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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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uns. Großonkel Phil mit seinem künstlichen Gebiss. Und Tante Rebecca, Dads Schwester. Mom hat uns gesagt, dass sich Tante Rebecca gerade wieder hat scheiden lassen und wir nicht darüber reden sollten. Allerdings interessierte ich mich ohnehin nur für die Kekse, doch meine Großmutter
hatte dieses Jahr keine gemacht, wegen ihrer schlimmen Hüfte.
    Statt Kekse zu essen, setzten wir uns alle hin und sahen fern, und meine Cousins unterhielten sich mit meinem Bruder über Football, und Großonkel Phil trank, und dann aßen wir zu Abend, und ich musste mit den Kleinen am Tisch sitzen, weil es in Dads Familie viel mehr Cousins gibt.
    Kleine Kinder unterhalten sich über die seltsamsten Dinge. Wirklich.
    Nach dem Abendessen sahen wir uns Ist das Leben nicht schön? an, und ich wurde immer trauriger. Als ich später die Treppe zu Dads früherem Kinderzimmer hinaufging und mir dabei die alten Familienfotos ansah, die an den Wänden hingen, musste ich daran denken, dass diese Fotos irgendwann einmal keine Erinnerungen gewesen waren – dass jemand dieses Foto wirklich gemacht hatte, und die Leute darauf hatten gerade wirklich zu Mittag gegessen.
    Der erste Mann meiner Großmutter starb im Koreakrieg, mein Vater und Tante Rebecca waren da noch ganz klein. Meine Großmutter zog darauf mit den beiden Kindern zu ihrem Bruder, Großonkel Phil. Und nach einigen Jahren wurde meine Großmutter sehr, sehr traurig, weil sie ja allein zwei Kinder versorgen musste und müde vom vielen Kellnern war. Eines Tages also, in dem Diner, in dem sie damals arbeitete, fragte sie dieser Lastwagenfahrer, ob sie sich mit ihm treffen wolle, und sie sagte Ja. Meine Großmutter war sehr hübsch – auf diese Art, wie man auf alten Fotos hübsch war. Jedenfalls gingen sie eine
Weile miteinander aus, und dann heirateten sie. Aber der Lastwagenfahrer stellte sich als furchtbarer Mensch heraus. Er schlug meinen Vater die ganze Zeit. Und er schlug auch Tante Rebecca die ganze Zeit. Und meine Großmutter schlug er wirklich schlimm – die ganze Zeit. Und sie konnte offenbar nichts dagegen tun, denn das ging sieben Jahre lang so.
    Bis Großonkel Phil eines Tages Tante Rebeccas blaue Flecken entdeckte und meine Großmutter dazu brachte, ihm alles zu erzählen. Dann trommelte er einige Freunde aus der Fabrik zusammen, und sie stöberten den Mann meiner Großmutter in einer Bar auf und schlugen ihn wirklich übel zusammen. Großonkel Phil erzählt die Geschichte sehr gerne – wenn meine Großmutter gerade nicht in der Nähe ist. Hier und da verändert sie sich immer mal wieder, aber letztlich läuft sie jedes Mal auf das Gleiche hinaus: Der Lastwagenfahrer starb vier Tage später im Krankenhaus.
    Keine Ahnung, warum Großonkel Phil für das, was er getan hatte, nicht ins Gefängnis musste. Ich habe meinen Vater einmal danach gefragt, und er sagte, die Leute aus dem Viertel, in dem sie lebten, seien sich damals einig gewesen, dass bestimmte Dinge die Polizei nichts angingen. Er sagte, wenn jemand deine Schwester oder deine Mutter anrührt, zahlt er eben den Preis dafür, und niemand regt sich groß darüber auf.
    Es ist einfach nur schade, dass es sieben Jahre lang andauerte, denn Tante Rebecca machte später dasselbe mit ihren Ehemännern durch. Bei ihr lief es aber anders, denn das Viertel hatte sich verändert. Großonkel Phil war schon
zu alt, und mein Vater war weggezogen. Tante Rebecca musste stattdessen die Gerichte einschalten.
    Ich frage mich, was einmal aus Tante Rebeccas Kindern werden wird. Sie hat ein Mädchen und zwei Jungs. Darüber nachzudenken macht mich traurig, denn ich glaube, dass das Mädchen wie Tante Rebecca enden wird und der eine Junge wie sein Vater. Der andere Junge könnte so wie mein Vater werden, weil er ziemlich sportlich ist und nicht denselben Vater wie sein Bruder und seine Schwester hat. Dad spricht oft mit ihm und bringt ihm bei, wie man einen Baseball wirft. Früher, als ich klein war, war ich ziemlich eifersüchtig deshalb, jetzt aber nicht mehr. Weil mein Bruder sagt, dass mein Cousin der Einzige in seiner Familie ist, der eine Chance hat. Und dass er meinen Vater braucht. Ich glaube, ich verstehe das.
    Dads früheres Kinderzimmer sieht noch ziemlich genau so aus wie damals, als er ausgezogen ist, es ist nur etwas verblasst. Auf dem Schreibtisch steht ein Globus, der offenbar sehr oft gedreht worden war. An den Wänden hängen Poster von ehemaligen Baseballstars. Und alte Zeitungsausschnitte – wie mein Vater damals in

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