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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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aufgeregt war, und das war seltsam, denn sie war eigentlich nie aufgeregt. Sie redete davon, wie sehr sie Feuer mochte und dass sie mal heiraten und in Vermont leben wollte, was auch seltsam war, denn sie redete sonst nie von solchen Sachen. Als das Feuer brannte, legte sie die Platte auf, und dann tanzte sie ein wenig auf mich zu und setzte sich neben mich. Sie sagte, ihr sei ganz warm, aber nicht, weil es im Keller warm sei.
    Die Musik erklang, und Mary Elizabeth sagte »Cheers« und nippte an ihrem Brandy. Ich mag Brandy, aber auf der Secret-Santa-Party schmeckte er mir besser. Trotzdem tranken wir das erste Glas ziemlich schnell.
    Dann hörte ich, wie mein Herz pochte, und wurde ziemlich nervös. Mary Elizabeth reichte mir ein zweites Glas Brandy und strich dabei sanft über meine Hand. Dann legte sie ihr Bein über meines, und ich sah, wie es vor sich hin baumelte. Dann spürte ich ihre Hand in meinem Nacken. Die Hand bewegte sich, ganz langsam. Und mein Herz schlug wie verrückt.

    »Gefällt dir die Platte?«, fragte sie leise.
    »Ja, sehr.« Das stimmte – die Musik war wirklich schön.
    »Charlie?«
    »Ja?«
    »Magst du mich?«
    »Klar doch.«
    »Weißt du, was ich meine?«
    »Klar doch.«
    »Bist du nervös?«
    »Klar doch.«
    »Das musst du nicht sein.«
    »Okay.«
    Da spürte ich auf einmal ihre andere Hand. Erst war sie an meinem Knie, dann arbeitete sie sich an meinem Bein zu meiner Hüfte und zu meinem Bauch hoch. Dann nahm Mary Elizabeth ihr Bein weg, setzte sich auf meinen Schoß und sah mich an. Sah mir direkt in die Augen, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln. Ihr Gesicht wirkte warm und ganz anders als sonst. Dann beugte sie sich vor und küsste meinen Hals und meine Ohren. Dann meine Wangen. Dann meine Lippen. Und alles schmolz dahin. Dann nahm Mary Elizabeth meine Hand und schob sie unter ihren Pullover, und es war kaum zu glauben, was da geschah. Wie sich Brüste anfühlten. Oder wie sie aussahen. Oder wie schwierig es war, einen BH zu öffnen.
    Nachdem wir alles gemacht hatten, was man mit der oberen Hälfte des Körpers machen konnte, lag ich auf dem Boden, und Mary Elizabeth legte mir den Kopf auf die Brust. Wir atmeten beide ganz langsam und hörten der Musik und dem Prasseln des Feuers zu. Dann, als der
letzte Song vorbei war, spürte ich ihren Atem auf meiner Haut.
    »Charlie?«
    »Ja?«
    »Findest du mich hübsch?«
    »Sehr sogar.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    Und dann hielt sie mich noch ein wenig fester, und die nächste halbe Stunde sagte sie gar nichts. Und ich lag einfach da und dachte darüber nach, wie anders ihre Stimme doch war, als sie mich fragte, ob ich sie hübsch fand. Und wie anders sie war, als ich Ja sagte, obwohl Sam gesagt hatte, dass Mary Elizabeth so etwas überhaupt nicht mochte. Und wie sehr mir der Arm schmerzte, auf dem sie lag.
    Zum Glück hörten wir das elektrische Garagentor noch gerade rechtzeitig.
     
    Alles Liebe,
Charlie
    28. März 1992
    Lieber Freund,
    endlich wird es ein wenig wärmer. Und die Leute, die man auf den Gängen trifft, sind ein wenig freundlicher. Vielleicht nicht zu mir, aber generell. Ich habe für Bill einen
Aufsatz über »Walden« geschrieben, aber diesmal habe ich nicht einfach den Inhalt zusammengefasst, sondern so getan, als ob ich seit zwei Jahren allein an einem See leben würde, weit weg von allen anderen Menschen, und »Einsichten hätte«. Um ehrlich zu sein, wünschte ich, es wäre so.
    Seit dem Abend mit Mary Elizabeth hat sich einiges verändert. Es fing damit an, dass Sam und Patrick mich am Montag in der Schule mit breitem Grinsen begrüßten. Mary Elizabeth hatte ihnen also alles erzählt, was mir nicht so recht war, aber Sam und Patrick fanden es großartig und freuten sich für uns beide. Sam sagte immer wieder:
    »Dass ich da nicht früher draufgekommen bin. Ihr beide passt wirklich toll zusammen.«
    Offenbar findet Mary Elizabeth das auch, denn auch sie hat sich völlig verändert. Sie ist die ganze Zeit nett zu mir, aber es fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Zum Beispiel rauchen wir nach der Schule mit Sam und Patrick noch eine Zigarette und unterhalten uns, und dann gehen wir nach Hause, und kaum bin ich daheim, ruft Mary Elizabeth an und fragt: »Was gibt’s Neues?«, und ich weiß nicht, was ich sagen soll, denn das einzig Neue, das es gibt, ist, dass ich nach Hause gegangen bin, was nicht gerade viel ist. Ich erzähle es ihr dann trotzdem. Und dann

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