Das Alte Aegypten
allgegenwärtig, aber im Kult und Gebet immer erreichbar.
Das Totenbuch der Priesterin Nesitanebtashru aus dem 11. Jh. v. Chr. zeigt den Schöpfungsmythos von Heliopolis. Hier wölbt sich Nut, die als Göttin den Himmel verkörpert, gehalten von ihrem Vater Schu, der für die Luft steht, über ihrem Bruder, Geb, der die Erde repräsentiert und am Boden liegt
.
(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Angelpunkt himmlisch-irdischer Beziehung
Das Opfer
„Ein Opfer, das der König dem Osiris gibt, … ein Totenopfer von Brot und Bier, Fleisch und Geflügel, Alabaster und Kleidern, allen guten und reinen Dingen, von denen ein Gott lebt, dem Geist des NN (Name des Toten), dem Gerechtfertigten.“ So lautete eine der gängigsten Opferformeln. Sie konnte gemeinsam mit den genannten Dingen auf die Wände der Grabkammer, auf Särge oder Stelen gemalt werden und ließ sie damit im Jenseits auf magischem Wege real werden. Damit das Ka, die „Seele“ des Toten, die für sie bestimmten Opfer auch finden würde, musste das Opferritual von einem Lebenden, einem Angehörigen oder einem beauftragten Priester bei einem Besuch des Grabes zelebriert werden. Denn das Ka musste versorgt und genährt werden, es benötigte sogar Kleidung. In den Gräbern und Totentempeln des Alten Reichs verbanden die Scheintüren, die später von Stelen abgelöst wurden, Diesseits und Jenseits. Wurde an ihnen geopfert, konnte das Ka direkt durch diese Tür treten und die Opfer annehmen. Dazu musste es zuerst gerufen werden. Auf Ägyptisch hieß das Totenopfer darum „Das Hervorkommen auf den Ruf“. Als Gegenleistung für die vorschriftsmäßige Opferung wachte der Verstorbene in Gestalt des Ach, eine Art Geist, über die Lebenden und gewährte ihnen Hilfe in allen Lebenslagen.
Totenbuch
Im Mittleren Reich wurden dem Toten nützliche Texte auf den Sarg geschrieben, die sogenannten Sargtexte (siehe S. 104). Mit Beginn des Neuen Reichs ging man dazu über, beim Einwickeln der Mumie einen Papyrus in die Binden zu stecken oder ihn zu dem Verstorbenen zu legen. Er enthielt Textpassagen und Bilder aus dem Totenbuch, einer Spruchsammlung, die je zur Hälfte auf die Sargtexte und auf die Pyramidentexte (siehe S. 40) des Alten Reichs zurückgeht. Die „Sprüche für das Herausgehen am Tage“, wie die Ägypter diese Texte nannten, waren eher Brevier als ein geschlossenes Werk, erst im vorletzten Jahrhundert wurden sie in Kapitel eingeteilt. Das Totenbuch war eineinhalbtausend Jahre in Gebrauch
.
Die Speisung der Götter
Immer war es der König, der am Anfang der Totenformel stand, denn er war der einzige im Land, der mit den Göttern verkehren durfte. An seiner Stelle übernahmen Priester die Opferung in den Tempeln, denn auch die Götter mussten versorgt werden. Wie den Toten wurden auch ihnen vor allem Speisen dargebracht. Ursprünglich wurde Brot auf eine einfache, geflochtene Matte gelegt – beides ergibt die Hieroglyphe für „Opfer“. Als es nicht mehr beim Brot blieb, übernahm eine Steinplatte, der Opfertisch, die Aufgabe der Matte. Bier und Fleisch, Früchte und Öle kamen hinzu, eben das, was Menschen auch für ihre Ernährung benötigten, mit Ausnahme von Schwein und Fisch. Die Götter ähnelten eben in vielem den Menschen, sahen aus wie diese, speisten wie diese und das – ebenfalls wie diese – dreimal am Tag. Die Opfer konnten mehrfach verwendet werden: Da Götter und Tote nur die geistige Substanz der Opfergaben benötigten, konnten die Gaben weitergereicht werden.
Gab es Menschenopfer?
Menschenopfer gab es im alten Ägypten nur im Zusammenhang mit der Bestattung der ersten Pharaonen. Den Königen der 1. Dynastie folgten bis zu 595 Untertanen in den Tod, schließlich waren es die Herrscher gewohnt, dienstbare Geister um sich zu haben. Eine Sitte, die mit den Königen der 2. Dynastie endete – Uschebtis (siehe S. 102), dem Grab beigelegte Figuren, die reale Menschen vertraten, übernahmen von nun an alle notwendigen Aufgaben.
Die Texte der Totenbücher wurden oft durch Illustrationen ergänzt. Eine häufig gezeigte Szene ist die Darbringung von Opfern durch den Grabherrn. Die sich hier auf dem Opferaltar türmenden Gaben opfert Ani, ein hoher Beamter der Tempelverwaltung, gemeinsam mit seiner Gemahlin dem Totengott Osiris
.
(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Paläste der Unterwelt
Das Tal der Könige
Auf der westlichen Nilseite, gegenüber von Theben, dem heutigen Luxor, liegt in einem verborgenen Wüstental die
Weitere Kostenlose Bücher