Das Alte Aegypten
hin offenen Felsenkessel von Deir el-Bahari, einer vom Mittleren Reich bis in die Ptolemäerzeit genutzten Nekropole gegenüber von Luxor, befinden sich die Überreste von Tempeln dreier Pharaonen. Am besten erhalten ist der von Hatschepsut (siehe Abb. S. 125). Er besteht aus drei zu Pfeilerhallen ausgebauten Terrassen mit Hathor, Anubis und Amun geweihten Kapellen. Unter den Privatgräbern ist ein Schachtgrab aus der 11. Dynastie, die sogenannte Cachette von Deir el-Bahari, wegen der 40 Königsmumien aus dem Tal der Könige, die dort vor Grabräubern versteckt waren, das bedeutendste
.
Opfer eines Mordkomplotts?
Hatschepsut war eine macht- und selbstbewusste Herrscherin: Kein König der 18. Dynastie hinterließ eine größere Vielfalt an Figuren, in ihrem Tempel waren mehr als zweihundert versammelt. Einige zeigen sie im Königsornat mit dem traditionellen falschen geflochtenen Bart, denn jede Änderung der heiligen Bräuche bedeutete Gefahr für ihren Thron. Ihre Herrschaft war geprägt durch eine Abkehr von der imperialen Politik ihres Vaters, auch wenn sie sechs Feldzüge nach Nubien und Syrien unternehmen ließ. Sie legte Wert auf gut nachbarschaftliche Beziehungen, auf wirtschaftlichen und kulturellen Austausch. Hatschepsut starb in ihrem 16. Regierungsjahr eines natürlichen Todes. Mutmaßungen, sie sei von ihrem inzwischen erwachsenen Stiefsohn, Thutmosis III., ermordet worden, ließen sich mit Hilfe ihrer Mumie widerlegen, die erst im Sommer 2007 als die der Königin identifiziert wurde. Bestattet wurde sie im Tal der Könige, an der Seite ihres Vaters, den sie hierher hatte überführen lassen. Ihr Stiefsohn sorgte nach ihrem Tod dafür, dass die Erinnerung an sie nahezu ausgelöscht wurde.
Vor der Fassade des Totentempels Hatschepsuts befanden sich kolossale Statuen, die die Königin als Osiris, mumienförmig und mit Götterbart, zeigten. Sie wurden einige Jahre nach ihrem Tod zerstört. Einige Gesichtsfragmente aus bemaltem Kalkstein haben sich jedoch erhalten
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Ein geheimnisvolles Land
Punt
Gold, Elfenbein, Edelsteine, Ebenholz, Weihrauch und Salz gehörten zu den für die Ägypter unermesslichen Reichtümern der Länder, die sich südlich an ihr Reich am Nil anschlossen und denen sie die Namen Wawat, Kusch und Punt gaben. Sie waren steter Quell märchenhafter Erzählungen, waren diese Länder doch weit entfernt, ihre Bewohner fremdartig, ihre Produkte exotisch. Während jedoch Wawat und Kusch, Unter- und Obernubien, zeitweise zum Reich der Pharaonen gehörten, politische, wirtschaftliche und kulturelle Kontakte vielfältig und zahlreich waren, scheint Punt seltener von königlichen Expeditionen besucht worden zu sein.
Der Große von Punt
Die früheste Expedition nach Punt, über die sich Berichte erhalten haben, fand Anfang der 5. Dynastie statt, die letzte während der 20. Dynastie unter Ramses III. (1184-1153). Die aufgrund eines ausführlichen Berichts in Form von bemalten Wandreliefs bekannteste Schilderung Punts ist die Geschichte einer Schiffsexpedition, die Hatschepsut (1473-1458), einem Orakel des Gottes Amun folgend, im neunten Jahr ihrer Regierung ausrüstete. Da sie mit Weihrauch für den Kult des Gottes, laut königlicher Propaganda Vater der Herrscherin, zurückkehrte, wurde sie prominent gewürdigt und der Bilderzyklus erhielt einen Ehrenplatz. Er wurde im linken Portikus der zweiten Terrasse des Totentempels der Hatschepsut in Deir el-Bahari (siehe S. 118) angebracht.
Die einzig erhaltene Bildversion einer solchen Fahrt schildert, wie die Ägypter auf fünf Schiffen unter dem Befehl Admiral Nehesis zunächst an der Küste eines Meeres entlang segelten, um dann ihr Ziel auf dem Landweg zu erreichen. Sie werden vom Fürsten Parahu, „dem Großen von Punt“, begleitet von seiner fettleibigen Frau, Itj, empfangen.
Weihrauch
Das Harz des Weihrauch-Baumes entwickelt beim Verglühen einen aromatisch duftenden Rauch, der für kultische Zwecke, bei der Mumifizierung und in gut situierten Kreisen auch im Alltag als desinfizierendes und entzündungshemmendes Heilmittel zum Einsatz kam. Es wurde in großen Mengen verbraucht und war äußerst begehrt. Da der Weihrauch-Baum nur am Horn von Afrika, in Arabien und Indien vorkommt, waren Handelsexpeditionen notwendig, um das durch Anritzen der Pflanze gewonnene Harz einzutauschen. Handelspartner war vor allem das geheimnisumwitterte Land Punt, das im Südosten des Sudans, in der Nähe des Horns von
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