Das Alte Aegypten
gelangte Technik, Großbronzen herzustellen und sie durch Tauschieren, dem Einlegen von Edelmetall in Metall, zu verzieren, ist die 60 cm hohe Statue der Karomama, Gemahlin König Osorkons II. (um 870 v. Chr.)
.
(c) akg, Berlin
Hauptstadt aus zweiter Hand
Tanis
Howard Carter und Tutanchamun – zwei Namen, deren Nennung jeden Ägyptenliebhaber zum Schwärmen bringen. Eigentlich genauso müsste es Pierre Montet (1885-1966) und Psusennes I. (1039-991) ergehen, denn sie verbindet das gleiche Schicksal: Der französische Forscher entdeckte 1939 in Tanis sieben unter dem Boden liegende, intakte Gräber von elf Königen der 21. und 22. Dynastie. Besonders die Grabausstattung Psusennes’ I., des dritten Königs der 21. Dynastie, kann es mit der des Tutanchamun aufnehmen. Kultgefäße aus Edelmetall, kostbarer Schmuck und besonders die goldene Gesichtsmaske faszinieren den Betrachter des im Ägyptischen Museum in Kairo ausgestellten Grabschatzes. Psusennes’ Mumie lag in einem anthropomorphen Silbersarg, den wiederum ein schwarzer Granitsarg umschloss, der ursprünglich einem Beamten der 19. Dynastie als letzte Ruhestätte diente. Wegen der Schwierigkeit, an geeignete Rohstoffe für einen Sarkophag zu kommen, war auch die äußerste Hülle, der Granitsarkophag, recycelt worden. Die Priesterkönige in Theben hatten Psusennes einen nicht mehr benötigten Sarkophag König Merenptahs (12131203) zur Verfügung gestellt, nachdem dessen Grab bereits geplündert, seine Mumie an anderer Stelle verwahrt worden war.
Libyen
Das Gebiet westlich Ägyptens war während der Pharaonenzeit nur dünn besiedelt. Halbnomadische Hirten, die man Tjehenu nannte, fristeten westlich des Deltas ein karges Leben. Später, im Neuen Reich, traten Meschwesch und Libu – nach diesem Stamm erhielt das Land seinen modernen Namen – an ihre Stelle. Sie versuchten im 13. Jh. v. Chr. wiederholt ins Delta vorzudringen, wurden aber immer wieder zurückgedrängt. Die dabei gemachten Gefangenen, die in Ägypten als Söldner und Landarbeiter dienen mussten, bildeten in der Dritten Zwischenzeit eine so einflussreiche Gruppe, dass es deren Anführern gelang, als 22. und 23. Dynastie (945-715) den Thron zu besetzen
.
Eine logistische Meisterleistung
So verdienstvoll die Grabungen Montets für die Ägyptologie auch sein mögen, so engstirnig war jedoch auch sein Festhalten an der Theorie, er hätte mit Tanis, der Ruinenstätte im nördlichen Ostdelta des Nils, die Hauptstadt der ramessidischen Herrscher, das biblische „Ramses“ entdeckt. Die Schlussfolgerung lag nahe. Schon im 19. Jh. waren hier, im Umfeld eines gewaltigen Ruinenhügels einige Architektur- und Skulpturenteile gefunden worden, die die Namenskartusche Ramses’ II. trugen. Auch bei den weiteren archäologischen Untersuchungen stießen die Archäologen auf Reste von Kolossalstatuen, Obelisken – 23 an der Zahl – und Inschriften, die fast ausnahmslos von Ramses II. stammten. Inzwischen weiß man, dass die Ramses-Stadt, Piramesse, weiter südlich, nahe dem Ort Qantir lag. Sie wurde wegen Versandung des natürlichen Hafens, an dem man sie erbaut hatten, aufgegeben. Man benutzte sie als Steinbruch, schaffte mühevoll viele ihrer Denkmäler ins 20 km entfernte Tanis und erbaute mit ihnen die Hauptstadt der 21. Dynastie (1069-945).
Die vergessenen Gräber der Könige
In ihrem Zentrum erhob sich eine verkleinerte Kopie des Amun-Tempels von Karnak, denn auch die tanitischen Könige verstanden sich als Sachwalter dieses Gottes. Innerhalb des Tempelbezirks befinden sich die Königsgräber, von Oberbauten fehlt jede Spur. Es sind bescheidene, manchmal mehrfach belegte Kammern mit wenig Dekoration. Auch nach dem Verlust der Hauptstadtfunktion blieb Tanis von Bedeutung. Die Könige der 22. Dynastie (945-715) nutzen den Ort weiterhin als Nekropole.
Von den etwa 1000 Beigaben im Grab Psusennes’ I. ist die Goldmaske die wertvollste. Sie unterscheidet sich von der Tutanchamuns durch ihre beeindruckende Schlichtheit. Außer Gold wurde nur für die Augen, Augenkonturen und Lider ein anderes Material – farbiges Glas – verwendet
.
(c) akg, Berlin
Die fünf Namen des Königs
Königtum und Königstitulatur
Wie Horus, der falkengestaltige Himmelsgott, über den Luftraum herrscht, so sein Vertreter auf Erden, der König, über die Menschen. Durch die mythische Verbindung mit den Göttern war das ägyptische Königtum von Anfang an gegen jede Kritik erhaben. Die Pharaonen waren nicht nur göttlicher
Weitere Kostenlose Bücher