Das Alte Aegypten
Füllung des Körpers
Anschließend wurde das Körperinnere gereinigt und der Körper für Wochen in Natron gelegt, wodurch er 75 Prozent seines Gewichtes verlor. Schließlich wurde er ausgepolstert und mit Harzen versiegelt, oft wurden künstliche Augen eingesetzt. Dabei kam auch Bitumen (arab. „mumiyah“) zum Einsatz, von dem die Araber fälschlicherweise glaubten, es sei für die Schwarzfärbung der Mumien verantwortlich. Nach einer Salbung mit wohlriechenden Ölen fehlte nur noch das Umwickeln mit harzgetränkten Binden, eine Arbeit die 15 Tage in Anspruch nahm und bis zu 1000 Meter Leinen verbrauchen konnte. Zwischen die Streifen wurden schützende Amulette und manchmal auch Papyri gelegt, die Sprüche aus dem Totenbuch (siehe S. 110) enthielten.
Totenpriester trugen während der Mumifizierung eine Schakalmaske. Sie verwies auf Anubis, den Gott der Mumifizierung und der rituellen Bestattung
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(c) Interfoto, München
Land der tausend Götter
Religion
Religion half den Ägyptern, ihre Umwelt zu verstehen, tröstete sie mit der Hoffnung auf eine kommende Gerechtigkeit und auf ein Leben nach dem Tod. Die Bewohner des Landes am Nil glaubten daran, dass die Götter die Welt erschaffen hatten, sie seither erhielten und dass jeder Mensch von ihnen abhängig sei. Die Religion durchdrang jeden Aspekt des täglichen Lebens und festigte das ägyptische Gesellschaftssystem mit dem König an der Spitze. Sein Amt war göttlichen Ursprungs, und von göttlicher Abstammung, war er unangreifbar, musste dafür sorgen, dass die Maat, die göttliche Ordnung, aufrechterhalten, ja sogar ausgebaut wurde.
Der König der Götter
Für die Ägypter lebten ihre Götter, obwohl sie sich nicht viel um das Treiben der Menschen kümmerten. So gab es keine göttliche Offenbarung, die ihnen vorschreiben konnte, was sie zu tun hätten. Andererseits beeinflussten die etwa 2000 verschiedenen Götter, die zum Teil regional, zum Teil im ganzen Land verehrt wurden, das alltägliche Leben. Sie waren für unerklärbare Phänomene verantwortlich und mussten mit von Priestern in Tempeln durchgeführten Ritualen immer wieder aufs Neue gütig gestimmt werden. Auch wenn für die Mehrheit der Ägypter ihr jeweiliger Stadtgott, der im örtlichen Tempel residierte, am wichtigsten war, gelang es zwei ursprünglich in Heliopolis bzw. Theben beheimateten Göttern, so große Bedeutung zu erlangen, dass sie zeitweise als eigentliche Hauptgötter des Landes verehrt wurden: Der Sonnengott Re und Amun, Gott des Windes und des Lebenshauchs. Vereinigt zu Amun-Re trug er im Mittleren und Neuen Reich häufig den Titel „König der Götter“. Grundsätzlich aber existiert bis auf die gelegentliche Zusammenfassung dreier Götter zu einer Familie, einer Triade, kein System der ägyptischen Götter, keine Rangfolge und auch keine zahlenmäßige Begrenzung.
Die Farbe Rot
Den Ägyptern war die Farbe Rot verhasst. Sie galt als Farbe der Wüste und des zerstörerischen Gottes Seth (siehe S. 164), der unter den Göttern die Rolle des Bösewichts besetzte. Um seinen Namen zu schreiben, benutzte man, wie für alle Wörter, die üble Dinge bezeichneten, rote Farbe in einem ansonsten schwarzen Text. „Rotmachen“ bedeutete so viel wie töten, üble Machenschaften wurden als „rote Dinge“ bezeichnet. In einem alten ägyptischen Zauberspruch wird die Erlösung von dem Bösen gefordert: „O Isis, erlöse mich, befreie mich aus der Hand aller schlechten, bösen, roten Dinge!“
Ein tierisches Pantheon
Da es so viele Götter gab, musste man sie irgendwie unterscheiden können. Eine Beschriftung half hier nicht weiter, konnten doch nur die wenigsten lesen. Also stellte man sie mit bestimmten Attributen dar, mit Abzeichen, die dem Gläubigen eindeutig mitteilten, welcher Gott gemeint war. So wurde bei Göttern in Menschengestalt der Kopfputz unterschiedlich gestaltet, die Haltung variiert, ihnen eine bestimmte Hieroglyphe oder ein Gerät beigegeben. Am auffälligsten sind jedoch die Götter, die in Tiergestalt erscheinen oder auch mit Teilen von ihnen – besonders den Köpfen – abgebildet werden. So soll symbolisiert werden, dass der Gottheit eine Fähigkeit innewohnt, die dem betreffenden Tier zu eigen ist. Der Glaube an einzelne Götter wurde niemals aufgegeben. Sie konnten Aspekte anderer Götter, selbst jene von Gottheiten aus der Fremde übernehmen, trugen manchmal zahlreiche Namen und wirkten zum Teil per Orakel auf die Welt ein. Sie waren weder allmächtig noch
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