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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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schwöre, wir wären beinahe gestorben. Dad trat so hart auf die Bremse, dass mein Bruder fast über den Sitz geflogen wäre und es leicht nach angesengtem Reifen zu riechen begann. Erst atmete mein Vater tief durch, dann drehte er sich um. Und starrte meinen Bruder an. Er sagte kein Wort – er starrte ihn bloß an.

    Mein Bruder starrte zurück wie ein Reh, das meine Cousins gerade erwischt hatten, und nach zwei sehr langen Sekunden entschuldigte er sich bei meiner Schwester. Und so, wie er klang, hatte er ein echt schlechtes Gewissen.
    »Es tut mir leid. Okay? Ganz ehrlich. Na komm schon, hör auf zu weinen.«
    Meine Schwester weinte aber so stark, dass es einem Angst machen konnte. Dad wandte sich ihr zu. Und wieder sagte er kein Wort. Er schnippte lediglich mit den Fingern, um auf sich aufmerksam zu machen. Meine Schwester sah ihn an. Zuerst war sie verwirrt, weil Dad nicht gerade mitfühlend aussah. Dann zuckte sie mit den Schultern und entschuldigte sich ihrerseits bei meinem Bruder.
    »Tut mir leid, was ich über Kelly gesagt habe. Klingt, als wäre sie ein echt nettes Mädchen.«
    Dann wandte sich Dad Mom zu. Und Mom wandte sich uns zu.
    »Euer Vater und ich wünschen keinen weiteren Streit. Besonders nicht, wenn wir angekommen sind. Habt ihr das verstanden?«
    Erstaunlich, wie Mom und Dad manchmal ein richtiges Team sein können. Mein Bruder und meine Schwester nickten jedenfalls beide und senkten den Blick. Und dann wandte sich Dad mir zu.
    »Charlie?«
    »Ja, Sir?«
    Es ist wichtig, in solchen Momenten »Sir« zu sagen. Und wenn sie einen mit deinem vollen Namen ansprechen, dann sollte man wirklich auf der Hut sein. Ich weiß, wovon ich rede.

    »Charlie, ich will, dass du den restlichen Weg zu meiner Mutter fährst.«
    Alle im Auto wussten, dass das vermutlich die schlechteste Idee war, die mein Vater je in seinem Leben gehabt hatte. Aber niemand protestierte. Dad stieg aus, ging nach hinten und setzte sich zwischen meinen Bruder und meine Schwester auf die Rückbank. Ich kletterte nach vorne, setzte mich auf den Fahrersitz, legte den Gurt an und würgte den Wagen zweimal ab. Dann fuhr ich den Rest der Strecke. Und ich habe nicht mehr so geschwitzt seit jener Zeit, als ich Sport getrieben habe, und dabei war es draußen wirklich kalt.
    Dads Familie ist ein bisschen so wie Moms Familie. Mein Bruder meinte einmal, irgendwie sind es dieselben Cousins, nur mit anderen Namen. Aber einen großen Unterschied gibt es: meine Großmutter. Ich liebe meine Großmutter. Jeder liebt meine Großmutter. Sie wartete in der Einfahrt auf uns, so wie immer. Sie wusste immer, wenn jemand kam.
    »Kann Charlie denn schon fahren?«
    »Er ist gestern sechzehn geworden.«
    »Oh.«
    Meine Großmutter ist schon ziemlich alt, und sie vergisst eine Menge, aber dafür macht sie die leckersten Kekse. Als ich noch sehr klein war, war da Moms Mutter, bei der es immer Bonbons gab, und Dads Mutter, bei der es immer Kekse gab, und Mom hat mir einmal erzählt, dass ich die beiden damals »Bonbon-Oma« und »Keks-Oma« genannt habe. Ich habe Pizzarinde auch »Pizzaknochen« genannt. Keine Ahnung, warum mir das gerade einfällt.

    So wie meine allererste Erinnerung – als mir wahrscheinlich auch das erste Mal richtig bewusst wurde, dass ich am Leben bin. Mom und Tante Helen nahmen mich mit in den Zoo. Ich glaube, ich war drei damals, aber ich könnte es nicht genau sagen. Jedenfalls sahen wir diesen beiden Kühen zu. Eine Mutterkuh und ihr Kalb. Sie hatten nicht so viel Platz in ihrem Gehege, und das Kalb stand genau unter der Mutter, und plötzlich machte die Mutter ihrem Kalb einen großen Haufen auf den Kopf. Und ich fand, das war das Komischste, das ich auf der ganzen Welt je gesehen hatte, und lachte drei Stunden lang darüber. Erst lachten Mom und Tante Helen mit, weil sie sich freuten, dass ich lachte. Angeblich habe ich als kleines Kind so gut wie nie geredet, und so haben sie sich immer gefreut, wenn ich einmal einen normalen Eindruck machte. Doch als es dann drei Stunden lang so ging, versuchten sie, mich zum Aufhören zu bringen – und darüber musste ich nur noch mehr lachen. Ich glaube nicht, dass es wirklich drei Stunden waren, es kam mir jedenfalls sehr lange vor. Und ich denke immer mal wieder daran. Es scheint mir das zu sein, was man einen »verheißungsvollen Start« nennt.
    Wie auch immer, nachdem wir uns alle die Hände geschüttelt und uns umarmt hatten, gingen wir ins Haus, und da wartete Dads restliche Familie auf

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