Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
nannte sie Lily. Sie war zwei Jahre über mir.«
»Ich glaube nicht.«
»Ich dachte, dein Bruder hätte dir die Geschichte vielleicht mal erzählt. Ist ein Klassiker.«
»Ja, vielleicht.«
»Okay. Unterbrich mich einfach, wenn du sie schon kennst.«
»Okay.«
»Lily kommt also mit diesem Typen hierher, der die Hauptrollen in den ganzen Highschool-Stücken spielt …«
»Parker?«
»Parker, ganz genau. Woher kennst du den?«
»Meine Schwester war mal in ihn verknallt.«
»Abgefahren!« Wir waren beide schon ziemlich betrunken. »Also, Parker und Lily kommen eines Nachts hier hoch. Und sie sind ja so verliebt. Er hat ihr sogar seine Anstecknadel geschenkt, dieses Ding von der Schauspielervereinigung. «
Patrick verschüttete Wein, weil er zwischen den Sätzen immer wieder lachen musste.
»Und sie hatten auch einen gemeinsamen Song. So was wie ›Broken Wings‹ von Mr. Mister. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ›Broken Wings‹ würde die Geschichte einfach perfekt machen.«
»Erzähl schon weiter.«
»Okay, okay.« Er schluckte. »Also, sie gingen schon eine Weile zusammen aus und hatten, glaube ich, auch schon miteinander geschlafen, aber das hier sollte eine ganz besondere Nacht werden. Lily hat ein kleines Picknick eingepackt, in Frischhaltebeuteln, und Parker hat seinen Ghettoblaster dabei, damit sie ›Broken Wings‹ hören können.«
Über den Song kam Patrick einfach nicht weg. Er lachte fast zehn Minuten lang.
»Mann, Mann, tut mir Leid … Sie machen also ihr Picknick, mit Sandwiches und allem. Und dann fangen sie an zu fummeln. Die Musik spielt, und sie sind fast so weit, ›es‹ zu machen, als Parker auffällt, dass er die Kondome vergessen hat. Sie liegen aber beide schon nackt auf dem Grün, und beide wollen es unbedingt. Und sie haben keine Kondome. Und was glaubst du, haben sie getan?«
»Keine Ahnung.«
»Sie haben es mit einem Frischhaltebeutel gemacht!«
»NEIN!«
»JA!«
»MEIN GOTT!«
»JA!«
Nachdem wir zu lachen aufgehört und den größten Teil des Weins verschüttet hatten, sah Patrick mich an.
»Und weißt du, was das Beste ist?«
»Was?«
»Lily hielt die Abschlussrede bei der Zeugnisvergabe. Und als sie nach vorne ging … wussten alle Bescheid!«
Wenn man dermaßen lachen muss, gibt es nichts Schöneres, als wieder Luft zu kriegen. Es war wirklich so abgefahren.
Dann, als wir uns wieder beruhigt hatten, erzählten wir uns alle Geschichten, die uns einfielen:
Da war dieser Junge, Barry, der im Kunstunterricht immer Drachen baute. Nach der Schule klebte er Feuerwerkskörper an sie dran, ließ sie steigen und jagte sie in die Luft. Heute macht er eine Ausbildung zum Fluglotsen.
Patrick, Geschichte von Sam
Dieser Junge namens Chip, der seine kompletten Ersparnisse für Kammerjägerzubehör ausgab. Er ging von Tür zu Tür und bat die Leute, ihn ihr Ungeziefer vernichten zu lassen – kostenlos, versteht sich.
Ich, Geschichte von meiner Schwester
Ein Typ namens Carl Burns, den alle nur C. B. nannten, war auf einer Party mal so breit, dass er versuchte, den Hund des Gastgebers zu »besteigen«.
Patrick
Und ein anderer mit dem Spitznamen »Action Jack«, weil man ihn auf einer Party, auf der alle total besoffen waren, erwischt hatte, wie er sich einen runterholte. Und auf den großen Sportfesten feuerten ihn immer alle an und klatschten dabei in die Hände: »Action Jack, klatsch klatsch klatsch, Action Jack!«
Ich, Geschichte von meinem Bruder
Es gab noch mehr Geschichten und peinliche Spitznamen: »Second Base Stace«, die in der Vierten schon Brüste hatte
und die Jungs gerne mal fühlen ließ … Vincent, der auf Acid versucht hatte, ein Sofa das Klo runterzuspülen … Sheila, die angeblich mit einem Hot Dog masturbiert hatte und in die Notaufnahme gebracht werden musste … und so weiter.
Irgendwann konnte ich nur noch daran denken, wie es all diesen Leuten wohl auf ihren Jahrgangstreffen ging. Ich fragte mich, ob sie sich schämten. Und ob das nicht ein geringer Preis dafür war, eine lebende Legende zu sein.
Nachdem wir dank Kaffee und Patricks Pillen wieder etwas nüchterner waren, fuhr er mich heim. Das Mixtape, das ich ihm aufgenommen hatte, war inzwischen bei den Winterliedern angekommen.
»Danke, Charlie.«
»Klar doch.«
»Nein. Ich meine, das in der Schule.«
»Klar doch.«
Schließlich hielten wir vor unserem Haus. Wir umarmten uns und sagten Gute Nacht, aber als ich loslassen wollte, umarmte er mich noch ein
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