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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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erklären. Sie sagte, Mary Elizabeth würde sich eine »überlegene Position« verschaffen, indem sie mir all die großartigen Sachen näherbrachte, und genau das hätte sie nicht nötig, wenn sie mehr Selbstwertgefühl hätte. Und sie sagte, dass Menschen, die in jeder Situation die Kontrolle ausüben, Angst haben, dass, wenn sie das nicht tun, nichts so läuft, wie sie es wollen.
    Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt, auf jeden Fall machte es mich traurig. Nicht wegen Mary Elizabeth oder mir. Einfach generell. Denn es schien mir nun so, als wüsste ich überhaupt nicht mehr, wer Mary Elizabeth eigentlich war. Ich sage nicht, dass sie mich anlog – sie hatte
sich früher einfach nur ganz anders verhalten, und wenn sie in Wahrheit gar nicht so war wie damals, wünschte ich, sie hätte das gleich von Beginn an gesagt. Vielleicht ist sie aber auch so, wie sie von Beginn an war, und ich habe es nur nicht bemerkt. Wie auch immer, ich will nicht etwas sein, über das Mary Elizabeth die Kontrolle ausübt.
    Ich habe meine Schwester noch gefragt, was ich tun solle, und sie sagte, das Beste wäre, ehrlich über meine Gefühle zu reden. Mein Psychiater sagt dasselbe. Und da wurde ich wirklich traurig, denn vielleicht war ich ebenfalls anders, als Mary Elizabeth mich zuerst gesehen hatte. Und vielleicht log ich sie an, wenn ich ihr nicht sagte, wie schwer es mir fiel, ihr die ganze Zeit zuzuhören, ohne auch einmal etwas sagen zu können. Und dabei versuchte ich doch nur, nett zu sein, so wie Sam es mir geraten hatte. Es ist wirklich kompliziert.
    Ich habe bei meinem Bruder angerufen, um mit ihm darüber zu sprechen, aber sein Mitbewohner sagte, er sei ziemlich beschäftigt, also hinterließ ich keine Nachricht, denn ich wollte ihn nicht vom Lernen ablenken. Aber ich schickte ihm meinen »Walden«-Aufsatz, damit er ihn seiner Freundin zeigen kann. Wenn sie irgendwann Zeit haben, können sie ihn ja lesen, und dann können wir darüber reden, und ich kann sie um Rat wegen Mary Elizabeth fragen – bei ihnen scheint das alles ja gut zu klappen, also müssten sie wissen, wie man es hinkriegt. Und auch wenn sie es nicht wissen, würde ich die Freundin meines Bruders gerne kennenlernen, und sei es am Telefon. Ich habe sie einmal kurz auf einem der Footballvideos gesehen, aber das ist ja nicht dasselbe. Sie ist übrigens wirklich sehr
schön – nur nicht auf ihre ganz eigene Art und Weise. Keine Ahnung, warum ich das alles schreibe. Ich wünschte einfach nur, Mary Elizabeth würde mich einmal etwas anderes fragen als »Was gibt’s Neues?«.
     
    Alles Liebe,
Charlie
    18. April 1992
    Lieber Freund,
    ich habe ein fürchterliches Chaos angerichtet. Und es tut mir so leid. Patrick meint, es wäre das Beste, ich würde mich für eine Weile nicht blicken lassen.
    Es fing letzten Montag in der Schule an. Mary Elizabeth brachte mir das Buch dieses berühmten Dichters mit – E. E. Cummings. Sie hatte einmal einen Film gesehen, in dem ein Gedicht erwähnt wurde, das die Hände einer Frau mit Blumen und Regen verglich, und das fand sie so schön, dass sie sich das Buch mit dem Gedicht gleich kaufte. Seither hat sie das Buch immer wieder gelesen und fand, dass ich es auch haben sollte. Also hat sie mir ebenfalls eine Ausgabe gekauft.
    Und sie bestand darauf, dass ich das Buch allen zeigte.
    Ich weiß, ich hätte mich freuen sollen, schließlich hatte sie mir ein Geschenk gemacht. Ich habe mich aber nicht gefreut – überhaupt nicht. Nicht, dass Du das falsch verstehst:
Ich tat schon so, als ob ich mich freute – ich freute mich aber nicht. Um ehrlich zu sein, ich wurde ziemlich wütend. Es wäre vielleicht etwas anderes gewesen, hätte sie mir einfach ihre Ausgabe geliehen. Oder das Gedicht, das ihr so gut gefiel, auf schönes Papier geschrieben und mir das geschenkt. Und ganz sicher wäre es etwas anderes gewesen, wenn sie mich nicht gezwungen hätte, das Buch unseren ganzen Freunden zu zeigen.
    Vielleicht hätte ich da ehrlich zu ihr sein sollen, aber es schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.
    Nach der Schule bin ich nicht nach Hause, weil ich wirklich nicht mit ihr telefonieren konnte und weil meine Mutter am Telefon nicht gerade die beste Lügnerin war. Stattdessen ging ich in das Viertel mit den ganzen Läden und Videotheken und dann schnurstracks zum Buchladen. Und als die Verkäuferin fragte, ob sie mir helfen könne, öffnete ich meine Tasche und gab das Buch, das Mary Elizabeth mir geschenkt hatte, zurück. Ich gab das

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