Das Alte Aegypten
eine kunstvoll bemalte Holztür in die mit jenseitigen Motiven bedeckte Grabkammer.
Eine Welt für sich
Der ansteigende Berghang hinter Deir el-Medina, „Kloster der Stadt“, wie das Dorf Sennedjems heute wegen eines Tempels heißt, der in koptischer Zeit zu einem Kloster umgewandelt wurde, birgt noch mehr Gräber. Ihre Ausmaße sind zwar eher bescheiden, dennoch zählen sie wegen der Leuchtkraft ihrer Malereien zu den erstaunlichsten Zeugnissen altägyptischer Kunst. Doch nicht nur das macht den speziellen Reiz des Ortes für Ägyptologen aus. Vielmehr ermöglichen es die Siedlungsreste, die Lebensweise zur Zeit der Ramessiden (1295-1069, siehe S. 166) detailliert zu rekonstruieren. Die 68 Gebäude, die noch auf Erdgeschossebene erhalten sind, bedeckten eine Fläche von zirka zwei Hektar. In ihnen lebten ungefähr 400 Personen, Handwerker und Facharbeiter, die mit dem Bau und der Dekoration der königlichen Gräber beschäftigt waren sowie deren Familien. Das von einer breiten Hauptstraße und mehreren Nebenstraßen durchzogene, fast rechteckige Dorf war von einer weiß getünchten Lehmziegelmauer umgeben. Auch die aus jeweils vier bis fünf Räumen bestehenden, zwischen 13 und 27 Meter langen und bis zu sechs Meter breiten Häuser waren aus ungebrannten Ziegeln erbaut, ihre Dächer mit Palmholzbrettern gedeckt. Sie besaßen einen Keller und ein Obergeschoss mit Terrasse.
Erotische Fantasien
Über das Leben der Bewohner sind wir teilweise besser unterrichtet als über das der Könige, für die sie arbeiteten, da Archäologen eine große Menge ihrer täglichen Aufzeichnungen in der nahen Abfallgrube des Ortes entdeckten. So haben wir auch Kenntnis vom ersten Streik der Geschichte, bei dem es 1156 v. Chr. um die Bezahlung, das heißt die unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln ging. Außerdem lassen sich die monatliche Entlohnung, Tauschgeschäfte und Streitereien vor Gericht rekonstruieren. Wer bei der Arbeit fehlte und aus welchem Grund erfahren wir ebenso wie etwas über die erotischen Fantasien der Männer, da sich entsprechende Skizzen erhalten haben. Sie waren eine willkommene Abwechslung von der harten Arbeit, die neun Tage am Stück, vorund nachmittags mit einer Pause dazwischen zu leisten war. Den letzten Tag der Zehn-Tages-Woche hatte man frei. Nach dem Ende der Arbeiten an den Königsgräbern (1069) wurde das Dorf aufgegeben.
Ostrakon
Ostraka (grch. „Tonscherben“) sind Tonscherben oder Kalksteinsplitter, die im Altertum als günstiges Schreibmaterial verwendet wurden. Beschrieben wurden sie mit Tinte oder durch Einritzen des Textes. Sie sind manchmal auch Träger von Skizzen, hauptsächlich jedoch von alltäglichen Notizen, aber auch von Rechnungen, Testamenten und literarischen Texten. Allein in der Abfallgrube von Deir el-Medina wurden mehr als 5000 von ihnen gefunden
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Nördlich des rechts im Bildhintergrund zu erkennenden Arbeiterdorfes Deir el-Medina steht ein kleiner Tempel aus der Ptolemäerzeit (305-30), der später in ein koptisches Kloster umgewandelt wurde. Er war den Göttinnen Hathor und Maat geweiht
.
(c) akg, Berlin
Die Frauen der Pharaonen
Königinnen
Außer den vielen männlichen gab es auch ein paar weibliche Pharaonen, von denen Hatschepsut (1473-1458) und Kleopatra (51-30) diejenigen sind, die der Nachwelt am besten in Erinnerung blieben. Von diesen Herrscherinnen soll hier nicht die Rede sein. Im Gegensatz zu ihnen führten die Königinnen zwar nicht die fünf Namen eines Pharaos (siehe S. 178), waren aber auch an besonderen Titeln zu erkennen. Außerdem konnte ihr Geburtsname – wie der des Königs – in einer Kartusche geschrieben werden, sie wurden in besonderer Weise dargestellt und definierten sich durch ihre verwandtschaftliche Beziehung zum König.
Die Große Königliche Gemahlin
Am bedeutendsten unter den drei verschiedenen Typen von Königinnen waren die Großen Königlichen Gemahlinnen – ein Titel, der seit dem 16. Jh. bezeugt ist. Diese Hauptfrauen der Könige mussten keinesfalls selbst königlicher Abkunft sein, auch die Geschwisterehe, eine Vermählung des Pharaos mit seiner Schwester, wurde erst in der Zeit der Ptolemäer (305-30) zur Regel. Die Großen Königlichen Gemahlinnen dürften dem Pharao in dessen Residenz nahe gewesen sein und ihn auf Reisen begleitet haben. Auch im Tode war ihr Platz grundsätzlich in seiner Nähe. Sie rangierten gleich hinter dem König und wurden oft mit ihm gemeinsam dargestellt. Auf diesen Abbildungen geht der Pharao
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