, war zerrissen und ragte weit in die rechte Fahrbahn hinein.
    Dort, wo die Offiziere standen, sah Bryan immer wieder einmal, wie sich Scheinwerferlichter auf die Straße zubewegten und unter ihr verschwanden. Vorsichtig ging er in Richtung des Schildes, denn wenn Fahrzeuge die breite Straße auf diese Weise passieren konnten, konnte er das auch.
    Die Brücke lag die meiste Zeit im Dunkeln. Nur dann und wann wurde sie erhellt von den Scheinwerfern voll beladener Laster und von Personenwagen, die Zivilisten aus den Ortschaften in nächster Nähe des Rheins holten. Plötzlich hörte er aus der Unterführung gedämpfte Stimmen, und sofort suchte er an der Straßenböschung Deckung. Ein Stück weiter entfernt standen Menschen mit vor Kälte verschränkten Armen vor ihren Häusern und sahen dem Treiben zu.
    Auf einmal erhellten mehrere Explosionen den Himmel. Vermutlich war der Fahrer eines Tiefladers davon abgelenkt und übersah darum die Aufforderung der Ordonnanzen, das Tempo zu drosseln. Erst in letzter Sekunde quietschten die Bremsen. Die Offiziere retteten sich mit einem Satz auf den Seitenstreifen. Wohl um dem Schild auszuweichen, zog der Fahrer den Laster

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